Wersten Mitmachzirkus bringt alle in Bewegung

Wersten · Als seine Tochter ein Einrad wollte, kam Olaf Schmeißer in Kontakt mit Zirkuskünstlern. Das ließ ihn beruflich umsatteln.

 Das Einüben von Kunststücken für eine Zirkusaufführung mit Flüchtlingen in der Traglufthalle an der Koblenzer Straße hat Olaf Schmeißer so gut gefallen, dass er dort ein ständiges Angebot installieren möchte.

Das Einüben von Kunststücken für eine Zirkusaufführung mit Flüchtlingen in der Traglufthalle an der Koblenzer Straße hat Olaf Schmeißer so gut gefallen, dass er dort ein ständiges Angebot installieren möchte.

Foto: Dylewski

Alles begann für den Werstener Olaf Schmeißer mit dem Wunsch seiner Tochter nach einem Einrad. Nachdem sich der gelernte Handwerker mehr und mehr mit dem Thema beschäftigte und dadurch in Kontakt zu Jongleuren und anderen Künstlern kam, beschloss er, einen Mitmachzirkus zu gründen. Inzwischen hat der Werstener seinen Job auf dem Bau aufgegeben und tourt zusammen mit seinem Kollegen durch das Rheinland und das Ruhrgebiet.

Mit ihrem Mitmachzirkus treten sie in Kindergärten, Schulen, aber auch in Seniorenheimen und Flüchtlingsunterkünften auf. "Die Basis des Programms ist immer die Bewegung", sagt Schmeißer. Aber auch das Gehirn und die Motorik würden aktiviert. "Am Wichtigsten dabei ist aber die Freude. Wir haben festgestellt, dass besonders bei Menschen mit einem Schlaganfall oder Demenz die Freude an den Aktionen eine Menge bewirkt", sagt der 55-Jährige.

Zusammen mit seinem 30 Jahre jüngeren Kollegen Ian Dylewski probiert er immer neue Tricks aus, die Gehirn und Körper fordern. "Dadurch, dass wir beide verschiedenen Alters sind, ergänzen wir uns super und lernen voneinander", sagt Schmeißer. Zuletzt haben beide ein Trapez und Luftakrobatik mit ins Programm aufgenommen. Je nach Zielgruppe variiert es von Auftritt zu Auftritt. Bei jeder Gruppe gebe es verschiedene Ansprüche, grundsätzlich sei der Mitmachzirkus aber für Menschen jeden Alters geeignet. "Unsere älteste Teilnehmerin war 102 Jahre alt, derzeit lernt eine 64-Jährige das Einradfahren", sagt er. Während sie für ihre Auftritte meist nur einige Stunden an einem Ort bleiben, planen sie derzeit ein dauerhaftes Angebot in der Traglufthalle an der Koblenzer Straße in Garath, in der bis zum Herbst noch 300 Flüchtlinge untergebracht sind. "Wir hatten dort schon einen Auftritt und haben im wahrsten Sinne Bewegung reingebracht", sagt er. Für ihn ist der Mitmachzirkus eine Form der Integration und der Überwindung von Sprachbarrieren. "Gemeinsames Handeln ist der Schlüssel für Integration. Bei unseren Aktionen steht Freude im Vordergrund, da ist die Sprache zunächst untergeordnet", sagt Olaf Schmeißer. Neben den Vorstellungen für Flüchtlinge sei für ihn ganz persönlich aber der Auftritt während des Kirchentages 2010 in München ein Höhepunkt gewesen. Da sind sie im Zirkus Krone aufgetreten. Auch ein Auftritt in Hamburg mit rund 200 Kindergarten-Kindern ist ihm im Gedächtnis geblieben. "Diese Altersgruppe muss man wirklich beeindrucken und überzeugen, sonst wenden sie sich ab und machen was anderes. Das ist bei so einer großen Gruppe natürlich eine Herausforderung, aber es hat alles geklappt", sagt er.

Als eines seiner Ziele bezeichnet er gemeinsame Aktionen verschiedener Altersklassen. "Auf Straßenfesten funktioniert das schon ganz gut, aber ich würde sie gerne auch bei anderen Aktionen zusammenbringen", sagt er. Derzeit sind sie dabei, einen Verein zu gründen, um ihr Engagement - zum Beispiel bei der Flüchtlingshilfe - durch Spenden ausweiten zu können.

(maxk)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort