Wersten Rincks Orgelwerke in der Stephanus-Kirche gewürdigt

Wersten · Gemeinde-Organist Ulrich Rasche ist gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender der Rinck-Gesellschaft.

Dass Komponisten zu Lebzeiten sehr erfolgreich sind, aber nach ihrem Tod bald in Vergessenheit geraten, kommt nicht selten vor. Christian Heinrich Rinck ist so einer. Der Zeitgenosse von Mozart, Beethoven, Schubert und Haydn brachte es aufgrund seiner musikalischen Tätigkeiten bis zum Hoforganisten in Darmstadt und Doktor der Philosophie der Universität Gießen.

20 Jahre nach Bachs Tod wurde Rinck 1770 in Thüringen geboren. Der Vater förderte den begabten Knaben mit dem örtlichen Musiklehrer und gab den 16-Jährigen in die Hände des Bachschülers Johann Christian Kittel, eines hervorragenden Organisten an der Predigerkirche in Erfurt.

1790 begann Christian Heinrich Rinck seine Laufbahn als Stadtorganist in Gießen, ging in gleicher Funktion 1805 nach Darmstadt und wurde dort Kammermusiker in der Hofkapelle. Als anerkannter Lehrer und ausgezeichneter Organist komponierte er viel für seine Schüler und war berühmt. Doch nach seinem Tod mit 76 Jahren verblasste der Ruhm bald. Der Verein "Christian-Heinrich-Rinck-Gesellschaft" in Darmstadt versucht seit dem 150. Todestag des Meisters 1996, ihn und sein Werk der Vergessenheit zu entreißen.

Der Düsseldorfer Organist Ulrich Rasche ist stellvertretender Vorsitzender der Rinck-Gesellschaft und so wundert es nicht, dass zum Jubiläum der Gesellschaft - sie feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen - in Düsseldorf ein Zyklus von vier Orgelkonzerten mit Werken von Rinck und seinen Zeitgenossen stattfindet, alle von Ulrich Rasche gespielt.

Nach einem Konzert in St. Maximilian fand nun das zweite in der Evangelischen Stephanus-Kirche in Wersten statt. Hierfür hatte Ulrich Rasche ausschließlich Werke von Rinck ausgesucht, den er in einer kurzen Moderation als "Meister der kleinen Stücke" bezeichnete.

In fließender Bewegung erklang von der Königin der Instrumente zunächst ein "Praeludium fis-Moll", das fast abrupt endete. Die folgenden 18 kleinen Vorspiele waren wohl ursprünglich für den Alltagsgebrauch in den Gottesdiensten entstanden. Mal festlich, mal zurückhaltend, mal mit Tremulant gen Himmel schwebend und am Ende strahlenden Glanz aussendend, so führte feines Spiel und zutreffende Registrierung Ulrich Rasches die Zuhörer in frühromantische Zeiten des 19. Jahrhunderts. Nach einem tänzerischen 'Adagio' folgte eine 'Große Fantasie und Fuge Es-Dur', die mit musikalischen Wendungen aufwartete, die vom Zuhörer so nicht erwartet wurden.

Die Reise in Rincks musikalisches Werk endete mit einem Flötenkonzert, das an Joseph Haydn erinnerte. Der Beifall des interessierten Publikums galt dem Komponisten und dem Organisten gleichermaßen.

(RP)
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