Interview Manfred Krüger Der Bienenversteher

Urdenbach · Der Imker engagiert sich als Auen-Erlebnisbegleiter und bietet in der Urdenbacher Kämpe Führungen an.

 Imker Manfred Krüger zeigt bei Haus Bürgel in der Urdenbacher Kämpe ein verlassenes Wespennest.

Imker Manfred Krüger zeigt bei Haus Bürgel in der Urdenbacher Kämpe ein verlassenes Wespennest.

Foto: Anne Orthen (ort)

Sie sind Imker und bieten in der Kämpe Führungen als Auenbegleiter an. Seit wann haben Sie mit Bienen zu tun?

Manfred KRÜGER Imker bin ich seit elf Jahren. Aber die Natur war für mich immer schon ein Thema. Ich bin in Benrath mit einem Garten groß geworden. Meine Großeltern hatten eine kleine Landwirtschaft mit einer Imkerei. Das war ein tolles Erlebnis. Wir durften aber nur zugucken, weil die Bienen früher ungestümer waren, um sich vor dem Eingriff der Menschen zu schützen.

Durch das Insektensterben sind Bienen stärker ein Thema als früher. Bekommen auch Sie das gestiegene Interesse zu spüren?

Krüger Als ich vor elf Jahren den Lehrgang für die Imkerei besucht habe, hatte der Kurs guten Zulauf. Schon zwei, drei Jahre später war die Nachfrage gestiegen, so dass ein zweiter eingerichtet werden musste. Man kann auch ohne Lehrgang Imker werden. Aber man bekommt es dort gut in Theorie und Praxis erklärt und kann sehen, ob man überhaupt damit zurechtkommt. Wenn es unbekannte Reaktionen beim Bienenvolk gibt, verlieren viele schnell die Lust.

Wie erkennt man eigentlich die unterschiedlichen Bienenarten?

Krüger Das ist schwierig, auch für mich. Es gibt circa 500 verschiedene Wildbienenarten in Deutschland. Sie unterscheiden sich in Größe und Färbung von den Honigbienen. Manche sind dermaßen klein, dass man sie gar nicht erkennen kann. Regional gibt es um die 200 in NRW, das schwankt, je nach Landschaft, Jahreszeit und Nahrungsangebot. Ohne Buch erkenne ich vier bis fünf.

Was ist mit den Hummeln?

Krüger Die Hummeln zählen auch zu den Wildbienen. Sie sind beispielsweise an der unterschiedlichen Färbung und Verteilung von Streifen auf ihrem Körper zu erkennen. Die anderen Wildbienen leben alleine und fallen deshalb nicht so auf. Dagegen leben die Hummeln in Nestern zu 200 bis 400, teilweise in Bäumen, Astlöchern oder in der Erde. Zum Beispiel in Mauselöchern. Die Maus wird vertrieben, wenn sie noch im Nest ist.

Warum gibt es eine Wespenplage, aber keine Bienenplage?

Krüger Es gibt keine Wespenplage. Da Bienen nur Pollen und Nektar sammeln und nicht vom Grill angelockt werden, fallen sie uns nicht so auf. Einige Wespenarten allerdings schon, da sie an Fleisch und Süßigkeiten Interesse finden. Dabei kann es dann zu Missverständnissen zwischen Mensch und Wespe kommen. Außerdem bauen sie gerne ihr einjähriges Nest in der Nähe des Menschen. Wer sein Haus schützen möchte, kann frühzeitig im Jahr schauen, ob sich dort eine Wespenkönigin niedergelassen hat. Das sieht aus wie ein Pilz, etwa drei bis vier Zentimeter, der verkehrt herum hängt. Dann am besten einen Wespenberater oder Imker um Rat fragen, was passieren soll. Das grundlose Töten von Tieren, also auch von Wespen, steht unter Strafe. Wespen sind Teil der Natur, und ohne Natur können wir nicht leben.

Wenn man bei schönem Wetter draußen bei Kaffee und Kuchen sitzt, würde man schon gerne auf die Wespen verzichten?

Krüger Die Wespen wollen nur an den Kuchen ran, nicht an die Menschen. Sie wehren sich nur, wenn wir für sie lebensgefährlich werden. Wir können nicht alles töten, was uns stört. Sie sind ja auch wichtiger Teil der Nahrungskette. Jedes Lebewesen hat seinen Zweck. Und wenn es keinen hat, stirbt es aus. Wenn man Kindern das gut erklärt, sind sie als Erwachsene auch aufgeschlossener für das Zusammenleben mit anderen Lebewesen. Das ist meine Meinung.

Hornissen sieht man selten. Warum?

Krüger Hornissen sind eine Wespenart, aber sie interessieren sich nicht für Grillaktivitäten und sind selten in der Stadt anzutreffen, weil sie dort keine Nahrungsquelle haben. Auf Angriff gehen sie nur, wenn man sich in der Nähe des Nests bewegt und sie sich bedroht fühlen. Früher gab es den Spruch, wer neun Hornissenstiche hat, fällt tot um. Das ist unbegründet. Ausgenommen, man hat eine Allergie. Dann kann schon ein Stich der letzte sein.

Warum engagieren Sie sich als Auen-Erlebnisbegleiter?

Krüger Bei der Biologischen Station wurden Leute gesucht, die Menschen die Landschaft zeigen und erklären, wie man sich dort verhalten sollte und wie wichtig die Natur für uns ist. Ich gebe gerne etwas weiter. Und das ist eine schöne Aufgabe, anderen etwas aus diesem Bereich zu vermitteln.

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