Konzert in Düsseldorf-Urdenbach Jürgen Zeltinger singt in der Alten Apotheke

Urdenbach · Der Rocker aus Köln gab in Düsseldorf-Urdenbach ein familiäres Konzert, das viele Fans in die 1980er zurückversetzte.

 Mit Liedern wie „Asi mit Niwoh“, „Sozialamt“ und „Rock´n´Roll-Betrug“ war die Zeltinger-Band in den 1980er Jahren im Rheinland bekannt. Das Markenzeichen war Punk-Rock in kölscher Mundart.

Mit Liedern wie „Asi mit Niwoh“, „Sozialamt“ und „Rock´n´Roll-Betrug“ war die Zeltinger-Band in den 1980er Jahren im Rheinland bekannt. Das Markenzeichen war Punk-Rock in kölscher Mundart.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Das engagierte Kneipierpaar der Alten Apotheke – Nadine Marowski und Andreas Schlesinger – bemüht sich, die Urdenbacher Kultkneipe immer wieder mit verschiedenen Veranstaltungen zu beleben. Dazu hatten sie am Wochenende einen ganz besonderen Gast eingeladen: Rocker Jürgen Zeltinger, unterstützt von seinem Gitarristen Dennis Kleimann, gab ein familiäres Konzert im Düsseldorfer Süden.

Der erste kölsch singende Punkrocker der 1980er und Revoluzzer vom Rhein elektrisiert den gut gefüllten Raum vom ersten Ton an, die rund 80 Gäste schreien frenetisch zur Eröffnungsnummer „So wie ein Tiger“. Die Begeisterung verbreitet sich rasch. Zeltingers Namensvetter und bekennender Fan Jürgen (56) ist ganz aus dem Häuschen, so nah, so familiär, so authentisch sei das alles.

Eine ganze Generation grölt heute Abend mit, betont die frech daherkommende Neurochirurgin Gabriela, vor allem der Song „Asi mit Niwoh“ habe es ihr damals wie heute angetan. Und dass der Zeltinger auch noch in ihrer Sprache gesungen habe, das sei schon richtig geil gewesen, erzählt sie und hört dabei nicht mehr auf zu lächeln. Eine halbe Stunde später dann sitzt sie wie gefesselt auf ihrem Barhocker, ganz bei sich und den Worten „Ich bin nen Asi mit Niwoh, lese Lyrik auf dem Klo“.

Lyrisch wird es auch zwischen den Liedern immer wieder, „Halt doch mal deine Fresse!“ schallt es kneipenwürdig bis zur Toilette, Zeltinger, wie man ihn kennt: Der Rocker nimmt kein Blatt vor den Mund. Ihm seien seine Songtexte wichtig und wer die nicht hören will, könne ja gehen, sinniert er in der Pause gelassen. Die erste Reihe kapiert nicht sofort, es braucht einige Anläufe, „Waade op ne Fründ“ hat es schwer, sich Gehör zu verschaffen.Bei „Sozialamt“ klappt das schon etwas besser.

Die Songtexte scheinen aktueller denn je zu sein, zeitlos, wenn man so will. Es ist die Geschichte eines unvermittelbaren Arbeiters, abgehängt durch nicht aufzuhaltende digitale Technisierung unserer Gesellschaft. Die Figur nimmt unbemerkt Platz an der lückenlos gefüllten Theke der Alten Apotheke. Alles was er braucht sind ein paar Streicheleinheiten.

Und die bekommt auch Grundschulhausmeister Adrian (49) an diesem Abend zu spüren, wenn er zärtlich zum Klassiker „Über sieben Brücken musst du gehen“ mitsingt. Überhaupt bleiben bei diesem drei Stunden dauernden Wohnzimmerkonzert alle politischen, religiösen oder sexuellen Unterschiede vor der Tür. Homosexualität, in den 1980er Jahren sei das noch ein emotionales Politikum gewesen, staunt Adrian. In der Alten Apotheke jedenfalls staunt an diesem Abend niemand mehr über Zeltingers Textzeile „Ich bin en Tunt, bin kernjesund, mein Popo, der ist ja noch so wund“. Und das ist auch gut so.

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