Lohausen Vom Schrott zum Kunstwerk

Lohausen · Kunst hat im Leben von Nanja Gemmer schon immer eine zentrale Rolle gespielt. Der Vater ist Architekt, die Mutter Künstlerin mit eigenem Atelier. Wie viele Kinder hat auch Nanja Gemmer gerne gemalt und hat aufgesammelt, was sie bei ihren Streifzügen gefunden hat.

Anders als andere Kinder konnte Gemmer aber das Atelier, Farben und Pinsel ihrer Mutter benutzen und durfte schon auf Leinwände malen. "Ich hatte viele Freiheiten", erzählt sie. "Ich durfte alles, was ich unterwegs gefunden habe, mit nach Hause bringen, durfte anziehen, was ich wollte." Und anders als die meisten Kinder ist Nanja Gemmer bei der Kunst geblieben.

Sie bewarb sich an der Kunstakademie und wurde 2009 aufgrund ihrer Begabung zum Studium der freien Kunst zugelassen. Seit 2010 gehört sie der Klasse Katharina Grosse an. An ihrer Professorin schätzt Nanja Gemmer, dass sie "entgrenzt" arbeite: "Sie bringt mich dazu, über Grenzen hinaus zu denken."

So hat Gemmer begonnen, sich neben der Malerei stärker mit Skulpturen, Installationen und auch mit Architektur auseinanderzusetzen. "Ich versuche, Kunst nicht isoliert zu sehen, sondern auf den Raum zu beziehen." An der Fachhochschule Düsseldorf hat sie sich für Architektur eingeschrieben — ohne die Pflicht zu Prüfungen. "Ich habe mir die Themen herausgesucht, die mich in meiner Kunst weiterbringen." Auch an der Kunstakademie nutzt sie die Angebote, lernt Handwerkstechniken und mit Werkzeugen wie einem Schweißgerät umzugehen. Was sie an der Akademie nicht lernen kann, organisiert sie sich selbst. Um mit Teer arbeiten zu können, absolvierte sie ein Praktikum im Straßenbau, lernte die Zusammensetzung und Eigenschaften des Teers kennen und fuhr auf der Straßenwalze mit.

Nanja Gemmer bringt immer noch Fundstücke mit nach Hause, besonders gerne von Schrottplätzen. Wie der von ihr verehrte Künstler Jannis Kounellis verwendet sie solche Fundstücke in ihren Bildern und stellt so einen Bezug zum Raum her. Auf einem großformatigen Ölbild hat sie etwa Fundstücke wie ein altes Schlüsselschild oder eine rostige Abdeckplatte eingefügt. "Ich verbinde verschiedene Alltagsgegenstände in meinen Bildern und ordne sie neu", sagt sie. So entstehe ein dreidimensionales Bild, "das auf den Betrachter zustürmt".

Gemmers aktuelle Ausstellung im Café Startklar in Lohausen trägt den Titel "Kraft und Dynamik". Darin zeigt sie solche dreidimensionalen Bilder, aber auch "klassische" Malereien in Öl und Acryl. Aber auch diese Arbeiten scheinen über die Leinwand hinaus in den Raum hinein zu reichen. Das Bild mit dem Titel "Innenstadt" etwa zeigt eine menschenleere Straße, die im Raum vor dem Bild zu beginnen und irgendwo weit dahinter zu enden scheint.

(RP/anch)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort