Düsseldorf Waldschänke: Bürger sollen mitreden

Vennhausen · Bei einem Rundgang stellten Wogedo und der Bauherr die Pläne für die Fläche an der Freiheitsstraße vor. Viele Anwohner bedauern den Abriss, andere sind nicht einverstanden mit dem Vorhaben.

 Friedolin Steinke (v.l.), Marita Kopp, Dieter Berrischen und Franz Paschmann können sich nicht gut mit dem Abriss der Waldschänke anfreunden.

Friedolin Steinke (v.l.), Marita Kopp, Dieter Berrischen und Franz Paschmann können sich nicht gut mit dem Abriss der Waldschänke anfreunden.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Wird sie nun abgerissen oder nicht? Die Gerüchteküche in der Siedlung Freiheit brodelt, die Bewohner sind verwirrt. Denn eigentlich sollte die Waldschänke bereits vergangenen Herbst nicht mehr stehen, im Frühjahr wollte man mit dem Neubau beginnen. Der Zeitplan war aber bereits im Oktober 2013 nicht mehr einzuhalten, sagte damals Petra Reidt-Schmidt (SPD) von der Bezirksvertretung 8. Fest steht, dass die ehemalige Gaststätte, so wie sie jetzt an der Freiheitsstraße steht, verschwinden wird.

Jetzt stellte der Noch-Eigentümer der Fläche, die Wohnungsgenossenschaft Düsseldorf-Osten (Wogedo) gemeinsam mit dem Bauherren Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft bei einem Stadtteilrundgang die genauen Pläne vor. Das Hauptgebäude und die Nebenbauten sollen abgerissen und zum Teil in der Form wieder aufgebaut werden. Dort sollen fünf Wohnungen entstehen.

Drumherum sind vier Einfamilienhäuser geplant. Wogedo-Vorstand Andreas Vondran ist zuversichtlich, dass die Bezirksvertretung bereits in der nächsten Sitzung im März über das Vorhaben entscheiden kann. "Der Bauantrag ist gestellt", sagt er. Ganz so optimistisch blicken Bezirksvorsteher Wilhelm van Leyen und Christian Rütz (beide CDU) dem Projekt nicht entgegen. "Das Bauamt wird den Antrag erstmal gründlich prüfen", meint Rütz.

Viele Bewohner der Siedlung Freiheit bedauern den Abriss der Waldschänke und die damit verbundene Veränderung. Friedolin Steinke ist in Vennhausen aufgewachsen. Noch gut erinnert er sich an die Fußball-Weltmeisterschaft 1954, als er hinter dem Zaun der Gaststätte stand und den Torjubel in der Kneipe hörte. "Wir haben hier so viel gefeiert, runde Geburtstage, Konfirmationen, Hochzeiten", sagt Marita Kopp. Ihr bricht es das Herz, dass der einstige Siedlungsmittelpunkt nun verschwinden soll. Aber die Waldschänke steht seit mehr als zwei Jahren leer, einen neuen Pächter konnte die Wogedo nicht finden. "Dazu sind die Auflagen der Stadt einfach zu hoch", sagt Franz Paschmann. Die Küche beispielsweise befindet sich im ersten Stock, das sei heute gar nicht mehr erlaubt. Paschmann betrieb die Gaststätte zuletzt, gab sie aus Altersgründen vor mehr als zwei Jahren auf. Zwar werde der Siedlung etwas fehlen, findet er. Eine Alternative konnten die Skeptiker des Abrisses aber auch nicht geben. "Wir wollen nur vermeiden, dass die Fläche brachliegt", sagt Historiker Ulrich Brzosa, der sich mit der Geschichte der Siedlung befasst hat.

Weil Düsseldorf immer Wohnraum benötigt, entschied sich die Wogedo schließlich, auf der Fläche Wohnraum zu schaffen. Wegen des schlechten Zustandes der Waldschänke wird sie abgerissen und wieder aufgebaut. Eins zu eins wird das aber nicht passieren, das merkten die Anwohner bei der Besichtigung schnell. Und genau das sorgte bei einigen Anwohnern für Unmut. So soll laut Plan das neue Haupthaus mehr Fenster haben als die jetzige Waldschänke. "Wir dürfen an unseren Häusern aber nicht mal etwas an den Fensterläden verändern", hieß es aus der Menge.

"Wir fühlten uns immer gut informiert von der Wogedo. Alle Fraktionen waren von Anfang an im Bild", sagt Reidt-Schmidt. Und trotzdem: Die Bedenken der Anwohner veranlassten die Stadtteilpolitiker jetzt, vor ihrer Entscheidung eine Bürgerversammlung zu veranstalten.

(esc)
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