Kirchenschließung in Düsseldorf Abschied von der Heilig-Geist-Kirche

Urdenbach · Seit Jahren kommen immer weniger Menschen zum Gottesdienst. Jetzt wird die Kirche abgerissen, dort sollen Wohnhäuser entstehen.

  Zur letzten Messe in der Heilig-Geist-Kirche am Samstag kamen rund 100 Besucher, um Abschied von ihrem Gotteshaus zu nehmen.

 Zur letzten Messe in der Heilig-Geist-Kirche am Samstag kamen rund 100 Besucher, um Abschied von ihrem Gotteshaus zu nehmen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Der Himmel öffnet weit seine Pforten, so als greife er die Wehmut der Gottesdienstbesucher in der evangelischen Heilig-Geist-Kirche auf. Dort, an der Südallee, verabschieden sich am Samstagmittag rund 100 Gläubige von ihrer Kirche. Nach einem langen Entscheidungs-Prozess feiern sie am 3. Oktober ihren letzten Gottesdienst, gestaltet von Pfarrer Matthias Köhler und Prädikantin Margarete Preise. Grund dafür, dass das Gotteshaus aufgegeben wird, ist der Mangel an Gläubigen: Seit Jahren besuchen immer weniger Menschen die Heilig-Geist-Kirche. Zum Abschied waren die Bänke jedoch noch einmal gut gefüllt. Superintendent Heinrich Fucks übernimmt den Akt der Entwidmung mit einem Text aus dem Alten Testament, dem Buch des Predigers – „ein jegliches hat seine Zeit“.

Der flache Kirchenbau mit dem separaten Glockenturm stand bereits an der Südallee, bevor das Corelliviertel gebaut wurde. Die Kirche entstand im Hinblick auf eine wachsende Gemeinde. „Vor dem Bezug des Corelliviertels kamen viele Leute vom Wittenberger Weg, dort wohnten damals deutsch-stämmige Gläubige aus den Ostgebieten“, sagt Presbyter Jochen Arnold. Michael Schaar erinnert sich an eine bewegende Aufbruch-Zeit. „Bei Pfarrer Koerver herrschte ein moderner Geist, das sprach mich an, und mit 17 Jahren wurde ich im Helferkreis für den Kindergottesdienst aktiv“, erzählt er. Unvergessen ist für ihn Michaela Nieland-Schuller, die 27 Jahre lang als Pfarrerin ihren Dienst leistete. „Tief im Herzen ist heute ein Ort für mich verloren gegangen“, beschreibt der inzwischen 75-Jährige seine Gefühlslage.

Leise musikalische Töne von Kantorin Ulrike und Ehemann Claus von Weiß begleiten Texte, die daran erinnern, dass „der Allerhöchste nicht in Tempeln wohnt, die mit Händen gemacht sind“. Margarete Preis greift in ihrer Ansprache den kritischen Geist auf. Sie sagt: „Hier haben wir über theologische Fragen heiß diskutiert, weil wir diesen Jesus von Nazareth verstehen und leben wollten.“ Gisa Arnold ist dabei, die Besonderheiten der Kirche in einer Gedenkschrift festzuhalten. Für Ulrike Dahlhaus ist es ein denkwürdiger Tag. „Ich wurde 1998 hier ordiniert.“ Seit inzwischen 20 Jahren hat sie ihre Pfarrstelle in Xanten, trotzdem führte sie die starke Verbundenheit immer wieder zurück nach Urdenbach in die Heilig-Geist-Kirche.

„Vielleicht sitzt Gott längst draußen an der mobilen Kirche, raucht sich ein Zigarettchen und wartet auf uns – weil er noch was mit uns vorhat“, beschließt Margarete Preis mit ihrem typischen Humor ihre Ansprache. Der Gottesdienst endet ernst: mit dem Heraustragen der Altarbibel und des Abendmahlgeschirrs. „In dem Moment versagte mir die Stimme“, sagt Gisa Arnold. Die Orgel verließ bereits im März dieses Jahres Richtung Frankreich die Kirche, denn zu diesem Zeitpunkt war ursprünglich die Entwidmung geplant gewesen, bevor die Corona-Pandemie dazwischen kam. „Das Taufbecken wird voraussichtlich an eine Garather Kirchengemeinde verkauft“, sagt Jochen Arnold. Und da der separate Glockenturm ebenfalls weichen muss, werde ein Wertgutachten für das Glocken-Trio erstellt.

Bei aller Wehmut zeigt das Zusammenwachsen mit der Urdenbacher Dorfkirche Spuren. „Wir feiern unsere Iona-Liturgie als Vesper bereits alle vier Wochen in der Dorfkirche“, erzählt Gisa Arnold von einem Gottesdienst-Format der Heilig-Geist-Kirche. Auch für die beliebte „Kaffee-Ecke“ zum Austausch nach dem Gottesdienst wurde Raum geschaffen. „Dafür haben wir sogar eine Kirchenbank geopfert“, meint Jochen Arnold. Für den Standort in der Südallee soll das einstige Jugendheim dienen, bis die Bulldozer kommen. Dort wird es in Kooperation mit der Diakonie unter dem Titel „Mittendrin“ weiterhin Aktivitäten und Veranstaltungen geben.

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