Urdenbach Wetteifern mit anderen im "Preachers Slam"
Urdenbach · Der große Religionsstifter Martin Luther im Fünf-Zentimeter-Spielformat bis hin zur Schreibfeder in der einen und der Bibel in der anderen Hand. Margarete Preis präsentiert lachend ihre Eroberung und ist begeistert über die Playmobil-Figur, die anlässlich des 500sten Jahrestag der Reformation angeboten wird. Aktuell feilt sie selbst an einem Text zu Luther, aber nicht etwa im Sinne einer Predigt, sondern für den Preachers Slam.
Beim Preachers Slam wetteifern jugendliche Poeten des Poetry Slam gegen gestandene Prediger und Pfarrer - den Preachers Slamern - mit Texten zu den Themen Glauben, Gott und Kirche. Die Begeisterung zur Kunst der ausgefeilten Worte und ihrer schnellen Sprache packte Margarete Preis vor drei Jahren. "Die Jugendkirche Düsseldorf lud mich damals zu einem Preachers Slam ein, und ich war dabei", erzählt sie lachend. Zum Thema Dreifaltigkeit - ein schwieriges, meint auch Margarete Preis - habe sie Gottvater, Jesus und die Taube Skat spielen lassen. Sie gewann den Wettbewerb; und die Slamer-Szene hatte eine neue Mitstreiterin. Als Religionspädagogin und Predigerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Urdenbach steht sie dafür inhaltlich auf sicherem Fundament.
"Ich bin oft die älteste Teilnehmerin. Aber ich freue mich, dass der Inhalt zählt und nicht die Person", sagt die 60-Jährige, selbst Mutter von vier erwachsenen Kindern und inzwischen Oma. Inspiration für ihre Texte finde sie eher zufällig, mal laufe es wie von selbst, mal gebe es auch "Sendepausen" in Sachen Kreativität. "Einen spirituellen Ort für die besten Einfälle habe ich nicht, die besten bringt das Leben", sagt Preis.
Freude an der Sprache, Humor und Sensibilität für Doppeldeutigkeiten und Skurriles seien gutes Handwerkszeug für den Preachers Slam. Da werden bei Margarete Preis aus den Trompeten von Jericho die "Trump"eten, mit Blick auf den amerikanischen Präsidenten. Gott müht sich mit einschlägigen Apps zur besseren Kommunikation und der Ablasshandel - die Keimzelle für den Reformationsgedanken - wird zum gnadenlosen Payback-System. Sie habe einen Zettel im Kopf, einen am Tisch und ginge lange schwanger mit ihren Texten. "Bis zuletzt feile ich an jedem Wort", meint die Protestantin und weist dabei auf die handschriftlichen Korrekturen ihres aktuellen Vortrags. "Wenn mein Text authentisch ist, dann bin ich beim Vortragen nicht nervös, ganz egal, ob es vor 50 oder 500 Leuten ist", sagt Margarete Preis. Das Fünf-bis-sechs-Minuten-Zeitformat und die akzentuierte Vortragsweise machten ihr kein Problem, da sei sie gut im Training. "Aber ich lese meine Texte ab, weil ich mir jedes Wort gut überlegt habe und keine einziges verlieren möchte", erklärt sie lachend. Bei dem Gedanken, das kulturelle Jugendformat für jüngere Kirchenbesucher auf die eine oder andere Sonntagspredigt zu übertragen, wird sie nachdenklich.
Eine Prise Humor und auch Offenheit - selbst bei Traueransprachen - lasse sie gerne angemessen einfließen. Aber: "Man muss wissen, was wohin gehört, und sonntags wird nicht gepunktet", stellt sie schmunzelnd klar. Grundsätzlich gebe es für sie bei jedem Text unbedingt eine Grenze. "Ich bin keine destruktive Spötterin, sondern habe einen Humor, der sich selbst infrage stellt", erklärt die Prädikantin. Diesen Monat noch geht's wieder zum Preachers Slam; Preis folgt der Einladung der Jugendkirche gerne. Den Luther im Handtaschenformat hat sie dann ganz sicher dabei.