Bauen in Düsseldorf Das alte Werstener Pfarrheim ist Geschichte

Düsseldorf · 15 Jahre nach den ersten Plänen ist das alte Pfarrheim der Gemeinde St. Maria Rosenkranz in Düsseldorf-Wersten jetzt abgerissen worden. Was dort nun geplant ist.

 Die Abrissarbeiten am alten Pfarrheim an der Roderbirkener Straße sind im vollen Gang.

Die Abrissarbeiten am alten Pfarrheim an der Roderbirkener Straße sind im vollen Gang.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Die vielen Erinnerungen an Karnevalsfeiern oder Tanz-in-den-Mai-Veranstaltungen sind jetzt unter einem Haufen Bauschutt begraben: Das alte Pfarrheim der katholischen Gemeinde St. Maria Rosenkranz an der Roderbirkener Straße ist inzwischen so gut wie Geschichte. Im Mai hatten die Abbrucharbeiten begonnen.

Jetzt ist von dem Gebäude, das ursprünglich von Ende der 1920er Jahren stammt und dann 1966 von der Gemeinde generalsaniert wurde, nichts mehr zu sehen. Auch von den vielen Graffiti, die im Lauf der Jahre des Leerstandes auf die Wände gesprayt worden waren, ist kaum noch was übrig.

Auf dem Grundstück baut das Wohnungsbauunternehmen Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft mbH ein neues Mehrfamilienhaus mit 14 Wohnungen, die Größen zwischen 67 und 137 Quadratmeter haben sollen. Unter dem Gebäude ist eine Tiefgarage geplant. Das Unternehmen möchte in Anlehnung an die Bebauung in der Nachbarschaft drei Vollgeschosse plus Staffelgeschoss realisieren.

An dem Werstener Standort plant das Unternehmen ausschließlich Eigentumswohnungen. In einer schriftlichen Stellungnahme verweist die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft darauf, dass man derzeit in Düsseldorf-Rath gerade ein Projekt mit gut 100 Mietwohnungen fertigstelle. Noch in diesem Jahr, voraussichtlich im vierten Quartal, soll der Vertriebsbeginn für die Werstener Eigentumswohnungen starten.

Im Gemeindebüro von St. Maria Rosenkranz steht seit Beginn der Abbrucharbeiten das Telefon nicht mehr still. Dort verweist man inzwischen darauf, dass man lediglich Erbbaurechtsgeber des Grundstückes sei; Bauherr und Verkäufer die Aachener Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft.

Damit rückt nun das Ende eines langjährigen Projektes für die Gemeinde, die Teil der Seelsorgeeinheit Düsseldorfer-Rheinbogen ist, in Sichtweite. Denn das Pfarrheim steht schon seit mehreren Jahren leer. Im Juli 2016 war an der Roderbirkener Straße der Grundstein gelegt worden für das neue Pfarrzentrum der Kirchengemeinde in Kombination mit dem Montessori-Kinderhaus. Die Einweihung war rund zwei Jahre später gefeiert worden.

Seitdem finden dort, wenn Corona nicht einen Strich durch die Rechnung macht, viele Veranstaltungen statt, von Karneval bis Geselligkeit. Schon 2007 hatten die Planungen für das Groß-Projekt begonnen. Damals unter der Führung von Pfarrer Frank Heidkamp, der inzwischen Stadtdechant ist. Eine Sanierung des alten Pfarrsaals war wirtschaftlich nicht zu vertreten, hatte es damals immer geheißen: Deshalb hätte eine neue Lösung hergemusst, die mithilfe des Erzbistums Köln gefunden wurde.

Zur Gegenfinanzierung sollte dort, wo der alte Pfarrsaal steht, ein Wohnbauprojekt entstehen. Seitdem musste immer wieder umgeplant und nachgebessert werden. Mal fehlte es an Geld, mal kamen Vorschriften hinzu, die niemand im Blick hatte. Und Ende 2015 wurden dann auch noch die Gespräche zwischen der Gemeinde und dem Investor beendet; damals waren auf dem Grundstück rund 25 Wohnungen geplant. Daraus sind nun besagte 14 Wohnungen durch die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft geworden.

Seit Beginn der Abrissarbeiten vor einigen Wochen ist der gebürtige Werstener Heinz-Leo Schuth regelmäßig an der Baustelle vorbeigefahren, nicht ohne das eine oder andere Tränchen zu vergießen, wie der Baas des Heimatvereins Werstener Jonges im Gespräch mit unserer Redaktion erzählt. Sein Leben ist eng mit dem alten Pfarrheim verbunden. „Dort habe ich mein erstes Altbier getrunken“, erzählt er. Und da wird er nicht der Einzige sein, der diese Anekdote erzählen kann.

Doch bei dem einen Gläschen blieb es im Verlauf der Jahrzehnte nicht: Im Pfarrheim hätten sich viele Werstener kennen- und liebengelernt, erzählt Schuth, der bei Beginn der Neubauplanungen noch Bezirksvorsteher für den Stadtbezirk 9 war. Hochzeit wurde dann wenig später nebenan in der Kirche gefeiert.

Schuth erinnert sich an viele Feiern im Pfarrsaal: zu Karneval, beim Tanz in den Mai oder wenn die Schützen ihren Krönungsball zum Schützenfest feierten. Nach der Sonntagsmesse sei oft der gesamte Chor noch einmal ins Pfarrheim gewechselt, um noch gesellig beisammen zu sitzen. „Das alte Pfarrheim war einer der Treffpunkte in Wersten“, sagt Schuth, eine Stätte für jedermann, nicht nur für die vielen Katholiken im Viertel.

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