Urdenbach Kabarett in der Kirche mit Martin Zingsheim

Urdenbach · Passen Kirche und Kabarett zusammen? Der Versuch dazu startet am Sonntagnachmittag in der Urdenbacher Heilig-Geist-Kirche. Der Freundeskreis der Düsseldorfer Kindernothilfe hat den Künstler Martin Zingsheim mit seinem Solo-Programm "Kopfkino" zu einer Benefizveranstaltung eingeladen. Rund zwei Stunden präsentiert der 34-jährige Kabarettist Ironie, Gesang, Parodie und Lyrik vom Feinsten.

Ob große Politik, vegane Ernährung, Beziehungsklischees, die eigene Vaterrolle, Religion oder der alltägliche Wahnsinn - Zingsheims scharfer Zunge entgeht kaum etwas. Seine Sprechpausen sind perfekt, die Pointen unerschöpflich, dazu Sprachgewandtheit und gestenreiche Mimik. Sein Einsatz für bedrohte Worte wie "Potzblitz", "bitte" und "danke" und die Forderung einer "leichten Sprache" - speziell für Politiker - sind erst der Einstieg in das "Kopfkino".

Dialektbegabt ist der 34-jährige Kabarettist ebenfalls: Das sächsische "Nü" beherrscht er mit dem vollendeten Kieckser in der Stimme. Seine Gesangsparodie als Hermann van Veen und Klaus Kinski trifft die Tonlage der beiden Herren. Die Zuschauer in der Heilig-Geist-Kirche erleben ein sprachlich rasantes kabarettistisches Feuerwerk und lohnen das mit reichlich Beifall. Seine Spezialität sind zigfach aneinandergereihte Sprichwörter, die einen roten Faden haben und Sinn. Hier muss der Künstler selbst lachen. Allerdings ist hohe Konzentration der Zuschauer gefragt. Manches kommt bitterböse: "Auch Elektroschocks können Sie mit Öko-Strom machen". Anderes herrlich komisch: "Ich sagte meiner Frau 'ich liebe Dich' und sie antwortete 'lol' (internet-Jargon für "lautes Lachen).

"Ich habe ihn schon auf der Bühne erlebt und sein Wortwitz gefällt mir sehr", begeistert sich Maria Müller-Broich. Vera Schönberg ist von der Vielseitigkeit des Kölners fasziniert. Nach der Pause nimmt Zingsheim die Kirche ins Visier: "Kirchengeschichte basierte nicht nur auf Mord und Totschlag" (Sprechpause) - natürlich auch auf Folter und Erpressung." Immerhin gebe es bei den rheinischen Katholiken humoristische Grundwerte, während protestantische Gebiete als "Pietkong" bekannt seien. Hier erkennt "man" sich wieder: Das Publikum quittiert die Seitenhiebe mit Lachen und Applaus. Kabarett und Kirche: das passt!

Organisator der Veranstaltung, Jürgen Arnold vom Freundeskreis, resümiert begeistert: "Alle sind rundherum zufrieden." Der Künstler - Vater von vier Kindern - hat auf sein Honorar verzichtet. Der Erlös in Höhe von 3100 Euro kommt syrischen Flüchtlingskindern im Libanon zugute. Er wird für Schuluniformen und -materialien gebraucht, für ein Projekt, das hilft, das Kinder wieder zur Schule gehen können. Außerdem erhalten sie Hilfe zur Bewältigung ihrer traumatischen Kriegserlebnisse.

(RP)