Stadtmitte Weihnachten auf afrikanisch

Stadtmitte · Die Familie Ampadu stammt aus Ghana und lebt in Derendorf. Das Fest feiert sie im Kreis der ghanaischen katholischen Gemeinde der Kirche Heilige Dreifaltigkeit und mit den Bräuchen der Heimat.

 Feiern gemeinsam in der Kirche Heilige Dreifaltigkeit in Derendorf das Weihnachtsfest (v.l.): Ernest Owusu Ampadu, Lydia Coffie, Anthony Koduah, Pfarrer Matthew Owusu-Manu, Rose Yeboah Ampadu, Ernest Ampadu (r.) sowie Doreen und Michael (beide vorn).

Feiern gemeinsam in der Kirche Heilige Dreifaltigkeit in Derendorf das Weihnachtsfest (v.l.): Ernest Owusu Ampadu, Lydia Coffie, Anthony Koduah, Pfarrer Matthew Owusu-Manu, Rose Yeboah Ampadu, Ernest Ampadu (r.) sowie Doreen und Michael (beide vorn).

Foto: Achim Hüskes

Der Weihnachtsbaum gehört eigentlich nicht dazu. Dennoch stellt Familie Ampadu aus Derendorf heute einen Tannenbaum ins Wohnzimmer und schmückt diesen mit Kugeln und Kerzen. Aber sonst findet sich nicht viel deutsches Brauchtum, wenn die fünfköpfige Familie — Vater Ernest, Ernest junior (16), Doreen (neun), Michael (fünf) und Mutter Rose Yeboah — Weihnachten feiert.

Die Ampadus stammen aus Ghana und gehören der ghanaischen Gemeinde der katholischen Kirche Derendorf-Pempelfort an. "In unserem Heimatland stellen wir zum Fest kleine Palmbäume auf und binden Palmwedel zusammen, die wir dann mit Blumen und Keksen dekorieren", erzählt Ernest Ampadu. "Die Kinder bauen sogar ganze Palmwedel-Häuser auf, die von Schnüren zusammengehalten werden. Und in denen halten sie sich dann über Weihnachten gerne gemeinsam auf."

Anschluss gefunden

Ampadu kam 1981 als junger Mann nach Deutschland — auf der Flucht vor dem damaligen Militärregime, das ihn zuvor wegen der Teilnahme an Freiheitsdemonstrationen ins Staatsgefängnis gesteckt hatte. Eigentlich entstammt Ampadu, der in Deutschland eine Ausbildung zum Chemie-Facharbeiter absolvierte und sich später zum IT-Spezialisten weiterbildete, einer evangelischen Familie. In Düsseldorf fand er jedoch in der ghanaischen katholischen Gemeinde Anschluss beziehungsweise baute er diese im Jahr 2000 mit auf und ist heute mit seinem ehrenamtlichen Engagement eine der Stützen der rund 450 Mitglieder zählenden Gemeinschaft. Inzwischen ist er zum katholischen Glauben konvertiert. "Gott ist doch der Gott aller", meint er.

In den ersten Jahren feierten die Ghanaer ihren Gottesdienst sonntags mittags in der Kapelle des Marien-Hospitals. "Aber das war nicht so glücklich, wir waren wohl zu laut", berichtet Ampadu lächelnd. Denn die Gottesdienste der ghanaischen Katholiken werden intensiv von Gesang, Trommeln und anderen Instrumenten begleitet. So hat der Gemeindechor mittlerweile einen überregional guten Ruf, er sang unter anderem beim Weltjugendtag in Köln.

"Und unsere Gottesdienste dauern auch länger als die der Deutschen — erst recht an Weihnachten." An Heiligabend wird in Heilige Dreifaltigkeit, dem jetzigen Domizil, zunächst von Kindern und Erwachsenen ein Krippenspiel aufgeführt. "Wir versuchen eben Weihnachten möglichst so zu feiern wie wir es zuhause tun." Weswegen es an diesem Tag auch noch keine Bescherung gibt, die Kinder noch warten müssen. Da der Brauch, Heiligabend die Verwandten zu besuchen, in der Fremde wegfällt, laden viele Düsseldorfer Gemeindemitglieder stattdessen die Alleinstehenden aus ihren Reihen zu sich nach Hause ein. "In einem anderen Land und dann an Weihnachten einsam, das ist nicht gut", meint Ampadu.

Große Bescherung für alle

Große, aber wirklich große Bescherung ist dann am ersten Feiertag im Barbarasaal — nach einem zu vor mindestens zweistündigen Festgottesdienst. "Wir fertigen für alle Gemeindemitglieder kleine Geschenke an, die Vorbereitungen dazu beginnen schon im November. Das sind keine großen Sachen, aber sie kommen von Herzen." Einzeln werden alle Gemeindemitglieder aufgerufen, um sich ihre Präsente abzuholen — auch die Bescherung der Kinder findet übrigens im Barbarasaal statt. Ampadu: "Keiner geht leer aus."

Natürlich wird auch gemeinsam gegessen — jene Speisen, die man zuvor zusammen zubereitet hat: verschiedene Reisgerichte, Yams — das ist eine große Kartoffelart — mit Spinat und Tomatensoße, frittierte Bananen und anderes mehr. "Es gibt aber auch Kaffee und Kuchen. "Denn unsere deutsche Gemeinde lässt uns nicht allein, da kommen immer einige, um mitzufeiern." Was Ampadu besonders freut, denn er hat am 25. Dezember Geburtstag: "Das habe ich immer sehr gerne, dass die ganz Gemeinde dann mit mir feiert."

(RP/anch)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort