Erst 2022 werden die Bagger an der Südallee anrollen Schlüsselübergabe an den Bauträger

Urdenbach · Zum 1. Juli hat die evangelische Gemeinde in Urdenbach die Heilig-Geist-Kirche samt Gemeindehaus leer geräumt. Viel Inventar wurde gegen eine Spende verschenkt. Die Düsseldorfer Wohnungsbaugenossenschaft baut dort Wohnungen.

 Wegen Corona werden wohl erst 2022 die Bagger an der Südallee anrollen, um die entwidmete Heilig-Geist-Kirche abzureißen.

Wegen Corona werden wohl erst 2022 die Bagger an der Südallee anrollen, um die entwidmete Heilig-Geist-Kirche abzureißen.

Foto: Anne Orthen (ort)/Orthen, Anne (ort)

Wer schonmal eine Wohnung aufgelöst hat, der weiß, wie viel Arbeit das ist – nämlich immer mehr, als man vorher glaubte. Aber gleich mal eine ganze Kirche? Da die evangelische Gemeinde zum 1. Juli ihren Standort an der Südallee in Urdenbach mit der Heilig-Geist-Kirche offiziell an die Düsseldorfer Wohnungsbaugenossenschaft (DWG) übergeben musste, ist vorstellbar, was in den vergangenen Wochen und Monaten alles zu tun war. Denn schließlich wollte niemand aus der Gemeinde all das, womit die Gemeindemitglieder sich in den vergangenen 55 Jahren identifiziert hatten, per Sperrmüll entsorgen lassen.

Während die Orgel nun in der Kirche Notre Dame du Perpétuel Secours im Pariser Vorort Asnières sur Seine erklingtKostenpflichtiger Inhalt und die Glocken nach einem kurzen Stopp in der Züricher Kunsthalle eine neue Heimat in der Gustav-Adolf-Kirche in München gefunden haben, wurde zuletzt auch eine neue Umgebung für das Taufbecken gefunden. Es steht nun in der Kapelle von Schloss Garath.

Doch neben all den Insignien einer Kirche gab es natürlich auch viele Möbel und Kleinkram, der sich in den vergangenen 55 Jahren Gemeindeleben angesammelt hatte. Vieles hat eine neue Heimat gefunden, das war den Gemeindemitgliedern wichtig. 100 Stühle bestuhlen nun eine Krypta in Wersten, weiteres Mobiliar ging an den Werstener Mitmachzirkus, an Kita-Eltern und an eine Aachener Jugendinitiative, die Küche und 60er-Jahre-Lampen schmücken jetzt ein Retro-Café in Frankfurt, ein Teil des alten Schieferboden wird in einem Garten nun zur „heiligen Terrasse“, das Holz der Bänke wird für einen neuen Altar oder als Gitarrenkorpus recycelt – und mit den alten Metallgestellen werden neue Bänke gebaut.

Am Ende musste die Gemeinde nur noch einen minimalen Betrag für die Entsorgung von Resten aufbringen, heißt es im aktuellen Gemeindebrief. Durch freiwillige Spenden der Abholer und dem ultimativen „Alles-muss-raus-Trödel“ im Juni konnte der Freundeskreis zusätzlich das Flüchtlingskinderprojekt der Kindernothilfe im Libanon unterstützen.

Die Grundstücksfläche der bereits entwidmeten Kirche mit Gemeindezentrum, Kirchturm und Wohnhaus wird an die DWG verpachtet. Geplant ist dort der Bau von barrierefreien Wohnungen, einer Tagespflege und einem Pflegestützpunkt der Diakonie sowie auch weiterhin gemeindliche Angebote. Das Presbyterium geht wegen der Corona-Pandemie derzeit nicht davon aus, dass noch in diesem Jahr die Bagger anrollen werden. Bis es so weit ist, ist die Gemeinde mit dem Angebot „mittendrin“ für seniorengerechte Quartiersarbeit der Diakonie an der Südallee als evangelische Kirche weiter präsent.

Die Gemeinde fokussiert sich nun in der Dorfmitte, rund um die alte Dorfkirche. Für den Umbau des neben der Kirche liegenden Fachwerkhauses zum neuen Gemeindezentrum konnte die Gemeinde inzwischen einen Architekten gewinnen, „der sich mit viel Liebe und Engagement des Hauses annimmt“, berichtet Pfarrer Matthias Köhler: „Geduld werden wir immer noch aufbringen müssen. Ebenso wie Geld, die Baukosten sind inzwischen erheblich gestiegen.“ Er appelliert an alle Gemeindemitglieder und heimatbegeisterten Urdenbacher, den einen oder anderen „Groschen“ zu spenden.

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