Kunstwerk auf Düsseldorfer Schulhof Anatols Kinderglocke durfte wieder mal läuten

Düsseldorf · Zum Ferienstart erklang an der Grundschule Garather Straße die Kinderglocke des Künstlers Anatol. Die muss seit langem wegen Beschwerden aus der Nachbarschaft schweigen.

 Endlich durfte die vom Künstler Anatol gestaltete Schulglocke noch einmal geläutet werden Auch Schulnachbar Ulrich Mennekes (r.), der den Künstler kannte, freute sich über die Feierstunde.

Endlich durfte die vom Künstler Anatol gestaltete Schulglocke noch einmal geläutet werden Auch Schulnachbar Ulrich Mennekes (r.), der den Künstler kannte, freute sich über die Feierstunde.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Kräftige Glockenschläge läuteten in Urdenbach für die Grundschüler die Sommerferien ein, die Viertklässler wurden feierlich verabschiedet. Bürgermeister Josef Hinkel kam, stieg auf eine Leiter, startete einen Countdown mit allen Kindern und zählte mit ihnen von zehn herunter: „Pünktlich zum Ende des Schuljahres möchte ich auch gerne einmal läuten dürfen”, verriet er.

„Anatols Glocke soll wieder läuten”, das hatten sich die Schulkinder gewünscht. „Mit dem Glockenschlag sind dann alle Kinder in die Ferien entlassen”, sagte Schulleiterin Doris Kissmann bei der Feierstunde zum Ende des Schuljahres. Schon seit langem schweigt die Glocke in Urdenbach. Seit 1981 steht sie auf dem Schulhof der Städtischen Gemeinschaftsgrundschule Garather Straße. Die so genannte „Kinderglocke” stammt vom verstorbenen Künstler Anatol (mit bürgerlichem Namen Karl-Heinz Herzfeld). Er war Bildhauer und Kinder-Verkehrspolizist. Meist arbeitete er mit Holz, Eisen und Stein. Seine Wirkungsstätte war die Stiftung Museumsinsel Hombroich.

Nach Beschwerden aus der Nachbarschaft über die Lautstärke war Anatols Glocke in Urdenbach stillgelegt worden.  Schulkinder hatten im vergangenen Schuljahr über das Kunstobjekt auf ihrem Schulgelände recherchiert. Lukas, Lennard, Mila, Laura, Daria, Margarit und Dilan forschten mit dem Kulturpädagogen Ulrich Mennekes über die Arbeiten des Künstlers: „Anatol Herzfeld mochte die Menschen, besonders die Kinder. Deswegen hat er auch Kunst-Objekte für Kinder gebaut. Wie zum Beispiel 1981 die „Kinderglocke“, die in unserer städtischen Grundschule an der Garather Straße in Urdenbach steht“, sagte Ulrich Mennekes.

Im Rahmen ihrer Nachforschungen fanden die Kinder dann auch heraus, dass Anatols „Kinderglocke“ schon lange nicht mehr läutete, weil sich Nachbarn der Schule darüber beschwert hatten.

Anatols Glocke ist Teil des Urdenbacher Kunstpfads. Brigitte Schneider vom Allgemeinen Bürgerverein Urdenbach (ABVU) ist sich sicher, dass viele Menschen im Stadtteil die Glocke kennen: „Dadurch, dass sie  nicht mehr läuten durfte, weil die Nachbarn sich gestört fühlten, ist sie vielleicht ein bisschen in Vergessenheit geraten“, sagte sie. Dass die Glocke zu besonderen Gelegenheiten wieder erklingen könnte, kann sie sich gut vorstellen: „Zum Beginn der Schulferien oder wenn die Schule wieder anfängt, das wäre so ein passender Anlass“, sagte die ABVU-Vorsitzende.

Die sieben Meter hoch aufgehängte Glocke bildet den Mittelpunkt eines mehrteiligen Werkes. Sie wird flankiert von zwei Findlingen, zwei Radierungen gehören ebenfalls dazu. Eigentlich wurde die Glocke mittels einer am angeschweißten Schwengel befestigten Schnur zum Klingen gebracht. Das funktioniert aber nicht mehr. Mittels eines Holzhammers entlockten Ulrich Mennekes und Bürgermeister Josef Hinkel der Glocke wieder Töne. Die Grundschüler und ihre Familien spendeten begeistert Applaus. „Das wäre toll, wenn das öfters passiert“, sagten einige.

Dass mit der Glocke auf ihrem Schulhof eine besondere Geschichte verbunden ist, war für viele Gäste am letzten Schultag überraschend. Wie es mit dem Kunstwerk  weitergehen soll, ist offen. Schulleiterin Doris Kissmann kann sich vorstellen, dass zur Einschulung im August die Glocke wieder erklingt. Auch Bürgermeister Josef Hinkel sieht darin eine Möglichkeit: „Die darf schon ab und zu geläutet werden, nur nicht regelmäßig. Bei gemeinsamen Anlässen und Events wie heute  ist das genau richtig“, sagte er.

Das Ergebnis der Gemeinschafts- und Projektarbeit mit den Kindern der ersten bis vierten Klasse zur Geschichte der Glocke hat das vergessene Kunstwerk erstmals wieder ins Zentrum gerückt. Ob beim nächsten Mal wieder eine Leiter notwendig ist, um sie zum Klingen zu bringen, wird sich zeigen. Für die Schulgemeinde steht fest: „Die Kinderglocke soll läuten“. Und damit eine neue Tradition bei Festen und besonderen Feierlichkeiten werden.

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