Wersten Zeitzeuge erzählt Schulkindern vom Leben im Weltkriegsbunker

Wersten · 60 Jahre war Udo Göbel nicht mehr in dem Hochbunker an der Kölner Landstraße. Auf Einladung der Werstener Jonges berichtete er von damals.

 Zeitzeuge Udo Göbel (li.) berichtete den Schülern der Christopherus-Schule über die Jahre, als er als kleiner Junge ständig in den Bunker musste, um sich vor Luftangriffen zu schützen.

Zeitzeuge Udo Göbel (li.) berichtete den Schülern der Christopherus-Schule über die Jahre, als er als kleiner Junge ständig in den Bunker musste, um sich vor Luftangriffen zu schützen.

Foto: Anne Orthen

Ihren Stadtteil erlebten 27 Viertklässler der Christophorus Grundschule bei einem Rundgang mit dem Vorsitzenden des Werstener Heimatvereins und ehemaligen Bezirksbürgermeister Heinz Leo Schuth einmal aus einer ganz neuen Perspektive. Dabei besuchten sie unter anderem zusammen mit dem Zeitzeugen Udo Göbel den Bunker an der Kölner Landstraße Ecke Burscheider Straße - ein besonderer Moment.

"Die Bunker waren sehr wichtig, da die meisten Menschen während des Zweiten Weltkrieges keinen bombensicheren Keller hatten", berichtete Göbel. So auch seine Familie, die an der Werstener Dorfstraße wohnte und die sich bei mit Sirenen ankündigenden Voralarmen auf den Weg zum Bunker machte. "Wir hatten immer einen kleinen Koffer mit den wichtigsten Dingen fertig gepackt zur Hand." Da jedoch oftmals bis kurz vor dem Fall der Bomben nicht klar war, welche Stadt Ziel des Angriffs war, erlebte Göbel auch etliche ruhige Nächte in dem Bunker. An einen ganz besonderen Moment des Schreckens erinnert sich Göbel trotzdem: "Der ganze Bunker schwankte und wackelte in seinen Grundfesten, als eine abgeworfene Sprengbombe in eine nahegelegene Schule einschlug", erzählte er über jene Nacht. Unzählige Wochen seiner Kindheit habe er im Schutz der dicken Mauern verbracht. Während seiner Erzählungen genoss Göbel größte Aufmerksamkeit der Schüler. Vielen stand das Staunen ins Gesicht geschrieben. Auch von den meterdicken Mauern des vierstöckigen Bunkers zeigten sich die Viertklässler beeindruckt: "Hier konnte man ganz sicher nicht einbrechen", sagte ein Schüler.

Ob es denn damals Toilettenpapier gab, fragte einer der Viertklässler mit Blick auf die Gemeinschaftsbäder. "Wir mussten alte Zeitungen nutzen und in einer kleinen Zinkwanne baden", erinnerte sich Göbel. Da zudem wegen der mangelnden Hygiene Läuse damals keine Seltenheit waren, gab es in dem Bunker ein großes Arzt- und Sanitätszimmer. Auch die Küche wurde sich mit den anderen Bewohnern des Bunkers geteilt.

Freude kam bei den Viertklässlern auf, als Göbel von den schönen Momenten im Bunker erzählte. "Hier habe ich 1952 meine Frau kennengelernt", sagte er. Da viele Jahre nach Kriegsende Wohnungsnot geherrscht habe, wohnten viele Familien weiterhin in dem Bunker - auch seine zukünftige Frau.

Insgesamt 20 Hochbunker gab es in Düsseldorf, unter anderem auch an der Reusrather Straße in Wersten, wo mittlerweile der Abriss erfolgte und neue Wohnungen gebaut werden. Der Bunker an der Ecke Burscheider Straße wurde 1942 geplant und auch fertiggestellt, was sehr außergewöhnlich für die Zeit gewesen sei, berichtet Christoph Scholl, der den Bunker heute verwaltet. Mittlerweile nutzen etwa 450 Künstler und Musiker die 42 Proberäume und sechs Ateliers. Aber auch abseits der heutigen Nutzung dürfe der Bunker nicht als Schandfleck gesehen werden, sagte Göbel, sondern als wichtiges Stück Geschichte.

(het)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort