Düsseldorfer Pfarrer im Auslandseinsatz In Teheran ist die Botschaft von Freiheit besonders wichtig

Düsseldorf · Drei frühere Düsseldorfer Pfarrer arbeiten derzeit im Ausland, darunter auch Kirsten Wolandt, die sieben Jahre in der Werstener Gemeinde tätig war. Hier erzählt sie von ihren Erfahrungen im Iran.

 Kirsten Wolandt ist immer mal auf Stippvisite in Düsseldorf.

Kirsten Wolandt ist immer mal auf Stippvisite in Düsseldorf.

Foto: EKIR

(RP) Drei Düsseldorfer Pfarrer sind aktuell im Auslandseinsatz. In einer Reihe stellen wir alle drei vor. Unter ihnen ist Kirsten Wolandt. Sie war sieben Jahre lang Pfarrerin an der evangelischen Stephanuskirche in Wersten. 2016 brach sie mit ihrem Mann in den Iran auf und übernahm dort eine Auslandspfarrstelle in der Evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in der iranischen Hauptstadt Teheran.

„Der sichtbarste Unterschied zwischen Teheran und Düsseldorf ist die ungeheure Größe der Stadt: Über acht Millionen Menschen leben hier. Zu manchen Zeiten ist der Verkehr immens. Trotzdem sehe ich ‚meine‘ Gemeinde sehr regelmäßig: Wir feiern wöchentlich Gottesdienst und dienstags treffen sich die Frauen zu einem Kaffeetreff.

Natürlich ist die Gemeinde kleiner als meine in Wersten. Dazu kommt der stete Wechsel von Menschen. Eine meiner Aufgaben ist es, immer wieder neue Kontakte zu knüpfen. Das ist grundsätzlich eine schöne Herausforderung. Genauso wie die Kontakte in die internationale Community: Wir feiern regelmäßig Gottesdienste mit der englischsprachigen protestantischen Gemeinde in unserer Kirche. Auch in anderen Ländern bin ich tätig: Zu meinem Gemeindegebiet gehören der Oman, Katar, Kuwait, wohin ich regelmäßige Pastorationsreisen mache, um die dort deutschsprachigen Menschen pastoral zu betreuen. Im Gegensatz zu einer deutschen Gemeinde, wo man sich auch Zeit lassen kann mit dem Kennenlernen, muss hier manches schneller gehen.

Auch übers Geld sprechen wir öfter. Rund 50 Prozent unseres Haushalts müssen wir aus eigenen Mitteln erwirtschaften. Vor der Pandemie ging das gut: Der Weihnachtsbasar erbrachte über 20.000 Euro, viele deutsche Reisegruppen besuchten und unterstützten uns durch ihre Spenden.

Der größte Unterschied ist, dass wir als Christen in der Islamischen Republik eine absolute Minderheit sind, die unter Beobachtung der Behörden steht. All das, was eine Gemeinde in Deutschland ausmacht: Vom Glauben erzählen, auch Außenstehende einladen, ist hier nicht möglich, denn Iranern ist der Besuch unserer Kirche verboten. Innerhalb der wenigen christlichen Gemeinden ist man vorsichtig, weil man nicht immer sicher sein kann, wie die Kontakte der anderen zu den Behörden sind. Trotzdem habe ich nie zuvor ein solches Zusammengehörigkeitsgefühl gehabt, nie zuvor die Bedeutung der Kirche für eine Gesellschaft so deutlich gespürt. Denn natürlich ist die Botschaft von Freiheit und Selbstbestimmung hier besonders wichtig.

Sicherlich ist manches fremd. Das Kopftuch für mich als Frau ist da noch das kleinste Problem. Aber Sprache, Schrift, Umgang mit Behörden braucht Geduld und Fingerspitzengefühl. Seit einem Jahr lebe ich allein hier, weil mein Mann familiär bedingt vorzeitig nach Deutschland zurückgegangen ist. Das macht das Leben manchmal einsam, vor allem in Zeiten der Pandemie.

Umso mehr Bedeutung bekommt das Gemeindesein. Auch mein Verständnis für Menschen, die im Ausland leben, hat sich nochmal geschärft. Das alles nehme ich mit, wenn ich im nächsten Sommer turnusmäßig nach sechs Jahren nach Deutschland zurückkehren werde“.

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