Holthausen Wenn Mädchen löten und Jungs putzen

Holthausen · Anlässlich des gestrigen Girls' Day lud Henkel rund 100 Mädchen aus Düsseldorfer Schulen ein, um ihnen einen Einblick in die Werkstätten und Labors zu geben. An der Astrid-Lindgren-Schule gab es für die Jungs ein Kontrastprogramm.

 Der angehende Chemikant Maurice erklärt Vanessa beim Girls' Day, wie sie die Einzelteile der Blinkschaltung verlötet.

Der angehende Chemikant Maurice erklärt Vanessa beim Girls' Day, wie sie die Einzelteile der Blinkschaltung verlötet.

Foto: Günter von Ameln (vam)

Kräftig drückt Torben (16) das Bügeleisen auf das T-Shirt, schiebt es von links nach rechts. Aber die Falten wollen nicht verschwinden. Wagemutig lässt er das Gerät sogar auf der Kleidung liegen, um sich mit seinen Schulkameraden Jan (15) und Alessandro (13) auszutauschen. "Hast du überhaupt die Anleitung gelesen?", wirft ihm Jan entgegen. Denn das Bügeleisen hat sich trotz minutenlangem Stillstand nicht einmal ansatzweise durch das T-Shirt gebrannt. "Ups, es ist noch gar nicht an", sagt Torben, der den Temperaturregler schließlich findet und betätigt.

 Jan (li.) und Alessandro sind beim Fensterputzen ein eingespieltes Team. Alessandro wischt mit dem Lappen, Jan beherrscht das Trockenwischen.

Jan (li.) und Alessandro sind beim Fensterputzen ein eingespieltes Team. Alessandro wischt mit dem Lappen, Jan beherrscht das Trockenwischen.

Foto: Günter von Ameln (vam)

Jan, Alessandro und Torben besuchen die Astrid-Lindgren-Schule in Holthausen und nehmen an einem Haushaltsparcours teil. In der Aula an der Walther-Rathenau-Straße absolvieren sie verschiedene Stationen, die durch Anleitungen erklärt werden. Vom Bügeln, Knöpfe annähen und Tisch eindecken, geht es zu den handwerklichen Aufgaben wie Nägel einschlagen oder einen Fahrradschlauch reparieren. "Wir hoffen natürlich, dass die Jungs für diese Arbeiten Interesse entwickeln", sagt Silke Pitzer, stellvertretende Schulleiterin. Und vielleicht finde der ein oder andere Schüler sogar eine Alternative zum klassischen Männerberuf, fügt Pitzer hinzu.

Für Jan ist aber jetzt schon klar, dass er irgendwas mit Autos machen will. "Lackierer vielleicht", sagt er, während er einen Nagel in eine Holzlatte hämmert. Alessandro hat sich ebenfalls etwas Handwerkliches zum Ziel gesetzt, denn Knöpfe annähen gehören offensichtlich nicht zu seinen Stärken. Schon das Einfädeln ist eine echte Hürde, am Ende hält der Knopf aber – irgendwie. Ganz bewusst ist der Haushaltsparcours nur für Jungen ausgelegt: "Wären Mädchen dabei, würden sich die Jungs schämen oder wären zu cool", weiß Pitzer. "Außerdem sind die Mädchen immer so besserwisserisch", fügt Jan hinzu.

Allerdings finden Jan und Alessandro die Bügelergebnisse von Mama viel besser, im Fensterputzen kann ihnen aber keiner etwas vormachen. Der eine wischt, der andere trocknet, das Ergebnis perfekt.

Währenddessen fummelt Vanessa (14) in einem Henkel-Labor kleine Drähte durch eine dünne Platte. Zwar sind die nadelstichgroßen Löcher schon vorgestanzt, Vanessa muss trotzdem viel Feingefühl beweisen. "Ich baue eine Schaltung", sagt die 14-Jährige, die anlässlich des Girls' Day einen Blick in die Ausbildungswerkstätten von Henkel wirft. Der angehende Chemikant Maurice unterstützt die Schülerin von der Gemeinschaftshauptschule Benrath und erklärt ihr, was die Schaltung am Ende bewirken soll.

"Wir bauen eine Multivibrator-Schaltung", sagt Maurice. Weil Vanessa ihn mit fragendem Blick ansieht, fügt er "Blinkschaltung" hinzu. Zwei kleine Lämpchen müssen abwechselnd leuchten. "Die Platine haben wir vorbereitet und die Schülerinnen müssen jetzt die Einzelteile einfügen", sagt Maurice. Vanessa lötet, kürzt die Kontakte und schließlich ist der große Moment da: Die Schaltung wird angeschlossen und die Lämpchen blinken rot und grün. Da staunt sogar Henkel-Ausbildungsleiter Loert de Riese-Meyer.

Weil Vanessa Modedesignerin werden will, hatte sie an der Metall-Station Spaß. Ein Freundschaftsarmband aus einem Blechstreifen stellten die Schülerinnen her und stanzten Verzierungen in die Oberflächen. Zum Schluss musste das Armband nur noch in Form gebracht werden. "So lernen die Mädchen die Geräte kennen", sagt Dorothee Geisel von Henkel. Am Ende haben sowohl die Jungs als auch die Mädchen ein Zertifikat dafür bekommen, dass die einen jetzt löten und die anderen putzen können.

(RP)
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