Düsseldorf-Hamm Widerstand gegen Brauchtum

Hamm · In dem Stadtteil gibt es Konflikte zwischen Alteingesessenen und Neubürgern. Von denen stören sich einige an den Traditionen im Dorf, ob Glockengeläut oder Schützenumzug. Das wurde am Wochenende beim Schützenfest deutlich.

 Am Wochenende feierten die St. Sebastianer in Hamm ihr Schützenfest. Zahlreiche Zuschauer standen bei der großen Parade (Foto) am Wegesrand. Aber viele Neubürger im Dorf haben offenbar Probleme mit dem Brauchtum.

Am Wochenende feierten die St. Sebastianer in Hamm ihr Schützenfest. Zahlreiche Zuschauer standen bei der großen Parade (Foto) am Wegesrand. Aber viele Neubürger im Dorf haben offenbar Probleme mit dem Brauchtum.

Foto: Göttert

Der Stadtteil Hamm erfreut sich in letzter Zeit zunehmender Beliebtheit: Die Zahl der Neubürger ist rasant gestiegen. Gerade junge Familien schätzen die dörfliche Idylle in unmittelbarer Nähe zur City. Doch wie immer, wenn Neubürger auf Alteingesessene treffen, gibt es auch Konflikte, gerade in einem so traditionsbewussten Dorf wie Hamm. Das machte der Fackelzug beim diesjährigen Schützenfest deutlich: Dabei werden alljährlich von den einzelnen Kompanien Begebenheiten aus dem Dorfleben auf die Schippe genommen.

So fuhren auch am Samstag wieder beleuchtete Mottowagen durch den Ort, die diese Anekdoten persiflierten. Und da hatten sich diesmal gleich zwei Kameradschaften, das Jäger-Corps und die Kompanie Liederkranz, einen Nachbarschaftsstreit zwischen Alteingesessenen und einer Neubürgerin vorgeknöpft. Bei diesem Streit ging es um eine unerwünschte neue Mauer, es wurde eine ausgewachsene Birke gefällt und inzwischen sind gar die Gerichte eingeschaltet worden. "Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es der bösen Nachbarin nicht gefällt", so der Kommentar auf einem Mottowagen.

Neben diesem konkreten Zwist zwischen den Alt-Hammern und einer Neubürgerin wurde das Thema aber auch grundsätzlich diskutiert. "Es kommt in letzter Zeit leider immer öfter vor, dass sich Neubürger über Lärm beschweren, der aber nun mal zum Dorfleben dazugehört", berichtet Heinz Baumgartner, Pressesprecher der Schützen. "Da stören die Glocken der Kirche oder auch die Gartenbauer, die morgens um vier Uhr zum Großmarkt fahren." So stand auf einem Fackelwagen denn auch zu lesen: "Ob Glocke, Trecker oder Kuh, die Neubürger wollen ihre Ruh'."

Dennoch war es ein gelungener Fackelzug beim schönsten Wetter. "Und das Niveau war diesmal so hoch wie lange nicht mehr", berichtet Baumgartner. Den ersten Preis bei der anschließenden Prämierung belegte einmal mehr die JüKo, die Kompanie der Jungschützen, die für ihre guten Wagen bekannt sind. Die jungen Männer nahmen diesmal eine Hammer Braut aufs Korn, die bei ihrer Hochzeit allzu tief ins Glas geschaut hatte: "Schön war auch die Hochzeitsnacht. Verlief nur anders als gedacht", feixten die jungen Schützen. Doch auch über den Fackelzug am Samstagabend soll es Beschwerden gegeben haben wegen des Lärms. Das berichteten einige Zuschauer am Rande der Parade am Sonntag. Hans Schultz, der seit 17 Jahren Hauptmann der Kompanie Turner-Schützen ist, kann das überhaupt nicht nachvollziehen. Schließlich sei der Fackelzug seit je her fester Bestandteil des Festes. Wie der Schützenbruder berichtet, beklagten einige der Neu-Hammer zudem, dass sie nicht ins Brauchtum integriert würden. "Unsere Türen stehen jedem offen. Mehr als einladen können wir aber nicht, wir können den Leuten ja nicht hinterherlaufen", sagt Hauptmann Schultz.

Doch längst nicht alle Neulinge im Stadtteil stehen den Schützen reserviert gegenüber. Elena Schöppen, die mit ihrem Mann erst seit 2012 in Hamm wohnt, hat die Parade am Sonntag ausgesprochen gut gefallen. "Ich finde es schön, zu sehen, dass hier noch alte Traditionen gepflegt werden", meinte Schöppen. Auch Susanne Masen findet das Brauchtum in Hamm sehr interessant. Die gebürtige Bonnerin ist 2011 nach Hamm gezogen. "Ich freunde mich immer mehr mit dem Stadtteil an. Für mich gehört es auch dazu, dass man sich an die Gewohnheiten und Bräuche hier anpasst", so die Neu-Hammerin.

(RP)
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