Urdenbach Mauern erzählen von römischer Geschichte

Urdenbach · Das ehemalige Römerkastell Haus Bürgel könnte als Teil des Niedergermanischen Limes Weltkulturerbe werden.

 Die Kette römischer Grenzbefestigungen am Niederrhein.

Die Kette römischer Grenzbefestigungen am Niederrhein.

Foto: LVR

Ob Haus Bürgel tatsächlich ein kleines Stück Weltkulturerbe im Rahmen einer Eintragung des Niedergermanischen Limes auf die Liste der schützenswerten Objekte der Welt wird, darüber entscheidet die Unesco im Jahr 2021. In der Zwischenzeit unternimmt Steve Bödecker vom Amt für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland alles Erdenkliche, um das ehemalige Römer-Kastell ins rechte Licht zu rücken. Am Samstag berichtete er vor Ort vor zahlreichen Zuhörern über den Stand des Projektes.

 Archäologe Steve Bödecker arbeitet beim Landschaftsverband Rheinland. Er zeigt ein Stück original römischer Mauer von Haus Bürgel.

Archäologe Steve Bödecker arbeitet beim Landschaftsverband Rheinland. Er zeigt ein Stück original römischer Mauer von Haus Bürgel.

Foto: Ralph Matzerath

Im Boden um Haus Bürgel, so vermutet Bödecker, schlummern noch allerlei Funde, die Aufschluss über das Leben des Niedergermanischen Heeres vor mehr als 2000 Jahren geben könnten. Zwischen Vinxtbach im heutigen Rheinland-Pfalz und der Nordseeküste bei Katwijk bildete der Niedergermanische Limes einen Teil der Grenze des Römischen Imperiums, das von Europa über Vorderasien bis Nordafrika reichte. Noch heute sind die Spuren der Legionen, die dort lagerten, im Boden gut erkennbar - Straßen und Mauern, Abflusssysteme und Wasserleitungen lassen sich nachvollziehen. Entlang des antiken Rheinufers mit einer Länge von 385 Kilometern weist die deutsche Seite 27 Fundplätze des römischen Militärs - darunter Haus Bürgel - auf.

Die gut strukturierten Lager der Soldaten, die bis zu 60 Fußballfelder groß waren, Exerzierplätze und Häuser der Tribune (Offiziere) zeugen vom Leben im ersten bis vierten Jahrhundert nach Christus. Selbst Werkzeuge wie Hobel und Säge sowie Lederteile aus Schusterwerkstätten haben ihre Spuren im Schlick des Rheinufers bewahrt, sagt Bödecker.

All das lässt sich mit magnetischen Messgeräten ablesen, die erkennen, was der Mensch im Boden jemals verändert hat. "Da gibt es auch im Erdreich von Haus Bürgel noch sehr viel Forschungsbedarf", erläutert Bödecker. Einstweilen ist man stolz darauf, noch ein Stück Original-Mauerwerk von Kaiser Konstantin am heutigen Vierkanthof in der Urdenbacher Kämpe vor Augen zu haben. Denn was bei der Klassifizierung zum Weltkulturerbe vor allem auch wichtig ist, ist die Originalität, die vorhandene alte Substanz, die den herausragenden universellen Wert kennzeichnet.

Zum Weltkulturerbe als Teil des Römischen Limes gehört auch der Hadrian's Wall nahe der heutigen Grenze zwischen Schottland und England. Übrigens war diese Grenzlinie, die aus Mauern, Flüssen sowie einfachen Wällen und Holzpalisaden bestand, hauptsächlich eine Handelsgrenze, an der Zölle entrichtet wurden. Sie war nicht zur Abwehr größere Angriffe etwa durch die Germanen gedacht.

Die Leistungen der Römer waren vor 2000 Jahren schon beachtlich. So schafften sie es, eine Depesche in einer knappen Woche von Köln nach Rom zu befördern. Und das per Pferd.

(RP)
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