Konflikt mit Mehrheitseigner EnBW Stadtwerke-Chef geht im Unfrieden

Düsseldorf · Freitag tagt der Aufsichtsrat der Stadtwerke. Dass dabei der Weggang vom Vorstandsvorsitzenden Markus Schmidt verkündet wird, ist reine Formsache.

 Markus Schmidt wird sein Amt niederlegen.

Markus Schmidt wird sein Amt niederlegen.

Foto: RP, Thomas Bußkamp

Seit langem ist klar, dass Schmidt dort keine Zukunft mehr hat. Er steht für eine Strategie, die Mehrheitseigner EnBW nicht mehr will.

Der Aufsichtsrat der Stadtwerke wird heute die Trennung von Vorstandsvorsitzenden Markus F. Schmidt offiziell aussprechen. Der Beschluss gilt inzwischen als Formsache, weil Schmidt bereits lange im Mutterkonzern EnBW umstritten ist und seit Wochen über die Bedingungen einer vorzeitigen Auflösung verhandelt wurde.

Dabei wurde Schmidt zum 1. Juli 2006 mit Zustimmung von EnBW zum Nachfolger von Karl-Heinz Lause in den Chefsessel gehievt. Denn der baden-württembergische Stromkonzern hatte 2002 und 2006 Anteile der Stadtwerke gekauft und besitzt die Mehrheit, bestimmt daher auch die strategische Ausrichtung der Düsseldorfer Stadtwerke mit. Gegen den Verkauf des Unternehmens hatte es seinerzeit erheblichen Widerstand gegeben, den vor allem die SPD und die Gewerkschaften stützten.

Lukrative Preise geboten

Die Firmenstrategie war unter dem damaligen EnBW-Vorstandsvorsitzenden Utz Claassen auf Expansion ausgerichtet. Die Stadtwerke sollten sich in NRW um Beteiligungen bei kleineren Stadtwerken kümmern, um gegenüber den Konkurrenten RWE stärker zu werden. Schmidt gelang es auch, Anteile an den Stadtwerken Hilden und Monheim zu erwerben. Er versuchte, durch strategische Partnerschaften Mitbewerber auszustechen.

Die Stadtwerke hatten zudem auch lukrative Kaufpreise zu bieten, heißt es in der Branche. Aus dem Bieterverfahren für Wuppertal stiegen die Stadtwerke allerdings aus, eine Direktive von EnBW wird nicht ausgeschlossen. Branchenkenner wissen, dass EnBW tatsächlich im Hintergrund dafür gesorgt hatte, dass der Kauf nicht zustande kommen konnte.

Auch in Neuss kamen die Stadtwerke nicht zum Zuge, obwohl Schmidt laufende Fusionsverhandlungen zwischen Krefeld und Neuss erfolgreich torpediert hatte. Wie in Wuppertal vermutete man seinerzeit ebenfalls, dass die Muttergesellschaft in Karlsruhe den Zukauf nicht mehr wünschte.

Offiziell wurde dazu jedoch in der ganzen Zeit nicht Stellung genommen. Letztlich war es aber diese Neuausrichtung der Firmen-Strategie, die Schmidt den Job kosteten. Anders gesagt: Er war für ein Vorgehen eingekauft worden, das man nach dem Wechsel von EnBW-Chef Utz Claassen zu Hans-Peter Villis nicht mehr wollte. Hinzu kam, dass die Chemie zwischen Schmidt und Villis nicht stimmte, wie es unter der Hand nicht nur bei den Stadtwerken hieß.

Eine Schlappe erlitten die Stadtwerke bei ihren Plänen, auf der Düsseldorfer Lausward im Hafen einen neuen Kohleblock zu bauen. Umweltschützer machten mobil, weil der hohe CO2-Ausstoß nicht zum Klimaschutz passe. Der gesamte Rat der Stadt sprach sich schließlich gegen den Kohleblock aus. Seitdem liegt das Projekt auf Eis.

Bei den Gesprächen über Vor- und Nachteile eines Kohlekraftwerks habe Schmidt nicht überzeugend gewirkt, hieß es damals in der Politik. Er habe die Parteien besser in die Überlegungen und Konzepte einbinden müssen. Diese Zurückhaltung, die Schmidt manchmal spüren lässt, kommt auch nicht immer im Unternehmen an. Jedenfalls machte sich die Arbeitnehmerseite nicht stark für ihn, als die vorzeitige Vertragsauflösung diskutiert wurde.

Dabei hatte Schmidt die Erträge der Stadtwerke Düsseldorf gesteigert, von 86 Millionen Euro (2006) auf 94,7 Millionen Euro (2007) und 90 Millionen Euro in 2008. Auch die Gewinne im ersten Halbjahr 2009 lagen mit 33 Millionen Euro um 2,5 Millionen Euro über Plan. Die Zahl der Mitarbeiter blieb mit etwa 2600 konstan und die Produktivität wurde gesteigert.

(RP)
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