Oberkassel Zeichnungen als Reisebericht

Oberkassel · Wie viele Reisen Hans Winfried Abele schon unternommen hat, kann der 76-Jährige gar nicht mehr genau sagen. Aber mehr als 20 seien es bestimmt gewesen. Am liebsten reiste der Künstler zu weit entfernten Kontinenten, hauptsächlich nach Asien und Afrika, wo er die Tiere und Menschen gemalt hat, die ihm begegneten. Ein Teil seiner Arbeiten ist zurzeit im Zentrum Plus Oberkassel ausgestellt.

 In Afrika und Asien, seinen liebsten Reisezielen, malte Hans Winfried Abele viele seiner Motive.

In Afrika und Asien, seinen liebsten Reisezielen, malte Hans Winfried Abele viele seiner Motive.

Foto: Andreas Endermann

Hans Winfried Abele ist in Bad Honnef bei Bonn geboren, lebt aber bereits seit 43 Jahren in Düsseldorf-Oberkassel. Nach seinem Kunststudium an den Kölner Werkschulen zog ihn eine Stelle als Illustrator bei einer großen Versicherung in die Landeshauptstadt.

Gleichzeitig war er als freier Künstler tätig. Neben der Liebe zur Kunst hatte er aber schon immer ein zweites Steckenpferd: die Zoologie. Und diese beiden Hobbys ließen sich gut verbinden. So fertigte Abele zoologische Studien im Kölner Tierpark an, und als das Studium vorbei war, ging das Reisen los. "Sobald ich genug Geld zusammen hatte, war ich weg." Und zwar möglichst weit weg.

Beeindruckend sind seine Reiseberichte, die er nicht etwa nach herkömmlicher Art in Textform verfasst, sondern gemalt und gezeichnet hat. Drei dieser Berichte sind sogar als Bücher veröffentlicht worden (siehe Info). Auf Bali und Madagaskar streifte er durch den Dschungel, in Ruanda und Burundi durch die hügeligen Ebenen Afrikas — im Gepäck sein Zeichenmaterial. Das führte manchmal zu Irritationen, etwa als 1992 das Militär seine Reisegruppe in Nigeria kontrollierte. Die Geschichte endete jedoch glücklich, nämlich mit einem Ölbild von Abele an der Wand des Grenzgouverneur-Büros. Danach seien die Soldaten so freundlich gestimmt gewesen, dass sie der Reisegruppe sogar den Wagen wieder beladen hätten, berichtet Abele amüsiert. Manchmal war seine Malerei auch von Anfang an der Türöffner. Oft reiste Abele durch muslimisch geprägte Länder. "Und viele Menschen wollten nicht fotografiert werden." Gegen die Malerei hatten sie jedoch nichts einzuwenden, und wenn Abele anschließend die Porträts anderen Einheimischen zeigte, erlebte er nicht selten, dass sie sich freuten, bekannte Gesichter zu erkennen. Durch diese Situationen ergaben sich oft lange und tiefgründige Gespräche, die Abele bis heute im Gedächtnis geblieben sind. Ebenso wie die Beobachtungen der Tiere. Heute ist er nicht mehr fit genug für solch anstrengende Reisen. "Aber ich bin so voll mit Erlebnissen, dass ich noch ein paar Jahrhunderte damit arbeiten könnte."

Neben der Malerei widmet er sich übrigens ebenfalls der Bildhauerei, auch dabei stehen Tiermotive im Zentrum. Mit seiner Kunst möchte er einen Beitrag dazu leisten, zwischen den Kulturen zu vermitteln: "Im Ausland habe ich versucht zu zeigen, dass Deutsche nicht nur Ausbeuter sind, sondern auch Kulturträger." Und in Deutschland möchte er durch die Darstellung der Schönheit der Natur das Verantwortungsbewusstsein für ebendiese schärfen.

(jup)
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