Sozialer Brennpunkt in Wersten Ein Konzept für Wersten Süd-Ost

Wersten · Ein Runder Tisch mit Beteiligten von Polizei, Ordnungsamt und Wohlfahrtsorganisationen soll Lösungen für die ehemalige Stahlhaussiedlung erarbeiten. Anwohner klagen dort über Vandalismus und Ruhestörung.

 Die ehemalige Stahlhaussiedlung in Wersten Süd-Ost gilt als Quartier mit besonderem Handlungsbedarf. Bevölkerungsdichte und Arbeitslosenzahl sind hier überdurchschnittlich hoch.

Die ehemalige Stahlhaussiedlung in Wersten Süd-Ost gilt als Quartier mit besonderem Handlungsbedarf. Bevölkerungsdichte und Arbeitslosenzahl sind hier überdurchschnittlich hoch.

Foto: RP/Dominik Schneider

Bei gutem Wetter wirkt so gut wie jede Straße schön. Die farbig gestalteten Wohnhochhäuser entlang der Dabringhauser Straße erscheinen freundlich, der Klinker glänzt in der Sonne. Ein paar Kinder fahren auf Tretrollern über den Gehweg, und auf einem Spielplatz beobachtet eine ältere Dame ihren Enkel dabei, wie er im Sandkasten spielt. Trotz des beschaulichen Eindrucks gilt die ehemalige Stahlhaussiedlung im Süd-Osten von Wersten als sozialer Brennpunkt, den die Stadt zu einem von zwölf Quartieren mit Handlungsbedarf erklärt hat. In diesem Monat werden die Verantwortlichen beraten, wie man das Leben dort verbessern kann.

Die Zahlen verdeutlichen die Probleme: 20 Prozent der Einwohner des Quartiers im Werstener Südosten beziehen Arbeitslosengeld, doppelt so viele wie im Stadtdurchschnitt. Nur eines von vier Kindern besucht nach der Grundschule das Gymnasium, stadtweit sind es rund 50 Prozent. Die Bevölkerungsdichte ist mit rund 10.700 Menschen pro Quadratkilometer sehr hoch, knapp die Hälfte der Wohnfläche ist öffentlich gefördert.

Und auch die Schilderungen der Menschen beschreiben die Siedlung als problembelastet: In einem offenen Brief wenden sich Anwohner an Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Graf (CDU). Sie schreiben von Müll auf den Straßen, der nachts angezündet wird, von Vandalismus, Ruhestörung und von einer Bewohnerin, die sich an die Polizei gewandt hat und daraufhin „bedrängt und verunsichert“ wurde. Tatsächlich bestätigt die Feuerwehr für den Mai insgesamt acht kleine Brände an Mülltonnen und Müllablagerungen. Auch das Ordnungsamt ist regelmäßig in der Siedlung auf Streife. Dennoch wünschen sich die Anwohner mehr Präsenz der Ordnungshüter, vor allem in den Nachtstunden.

Die zuständigen Stellen bei der Stadt wissen um die Probleme im Südosten von Wersten. Die Siedlung ist einer von zwölf Düsseldorfer Handlungsräumen, die im Rahmenkonzept für die Integrierte Quartiersentwicklung „Zukunft Quartier.Düsseldorf“ besonders beobachtet und behandelt werden. Das Konzept wurde im April 2019 beschlossen, seither werden konkrete Maßnahmen entwickelt und umgesetzt, um sozialen Frieden und eine Verbesserung der Lebensumstände in den besagten Siedlungen zu erreichen. Zu den Handlungsräumen zählen im Düsseldorfer Süden neben der ehemaligen Stahlhaussiedlung und den angrenzenden Straßenzügen auch Teile von Garath sowie das Grenzgebiet zwischen Hassels und Reisholz.

An allen diesen Punkten ist die Stadt aktiv. So wird in Wersten seit vergangenem Jahr unter anderem eine Quartiersmanagerin beschäftigt: Dorothee Linneweber setzt gemeinsam mit den Bewohnern Projekte um, etwa um das Wohnumfeld zu verschönern und die Nachbarschaft zu fördern. Der zugehörige Slogan lautet „Wir-Quartier“. Das verbesserte Zusammengehörigkeitsgefühl soll auch die soziale Kontrolle fördern und Straftaten vorbeugen.

Auch abseits des „Zukunft Quartier.Düsseldorf“ hat die Stadt mit der Aufwertung der Wohngegend begonnen, seit 2011 wird das Gebiet im Rahmen des Förderprogramms „Soziale Stadt“ behandelt. An der Reusrather Straße  ist in diesem Zusammenhang unter anderem ein Bolzplatz entstanden, der von den Jugendlichen gut angenommen wird.

Trotzdem bleiben Probleme im Viertel. So galt die Siedlung lange als Schwerpunkt der Drogenszene, bei Eingriffen der Polizei wurden regelmäßig Dealer festgenommen. Im Juni tritt der „Runde Tisch Sicherheit in Westen Süd-Ost“ zusammen, der auf Vorschlag der Bewohner gegründet wurde und in der Regel einmal im Quartal tagt. Beteiligt sind Jugendamt, Amt für Soziales, Wohnungsgesellschaften, die in dem Gebiet Wohnungen vermieten, Polizei und  Ordnungsamt.

Auch die Stadtteilpolitik ist über die Klagen aus der Bürgerschaft informiert und will sich mit den verantwortlichen Stellen bei der Stadt beraten. Auf der Tagesordnung der Mitglieder des Runden Tischs stehen auch die aktuellen Ereignisse, etwa die nächtlichen Brände, und so ist zu hoffen, dass in Zukunft weitere Lösungen für mehr sozialen Frieden in der Werstener Siedlung erarbeitet werden.

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