Rathaus-Kolumne Musikschule bleibt Zankapfel der Ampel-Kooperation

Düsseldorf · Der städtischen Musikschule fehlen Lehrer. Die Wartelisten sind lang. Politik und Oberbürgermeister haben sich bei dem Thema verkämpft. Doch die Eltern wollen endlich Lösungen.

Bildungsthemen können rasch zu Reizthemen werden. Das zeigt in dieser Woche der Zoff zwischen CDU-Ratsherr Andreas Hartnigk und dem Oberbürgermeister um den Verkauf des VHS-Gebäudes an der Franklinstraße. Hier geht es um Menschen, die Schulabschlüsse nachholen. Die Abteilung bleibt erhalten, zieht aber für mehrere Jahre in ein Provisorium. Ratsleute wie Oliver Schreiber (SPD) und der Förderverein des VHS-Hauses sorgen sich schon länger um fehlende Chemieräume und andere Abstriche. Hartnigk hätte dies gerne gewusst, als er auf Bitten des Rathaus-Chefs einen Eilbeschluss zum Verkauf der Immobilie unterzeichnete. Jetzt ist er vergrätzt.

Sorgen um Qualitätsstandards muss sich bei einem anderen Zankapfel der Bildungspolitik, der städtischen Clara-Schumann-Musikschule (CSM), niemand machen. Wohl aber darum, ob er überhaupt einen Platz ergattern kann. Mehr als 3000 Jungen und Mädchen stehen zu Spitzenzeiten auf den Wartelisten. Dennoch blieben zuletzt bis zu 17 Lehrerstellen unbesetzt – gemessen am ursprünglichen Stellenkegel. Eltern, Kinder, Förderverein, CDU und Kulturpolitische Gesellschaft geißeln das schon lange. Zuletzt riss auch den Grünen, immerhin Partner in der Ampel-Kooperation, der Geduldsfaden. Die inzwischen immer breiter aufgestellte Kritik gilt insbesondere dem Rathaus-Chef. Denn Thomas Geisel (SPD) steht bei diesem Thema nach Einschätzung vieler Betroffener auf der Bremse. Er will lieber ganz neu denken, private Anbieter mit ins Boot holen und diesen städtische Räume kostenfrei zur Verfügung stellen. So könnten die Kursgebühren der qualifizierten Privaten sinken, das Angebot für breitere Schichten größer werden. Bis es soweit ist, soll aber erst einmal der Amtsantritt der neuen Musikschulleiterin Doris Bischler abgewartet und ein neues Gesamt-Konzept erarbeitet werden. Wer in der letzten Ratssitzung auf eine parteiübergreifende Lösung gehofft hatte, war naiv. Zur Sollbruchstelle der Ampel wollten die Grünen das Thema dann doch nicht machen. Für Eltern und musikalische Kinder ist das alles höchst unbefriedigend. Ihr Eindruck: Die Musikschule ist in die Mühlen der Parteipolitik geraten. Manche meinen, dies sei auch deshalb so, weil die Vorsitzende des Fördervereins Sylvia Pantel heißt und als konservative Christdemokratin gerne mal für Reibung sorgt. Doch die Musikschule eignet sich nicht für Parteitaktik. Im Sinne Tausender Düsseldorfer Kinder muss endlich gehandelt werden. Für die Parteien und den OB geht es um nicht weniger als ihre Glaubwürdigkeit beim Thema musikalische Bildung.

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