Urdenbach Petersstraße: Statt Carl den Horst ehren

Urdenbach · Bei drei Straßen in Urdenbach (Lüderitz-, Leutwein- und Woermannstraße) war sich die Bezirkspolitik einig, dass sie ein erklärendes Zusatzschild bekommen. Für die Petersstraße kann sich Graf einen anderen Namensgeber vorstellen.

 1937 benannten die Nazis die Petersstraße in Urdenbach nach dem Kolonialisten und Rassisten Carl Peters. Viele Städte haben ihre Carl-Peters-Straße schon umbenannt.

1937 benannten die Nazis die Petersstraße in Urdenbach nach dem Kolonialisten und Rassisten Carl Peters. Viele Städte haben ihre Carl-Peters-Straße schon umbenannt.

Foto: Göttert

Am cleversten haben es wohl die Berliner 1986 gemacht. Aus der einen Petersallee wurde eine andere Petersallee. Wenn auch der Name identisch blieb, ist sie seit der Umbenennung dem Juristen, Staatsrechtler, Politiker und Widerstandskämpfer Hans Peters (1896-1966) gewidmet und nicht mehr dem umstrittenen deutschen Kolonialherren Carl Peters (1856-1918). Eine Zusatztafel am Straßenmast informiert Interessierte zudem darüber, wer dieser Hans Peters war - ein Mann, der für die junge deutsche Demokratie stand.

Ein ähnliches Vorgehen kann sich Karl-Heinz Graf (CDU), Bezirksbürgermeister im Stadtbezirk 9, für die Urdenbacher Petersstraße vorstellen. In der Sitzung der Bezirksvertretung (BV) sorgte ein Antrag der Koalitionäre von Schwarz-Grün für eine heftige Diskussion. Mit Hilfe des Benrather Heimatarchivs, dessen Leiter Wolfgang D. Sauer bereits Unterstützung signalisiert hat, sollten die vier Urdenbacher Straßen, die die Nachnamen von Carl Peters, Theodor Leutwein, Adolph Woermann und Adolf Lüderitz tragen, zumindest mit einem Zusatzschild versehen werden. Alle vier sind Kolonialherren der übelsten Sorte, die in Afrika Verbrechen gegen die Menschheit begangen haben; Peters sticht aus Sicht der BV-Mitglieder da aber noch einmal besonders negativ hervor.

An mehreren Straßen in Düsseldorf sind auf Anregungen von Bezirksvertretungen bereits Zusatzschilder mit Erläuterungen zu der namensgebenden Person angebracht, unter anderem am neuen Josef-Kürten-Platz. Auf dem kleinen Zusatzschild steht sein Name, seine Lebensdaten und welche Funktion er hatte. Eine sinnvolle Einrichtung - im Guten wie bei Kürten wie im Schlechten.

Bereits vor einigen Jahren hat sich die Urdenbacher "Initiative Neue Namen" gegründet. Deren Mitglieder möchten am liebesten die vier Straßen umbenennen, die alle ihren Namen mitten in der Nazi-Zeit, nämlich am 16. Dezember 1937, bekamen. Doch auch wenn der jetzige Anstoß für die BV von einem Anwohner der Petersstraße kam - eine richtige Umbenennung würde für jeden Anwohner einiges an Kosten mit sich bringen. So kam bei den Koalitionären die Idee von den Zusatzschildern auf. Doch das Gremium sprach sich in der Sitzung am vergangenen Freitag mehrheitlich nur dafür aus, so bei Leutweinstraße, Lüderitzstraße und Woermannstraße zu verfahren. Bei der Petersstraße ist es nach Ansicht von Udo Skalnik (SPD), stellvertretender Bezirksbürgermeister, mit einem Zusatzschild nicht getan: "Diese Namensbezeichnung passt nicht mehr in die heutige Zeit." Auch für das grüne BV-Mitglied Andreas Schardt ist "jetzt der Zeitpunkt gekommen, ein Zeichen zu setzen."

Vor fünf Jahren, so erinnerten sich langjährige BV-Mitglieder, hätte der Antrag auf Umbenennung der Petersstraße in der BV 9 keine Mehrheit in dem von schwarz-gelb dominierten Gremium gefunden. Allerdings wies Bezirksverwaltungsstellenleiter Nils Dolle daraufhin, dass für eine Umbenennung auch der Stadtrat zuständig sei. Die BV sei nur dann entscheidungsbefugt, wenn es darum gehe, einer neuen Straße einen Namen zu geben. Der Sprecher der CDU-Fraktion, Dirk Angerhausen, schlug vor, dass sich die Bezirkspolitiker mit den Anwohnern mal an einen Tisch setzen sollten. Wenn die Anwohner der Petersstraße für eine Umbenennung sind, dann sollten sie Unterschriften in ihrer Straße sammeln, lautete der Vorschlag der Bezirkspolitiker.

Eine pragmatische Lösung wie in Berlin hat Karl-Heinz Graf im Sinn. So habe eine Stadt ihre Petersstraße dem Astronomen Carl (Friedrich Wilhelm) Peters (1844-1894) gewidmet. Für Urdenbachs Petersstraße käme sogar die Berliner Lösung in Betracht - die die Abgrenzung durch die Ehrung eines Widerstandskämpfers noch deutlicher machte. Bei der Bielefelder Carl-Peters-Straße fiel die Suche ungleich schwerer. Erst der dritte Carl Peters, den man fand, war ein unbeschriebenes Blatt.

(RP)
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