Geschichte in Düsseldorf Mehr als eine Kneipe

Volmerswerth · Seit fast 20 Jahren betreibt Michael Höveler in Volmerswerth das En de Ehd, das 170 Jahre wird.

 Michael Höveler (3.v.r.) ist Chef in der Gaststätte En de Ehd. 

Michael Höveler (3.v.r.) ist Chef in der Gaststätte En de Ehd. 

Foto: Anne Orthen (ort)

Nach Volmerswerth ist Michael Höveler schon als kleiner Junge gekommen, längst ist der gemütliche Stadtteil im Düsseldorfer Süden seine Heimat geworden. Als es im Sommer des Jahres 2000 die Gelegenheit gab, die seit 1849 bestehende Traditionsgaststätte En de Ehd – Eigentümerin des Lokals ist übrigens die Stadt Düsseldorf – zu pachten, hat er nicht lange gezögert. Denn für den gelernten Koch, der vorher bereits in verschiedenen Düsseldorfer Restaurants und Hotels tätig war, ging damit ein Herzenswunsch in Erfüllung. „Ich wollte schon lange einen eigenen Betrieb in Volmerswerth haben und bin sehr froh, dass das damals geklappt hat“, erzählt der 53-Jährige.

War „die Ehd“, wie die Volmerswerther ihr Lokal liebevoll nennen, früher eher eine Kneipe, in der nur selten gegessen wurde, in der Namenstage wie Heinrich, Peter oder Paul gefeiert wurden und in der es noch bis vor zehn Jahren eine echte Frühschoppenkultur gab, hat Höveler gemeinsam mit seiner Familie einiges verändert. „Die junge und mittlere Generation kommt lieber nach Feierabend, viele Gäste möchten auch gern etwas essen“, sagt der Wirt. Die Speisekarte ist klein, individuell, mit häufig wechselnden Gerichten, denn Höveler kocht am liebsten saisonal und regional. Er verarbeitet beispielsweise Gemüse aus dem eigenen Garten, sein Fleisch bezieht er ausschließlich von Metzgern aus der Region. Und dass in seiner Küche keine Fritteuse steht, sondern alles immer frisch aus der Pfanne kommt, versteht sich von selbst – ganz besonders beliebt sind seine Bratkartoffeln. Dazu serviert er Biere von vier verschiedenen Hausbrauereien, einige Craftbiere, die nicht nur bei den jungen Gästen gut ankommen, mehrere biozertifizierte Weine und eine kleine, feine Auswahl an Edelbränden.

 1849 eröffnete an der Volmerswerther Straße das Gasthaus, das auch Heimat der Schützen ist.

1849 eröffnete an der Volmerswerther Straße das Gasthaus, das auch Heimat der Schützen ist.

Foto: En de Ehd

Im Schankraum des Lokals hat es Platz für 35 Gäste, seit zwei Jahren bei schönem Wetter etwa 30 weitere draußen auf der Terrasse. Zudem gibt es eine Kegelbahn und für Feiern und Versammlungen stehen ein Saal für rund 45 Personen und „die kleine Ehd“ für 20 Personen zur Verfügung. Alle drei Monate steht Livemusik auf dem programm, unterschiedliche Bands spielen Jazz- oder Rockmusik. „Wir sind immer offen für Anfragen von Bands, die Lust haben, mal bei uns zu spielen“, sagt Höveler. Und jeden Freitagabend trifft sich der Stammtisch – derzeit 28 Männer im Alter von 22 bis 89 Jahren – im Volmerswerther Traditionslokal, das übrigens auch Bruderhaus der Volmerswerther Schützen ist, um die neuesten Informationen aus dem Dorfleben miteinander auszutauschen. Und das bereits seit 25 Jahren, wie Mitglied Theo Hilger erzählt.

Sebastian Andree ist mit seinen 22 Jahren der jüngste in der Runde. „Das Alter spielt bei uns überhaupt keine Rolle, gerade der Austausch zwischen den Generationen, der hier immer wieder stattfindet, macht diese Kneipe zu etwas ganz Besonderem“, sagt er. Das bestätigt auch Karin Korsten. Sie lebt erst seit 15 Jahren im Stadtteil und gehört zu einem weiteren, gemischten Stammtisch, der sich seit zehn Jahren wöchentlich trifft. „Die Atmosphäre ist immer gemütlich und herzlich, man kommt den Volmerswerthern hier sehr schnell näher“, sagt sie.

Und weil das Lokal für sie viel mehr ist als nur eine Kneipe, freuen sich die Gäste schon auf die Feierlichkeiten zum 170-jährigen Bestehen ihrer Ehd am vorletzten Oktoberwochenende. Ein Jubiläumsbier wird es geben, eine Düsseldorfer Coverrockband wird spielen und am Sonntag lädt die Familie Höveler zum Jazzfrühschoppen ein. „Zudem werden wir grillen, es wird einen hausgemachten Eintopf und frische Waffeln geben“, sagt Höveler. Und wer Lust hat, bei der nächsten Grünkohlwanderung – eine Spaßwanderung durch den Ort und die angrenzenden Felder mit anschließendem Grünkohlessen – dabei zu sein, kann sich schon jetzt für den 1. Februar 2020 anmelden.

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