Problemviertel Wersten Süd-Ost Mieterhilfe unter schwierigen Bedingungen

Wersten · Die SWD betreibt im problematischen Sozialraum Wersten Süd-Ost eine Anlaufstelle für Mieter. Auch Sozialamt und Polizei sind vor Ort.

 Tobias Mußbach von der  SWD sowie Martina Voss und Martin Fuchs, beide vom Amt für Soziales (v.l.), kümmern sich um die Anliegen der Mieter.

Tobias Mußbach von der  SWD sowie Martina Voss und Martin Fuchs, beide vom Amt für Soziales (v.l.), kümmern sich um die Anliegen der Mieter.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Das Neubaugebiet an der Langenfelder Straße wirkt ruhig und beschaulich. In den Vorgärten der Häuser 6 bis 14 wachsen junge Buchenhecken heran, Kinder spielen auf dem Rasen und der Straße und ein Mann sitzt vor seinem Haus und raucht. Doch das idyllische Bild trügt – zumindest zum Teil. Denn die Straße ist Teil des Sozialraums 917, Wersten Süd-Ost, der früher auch als Stahlhaussiedlung bekannt war. Das Quartier gilt als Bereich mit „sozialen Handlungsbedarf“ – deswegen hat die Wohnunggesellschaft SWD, eine Tochter der Stadt Düsseldorf, dort für ihre Mieter einen besonderen Service eingerichtet.

Im Mieterservicebüro stehen den Bewohnern der SWD-Häuser – rund 650 Wohnungen mit etwa 3000 Menschen – Ansprechpartner für verschiedene Anliegen zur Verfügung. Marc Herbert und Christian Roth kümmern sich als Hausbeauftragte um technische Schwierigkeiten und Defekte, Michael Valentin ist als Techniker dabei. Für die meisten Menschen mindestens genauso wichtig dürfte jedoch die soziale Beratung sein. Die Schreibtische von Mietsachbearbeiter Tobias Mußbach und Martina Voss vom städtischen Amt für Soziales, Beratungsstelle für Wohnungsnotstand, stehen in einem der vier Räume des Servicecenters genau gegenüber. „Wir haben hier eine hohe Anzahl an Menschen in schwierigen Lebenslagen: Menschen ohne Arbeit oder mit prekären Beschäftigungsverhältnissen, Empfänger kleiner Renten, eine überdurchschnittlich hohe Transferleistungsquote“, sagt Voss. In solchen Fällen können sie und ihre Kollegen helfen. Denn auch für den Vermieter, in diesem Fall die SWD, kann es zu Mietausfällen kommen. Tobias Mußbach nennt ein Beispiel: „Wenn eine Familie mit Kindern eine Vier-Zimmer-Wohnung bewohnt, die vom Amt bezahlt wird, die Kinder dann aber ausziehen, dann sinkt der Anspruch auf Quadratmeterzahl. Die Eltern können sich ihre Wohnung nicht mehr leisten, müssen eine neue suchen. Wir helfen sowohl dabei als auch im Vorfeld, entsprechende Vorbereitungen zu treffen.“ Eine Beratung beim Mieterservice werde zum Beispiel teilweise vom Jobcenter als Bemühung um eine neue Wohnung anerkannt, so dass die Mietförderung unter Umständen verlängert werden kann.

Auch bei akuten Zahlungsschwierigkeiten und Schulden kann das Team vor Ort und niederschwellig helfen. „Manchmal geht es aber schlicht um Lärmprobleme mit den Nachbarn, auch da versuchen wir natürlich zu vermitteln“, sagt Mußbach. Und Martine Voss fügt hinzu: „Viele wirtschaftliche Probleme kann man bereits im Vorfeld verhindern, wenn man rechtzeitig den Austausch sucht.“

Was der Mieterservice der SWD vor Ort nicht mehr leisten kann, ist die Bearbeitung von Wohnungsgesuchen. „Wir hatten vor dem Umbau hier ganze Sprechstunden nur mit Menschen, die in unsere Häuser einziehen wollten. Das wird jetzt alles in der Zentrale geregelt“, so der Mietsachbearbeiter. Besonders der öffentlich geförderte Wohnraum mit Quadratmeterpreisen von unter sieben Euro ist sehr begehrt. Wohnungswechsel innerhalb der SWD fallen jedoch noch in sein Ressort. „Die Siedlung hat einen sehr dörflichen Charakter, und dass wir hier vor Ort sind, trägt dazu bei“, beobachtet auch Martin Fuchs, der als dualer Student der Sozialen Arbeit bei Voss hilft.

Neben der Beratung von SWD und Sozialamt ist auch die Düsseldorfer Polizei regelmäßig vor Ort. Denn auch die Kriminalität – hauptsächlich aus dem Kontext des Drogenhandels und -konsums – ist ein Problem in Wersten Süd-Ost. Die Bürger können sich mit ihren Anliegen anonym an die Beamten wenden.

 Eigentlich basiert das Konzept des Mieterservice auf dem Prinzip offener Sprechstunden. Vor dem Hintergrund der steigenden Corona-Infektionszahlen ist die SWD von diesem Konzept aber abgewichen. Bereits während der ersten Welle und auch jetzt stehen Mußbach, Voss und ihre Kollegen den Menschen telefonisch oder per Mail zur Verfügung, im Bedarfsfall wird ein Termin vor Ort vereinbart. „Viele Probleme lassen sich aber auch schon am Telefon lösen“, weiß Monika Voss aus Erfahrung.

Dennoch: Sobald des Infektionsgeschehen es wieder zulässt, will die SWD den Service wieder in gewohnter Weise offen abieten. „Dass das Angebot so niedrigschwellig ist, ist besonders wichtig in einem Sozialraum wie Wersten Süd-Ost, in dem es viele soziale Probleme gibt und die Menschen mit Ämtern und Behörden oft vor allem schlechte Erfahrungen gemacht haben“, sagt Tobias Mußbach.

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