Düsseldorfer Zirkusprojekt Mitmachzirkus trainiert mit Abstand

Wersten · Beim offenen Schnuppertraining des Düsseldorfer Mitmachzirkus wurde streng auf Sicherheit und Hygiene geachtet. Die Veranstaltung ersetzt das Frühlingsfest, das wegen Corona nicht stattfinden kann.

 Luisa (7) hat die Trapezschaukel ausprobiert. Alle Geräte wurden nach der Benutzung desinfiziert.

Luisa (7) hat die Trapezschaukel ausprobiert. Alle Geräte wurden nach der Benutzung desinfiziert.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Wer gestern am Schnuppertraining des Düsseldorfer Mitmachzirkus teilnehmen wollte, musste vorher seine Hände desinfizieren, sich in eine Liste eintragen und bekam eine Poolnudel, um den Abstand zu den anderen Leuten einzuhalten. „Eigentlich widerstreben uns so strenge Regeln“, sagt Zirkusdirektor Olaf Schmeißer. „Aber wir hatten die Wahl: entweder so oder gar nicht.“

Und dass Schmeißer und seine Zirkuskollegen ihre Pforten des Zirkusgeländes zum ersten Mal seit Ausbruch der Corona-Pandemie öffneten, wurde von den Werstenern genutzt: Zahlreiche Familien mit Kindern kamen gestern in den Zirkusgarten im Grünzug am Ohmweg, um sich an Akrobatik, Jonglage, Yoga oder Einradfahren zu versuchen. „Wir richten unser Angebot nicht nur an Kinder: Auch Erwachsene können alles ausprobieren“, sagt einer der Helfer, die an diesem Tag die Betreuung und Einweisung übernahmen – ebenfalls mit Poolnudel auf Abstand.

Betrieben wird der Mitmachzirkus vom eigens gegründeten Mitmachverein, der rund 40 Mitglieder und einen harten Kern aus einer Hand voll befreundeten Familien hat. Olaf Schmeißer betreibt den Zirkus hauptberuflich, der Rest arbeitet im Ehrenamt. Das Prinzip des Zirkus: motivieren, experimentieren und wenig vorgeben. Wer nicht allein aufs Trapez kommt, soll dort auch nicht turnen, aber was dort oben gemacht wird, das bestimmt keiner. „So lernt man immer wieder neue Möglichkeiten, mit dem vorhandenen Material zu interagieren – und auch wir Artisten haben uns schon den einen oder anderen Trick von Kindern oder dementen Menschen abgeschaut“, berichtet Schmeißer, der zuvor im Handwerk gearbeitet hat.

Normalerweise gibt es zahlreiche interaktive Auftritte in Schulen und Altenheimen, auf Straßen- und Stadtteilfesten – alle wegen Corona abgesagt. Da Schmeißer vom Zirkus lebt, wird somit auch das Geld knapp. Er hat an die Träger geschrieben, den Zirkus trotz ausfallender Vorstellungen zu unterstützen. Zu seiner Enttäuschung hat sich nur einer, die Kinderhilfsstiftung, dazu bereiterklärt.

„Ein solches Projekt mit einem pädagogischen Konzept kann man nicht nebenbei betreiben“, sagt Schmeißer und beobachtet zwei Jungs, die mit ihren Poolnudeln fechten. „Solange sie auf Abstand bleiben, sollen sie machen, was sie wollen“, lächelt der Zirkusdirektor. Im schlimmsten Fall, so Schmeißer, müsse er in seinen alten Beruf zurückkehren. An die Möglichkeit, den Mitmachzirkus aufzugeben, will er aber beim Schnuppertraining nicht denken. „Hier stecken zehn Jahre Herzblut und Leidenschaft drin“, so Schmeißer.

Eigentlich war ein großes Frühlingsfest geplant, wegen der unklaren Bestimmungen wurde es jedoch zu einem sportlichen Training geändert. „Das ist erlaubt, bedeutet aber unter anderem, dass niemand nur zum Zuschauen auf das Gelände darf“, erklärt Schmeißers Ehefrau Margit Risthaus, die mit dem gemeinsamen Sohn den Einlass kontrolliert, während die Tochter mit dem Vater von Station zu Station geht und den Teilnehmern – kontaktlos – Hilfestellung gibt.

 Das Zirkuszelt bildet das Zentrum der Anlage des Mitmachzirkus Diese befindet sich in einer Kleingartenanlage direkt am Brückerbach.

Das Zirkuszelt bildet das Zentrum der Anlage des Mitmachzirkus Diese befindet sich in einer Kleingartenanlage direkt am Brückerbach.

Foto: RP/Dominik Schneider

Durch die öffentliche Präsentation seiner Arbeit hoffen Schmeißer und seine Mitstreiter, Vereinsmitglieder und Förderer für den Mitmachzirkus gewinnen zu können, um über die schwere Zeit zu kommen. „Wir haben keine Perspektive, wann wieder Normalität einkehren wird“, so der Zirkusdirektor. Umso wichtiger sei es, vor allem für Kinder ein wenig Abwechslung zu schaffen – zum Beispiel indem man sie einen Tag lang Jonglieren, Turnen und Einradfahren lässt.

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