Wersten Sufi-Gemeinde feiert ihr Frühlingsfest

Wersten · Nourus ist das wichtigste religionsübergreifende Fest im Iran. In Wersten haben die Sufis ihr Zentrum in einer ehemaligen Druckerei, wo sie auch mit vielen Interessierten zur Flüchtlingskrise diskutierten.

Wersten: Sufi-Gemeinde feiert ihr Frühlingsfest
Foto: Günter von Ameln (vam)

Umgeben von Koran-Versen und Gedichten, die als eindrucksvolle Kalligraphien die Wände schmücken, haben sich im Hörsaal der Sufi-Gemeinde in Wersten zahlreiche Gäste eingefunden. Am Donnerstagabend wird Norous, das Frühlingsfest gefeiert, das wichtigste religionsübergreifende Fest im Iran. Maryam Balke, Mitglied im Vorstand der Sufi-Gemeinde, erklärt diese Tradition und spannt einen Bogen vom Sufismus und dem Islam bis hin zur aktuellen Flüchtlingskrise.

Seit vielen Jahren begeht die Sufi-Gemeinde, die sich in einer ehemaligen Druckerei in Wersten ein eindrucksvolles Zentrum geschaffen hat, mit zahlreichen geladenen Gästen dieses traditionelle Fest. Norous, erklärt Balke, habe eine starke spirituelle Bedeutung. Es ginge um positive Energie, darum, das Erwachen neuen Lebens zum Zeitpunkt der Jahreswende bewusst zu erleben. "Und es ist heute noch Tradition im Iran, dass man wirklich alle Familienangehörigen einmal besucht." Die Gäste folgen gespannt dem Vortrag von Maryam Balke, denn sie erklärt das Verständnis ihrer Religionsgemeinschaft vom Islam, der doch so vielen Menschen Sorge bereitet. "Wir sind sehr bedrückt, dass im Namen unserer Religion Menschen getötet und Existenzen vernichtet werden". Die Sufi-Gemeinde spüre zunehmend Skepsis und es sei ihr wichtig, dem entgegenzuwirken. "Der Sufismus ist eine Lesart des Islam, die auf Vernunft und Erkenntnis basiert und die Liebe in den Herzen der Menschen zu mehren sucht", erklärt sie. Doch am Festabend bleibt es nicht nur bei Worten. Zendehdelan - zu deutsch "Die erwachten Herzen" -, eine Musikgruppe, spielt auf und verzaubert mit meditativen Klängen. Yass Vatanpour, spielt mit. Ihr Instrument ist die traditionelle Daf - ein Tamburin. "Das habe ich mir selbst beigebracht durch Tutorials auf Youtube", erzählt sie lachend. Ein Auszug aus dem Buch des Gelehrten der Düsseldorfer Sufi-Gemeinde, Zazrat Salaheddin Ali Nader Angha, mit dem Titel "Friede" fesselt noch einmal die Zuhörer, dann endet das offizielle Programm, aber das Fest noch lange nicht.

"Wir wollen gemeinsam reden, Vorurteile abbauen und zumindest in diesem kleinen Kreis ein Zeichen des Friedens setzen", lädt Maryam Balke ein. Es gibt keine Berührungsängste: Überall im Saal stehen Gäste und Gastgeber in Gespräche vertieft. Es geht um Glaubensfragen, um das symbolträchtige Fest, und - hier ebenfalls - um die Flüchtlingskrise. Auch die Sufi Gemeinde engagiert sich für ein Flüchtlingsheim in Rath.

Heike Miosczka kommt seit vielen Jahren schon zum Frühlingfest. "Ich bin froh, dass wir diese mystische Gemeinde hier in der Nähe haben", meint die Katholikin von der benachbarten Gemeinde St. Maria Rosenkranz. Hier könne sie wirklich offen mit Andersgläubigen über Religion reden.

(bgw)
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