Gefährliche Pflanze Renaturierung könnte Bärenklau verdrängen

Garath/Urdenbach · Die gefährliche Pflanze breitet sich vielerorts immer weiter aus. In der Urdenbacher Kämpe hingegen verschwindet sie teilweise aus dem Auwald.

 Mindestens einen großen Bärenklau-Bestand gibt es im renaturierten Auenwald. Teilweise wachsen die Pflanzen nahe am Weg.

Mindestens einen großen Bärenklau-Bestand gibt es im renaturierten Auenwald. Teilweise wachsen die Pflanzen nahe am Weg.

Foto: RP/Dominik Schneider

In diesen Wochen beginnt die Blüte der Herkulesstaude, auch als Riesenbärenklau bekannt. Die übermannshohe Pflanze ist mit ihren weißen Blüten eine imposante Erscheinung, kann aber für Menschen gefährlich werden. Auch in Düsseldorf gibt es immer wieder Probleme mit Bärenklau. Unter anderem in der Urdenbacher Kämpe unweit des Garather Burgviertels gibt es aktuell einen großen Bestand dieser Pflanzen.

Die teils über drei Meter hohe Pflanze sondert einen Stoff ab, der in Verbindung mit Sonnenlicht zu schweren Verbrennungen der Haut führen kann und außerdem die Atemwege angreift. Verletzungen durch Bärenklau müssen oft im Krankenhaus behandelt werden. Diese Art von Giftstoff wird Phototoxin genannt. Normalerweise treten sie nur durch Kontakt oder längeren Aufenthalt in unmittelbarer Nähe der Pflanze auf. Nach der Blüte allerdings, wenn sich die Samen verteilen, kann das Phototoxin auch im Umkreis der Herkulesstaude durch die Luft verteilt werden. Normalerweise findet dieser Samenflug Ende Juli oder Anfang August statt.

In der Urdenbacher Kämpe wächst der Bärenklau vor allem im Bereich der Garather Brücke. Dort ist der ursprüngliche Auwald durch die Öffnung der Rhein-Deiche renaturiert worden, die verantwortlichen Mitarbeiter der Biologischen Station von Haus Bürgel wollen der Natur ihren Lauf lassen. Die Frage, ob Bärenklau bekämpft werden soll, ist immer eine wirtschaftliche, da die Pflanzen nicht nur abgehauen, sondern auch ihre Wurzeln umständlich ausgegraben werden müssen. In der Natur des Altrheins kommt allerdings auch ein fast schon philosophischer Aspekt hinzu. „Streng genommen widerspricht es dem, was wir hier aufgebaut haben, einzelne Pflanzen zu bekämpfen, auch wenn sie potenziell gefährlich sind“, gibt Elke Löpke, Leiterin der Biologischen Station, zu. Sie und ihr Team haben sich auf einen Kompromiss verständigt: Kommt der Bärenklau dem Wanderweg zu nahe, wird er entfernt. „Ein Großteil der Bestände ist zum Glück noch so weit weg, dass für die Besucher keine Gefahr droht“, so die Biologin. Einzelne Pflanzen haben jedoch bereits über das Bachbett übergesetzt und wachsen nur wenige Meter vom Weg entfernt. „Dagegen gehen wir vor“, so Löpke, „Aber wenn wir durch den Altrhein stiefeln und die Bestände abhauen, stören wir die Natur mehr, als wir ihr nützen.“

Tatsächlich beobachtet Löpke in den vergangenen Jahren, dass sich die Pflanzenwelt der Urdenbacher Kämpe von allein gegen den Bärenklau wehrt. Dieser ist nämlich ursprünglich nicht in Deutschland beheimatet, sondern wurde durch den Menschen, wohl einst als Zierpflanze, aus dem Kaukasus eingeführt. „Wir haben die Hoffnung, dass ein gesundes Ökosystem ohne unser Zutun mit einer invasiven Art wie dem Riesenbärenklau fertig werden kann“, so Löpke.

Und tatsächlich: Der Bärenklau-Bestand in der Urdenbacher Kämpe ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Grund dafür sind etwa dichte Weidengebüsche, die der Pflanze das Sonnenlicht wegnehmen. Ehe diese sich flächig entwickeln, wird es jedoch noch viele Jahre dauern. Schnelleren Erfolg deutet hingegen das Wasser an. Bei hohem Rheinstand wird der Altrhein weitgehend geflutet, dann steht der ganze Auwald unter Wasser. „Der Bärenklau wächst zwar an Gewässern, zu viel Feuchtigkeit kann die Pflanze aber zerstören“, erklärt Elke Löpke. Sie hat etwa auf Höhe des Stadtteils Hellerhof beobachtet, dass eine Überflutung des renaturierten Waldes die dortigen Herkulesstauden fast vollständig vernichtet hat. Dies könnte in den kommenden Jahren, wenn die Bedingungen stimmen, auch im restlichen Bereich des renaturierten Altrheins geschehen.

Die Hoffnung, dass die Natur sich selbst um das Problem Bärenklau kümmert, besteht allerdings nur unter den besonderen Bedingungen der Urdenbacher Kämpe. Andernorts muss die Pflanze umständlich bekämpft werden. Die Stängel werden abgehauen, die mächtigen Wurzeln bis zu 15 Zentimeter unter der Oberfläche ausgegraben. Das Ganze muss dann fachgerecht entsorgt werden. Dadurch entstehen Kosten: Pro Hektor Bärenklau muss mit 6700 Euro gerechnet werden. Günstiger wäre die Bekämpfung mit Herbiziden, diese jedoch schädigen auch die umgebenden Pflanzen und sind aus Gründen des Umweltschutzes problematisch. Wird die Beseitigung außerdem nicht gründlich durchgeführt, keimen im Spätsommer knapp über der Erde Notblüten, die ebenfalls eine Gefahr darstellen können. Aktuell wäre es außerdem möglich, durch das Vernichten der Blüten eine Samenbildung zu verhindern.

 Elke Löpke von der Biologischen Station Haus Bürgel beobachtet die Entwicklung des Bärenklaus und greift ein, wenn es nötig wird.

Elke Löpke von der Biologischen Station Haus Bürgel beobachtet die Entwicklung des Bärenklaus und greift ein, wenn es nötig wird.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Problematisch ist auch die schnelle Ausbreitung des Bärenklaus über Wind und Wasser. Die Stadt Düsseldorf bekämpft die Pflanze nur dort, wo sie tatsächlich eine akute Gesundheitsgefahr für die Bürger darstellt. Das hat allerdings zur Folge, dass die Pflanzen, die stehen bleiben, ihre Samen in die Umgebung entlassen. So breitet sich der Bärenklau wieder aus, kann in die Nähe von Wanderwegen und Häusern gelangen – und muss in den Grünanlagen der Stadt immer und immer wieder neu bekämpft werden.

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