Urdenbach Wenn Jörg Haack zum Sankt Martin wird

Urdenbach · Seit mehr als 30 Jahren spielt der Urdenbacher den Heiligen Mann und begleitet die Umzüge.

 In diesem Kostüm tritt der Urdenbacher Jörg Haack als St. Martin auf.

In diesem Kostüm tritt der Urdenbacher Jörg Haack als St. Martin auf.

Foto: Anne Orthen (ort)

Als Sankt Martin im Bischofsgewand verkleidet schüttelt er an einem Abend etwa 500 bis 600 Hände von Kindern, die ihn mit strahlenden Augen angucken. Seit mehr als 30 Jahren schlüpft Jörg Haack zum Martinsfest in die Rolle und begleitet Umzüge in Düsseldorf und Umgebung. Dieses Jahr ist es etwas ruhiger für Haack, der unter anderem Chef der Urdenbacher Bürgerschützen ist. Denn er nimmt nur an einem Martinsfest teil: Am Freitag, 16. November, wird er gemeinsam mit den Kindern der Gemein­schafts­grundschule Urdenbach zum Piels Loch ziehen. Als Bischofs-Martin läuft er in der Mitte mit, während der Ritter-Martin vorne auf dem Pferd die Gruppe anführt.

Der Ablauf ist für den fast 60-Jährigen Routine: „Ich bin schon 100 Martinszüge selbst geritten“, sagt er. Für die oft zum ersten Mal an der Organisation beteiligten Eltern ist das eine echte Erleichterung, wenn dieser Teil des Festes quasi von selbst läuft. „Ich treffe jedes Jahr ungefähr dieselben Leute, die Stimmung ist da ganz gelassen. In zwei Minuten auf Zuruf ist eigentlich alles erledigt“, sagt Haack.

Mehr Arbeit steht etwa zwei Tage vor dem Fest an. Viele der Schützen beteiligen sich, wenn Absperrgitter geschleppt und das Holzfeuer aufgeschichtet werden müssen. Am Tag der Martinsfeier selbst treffen sich die Ehrenamtlichen 20 Minuten vorher zum Umziehen im Lehrerzimmer. Und dann geht es um 17 Uhr in Klassen geordnet los mit dem Umzug.

 In seinem Fundus hat Jörg Haack jeder Menge Kostüme, auch für Nikolaus.

In seinem Fundus hat Jörg Haack jeder Menge Kostüme, auch für Nikolaus.

Foto: Anne Orthen (ort)

Die Texte der Martinslieder kennt Haack zwar alle; mitsingen tut er sie während des Zugs jedoch nicht. Er konzentriert sich lieber auf diesen und ist später nicht so außer Atem. Wie jedes Jahr wird auch diesmal in der Piels Grube als abschließender Höhepunkt die Martinsgeschichte verlesen, bei welcher der Ritter-Martin die Mantelteilung mit dem Bettler nachspielt. Zum Ende der Geschichte hin kommt dann Haacks Auftritt als älterer Sankt Martin, und er dreht im Bischofskostüm seine Runde. „Alle wollen mal dem Sankt Martin die Hand geben“, sagt Haack. „Aber damit mache ich den Kindern eine Freude. Ich bin dann hautnah an ihnen dran. In dieser halben Stunde sind Emotionen im Spiel. Ein paar Kinder sind auch ängstlich, aber die meisten gucken mich mit leuchtenden Augen an.“

An seinen ersten Zug als Sankt Martin erinnert sich der Ehrenamtler noch gut: „Damals war ich 29 Jahre alt und das hat vom Auftreten nicht als alter Mann gepasst.“ Dafür ist er als Ritter-Martin eingesprungen, als eine Anfrage an seinen Reitstall gestellt wurde. „Ich hatte damals mein erstes eigenes Pferd, das noch sehr jung und nicht richtig trainiert war. Damit nichts passiert, bin ich mit ihm als Übung abends durch die Dunkelheit geritten und habe auch ein kleines Lagerfeuer auf dem Vorreiterplatz gemacht“, erzählt Haack.

Kinder seien trotz ihrer leuchtenden Laternen und Gesänge kaum ein Störfaktor für das Tier. Allerdings gibt der Pferdekenner zu bedenken, dass Eltern die Kinderwägen keinesfalls zu nah an das Martinspferd schieben sollten, damit das Kind dieses streicheln kann. „Vom Wesen her ist ein Pferd mit einem Kaninchen zu vergleichen. Aber wenn es sich erschrickt und sich dann locker 800 Kilo gegen dich drücken, kann das schnell schiefgehen.“ Aus diesem Grund sind bei den Zügen in der Regel vier bis sechs Ordner rund um den reitenden Martin verteilt.

Jörg Haack ist nicht nur in der Rolle des Heiligen Mannes bekannt. Neben dem Sankt-Martins-Kostüm – genauer genommen Kostümen, Haack besitzt alleine vier Bischofschorgewänder – hat er einen ganzen Fundus im Kleiderschrank. „Quer durch Düsseldorf kann man mich überall schon mal in den verschiedenen Kostümen gesehen haben“, erklärt er. Kein Wunder, schließlich ist Haack vielfach engagiert im Ehrenamt. Das Martinsfest geht für ihn oft nahtlos in die Nikolaus-Saison über, bei der als Nikolaus Auftritte hat. Natürlich begeht Haack auch die Fünfte Jahreszeit als Karnevalist im Verein. Nach Aschermittwoch stehen schon wieder Veranstaltungen der Schützen im Sommer an. Mit diesem vollen Terminplan hat Jörg Haack bereits mehr als 500 Umzüge in seinem Leben mitgemacht – und dabei viele Kinderaugen zum Leuchten gebracht.

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