Unterrath Tue Gutes und ärgere das Finanzamt

Unterrath · Karin Witt hat keine Erben. Aber sie hat mit ihrem Geld eine Stiftung gegründet, die Müttern in Not ein wenig das Leben erleichtert.

 Karin Witt im Garten ihres Elternhauses in Unterrath: Auch das Haus soll irgendwann in das Stiftungsvermögen einfließen.

Karin Witt im Garten ihres Elternhauses in Unterrath: Auch das Haus soll irgendwann in das Stiftungsvermögen einfließen.

Foto: Hans Jürgen Bauer

Ein ehemaliger Chef von Karin Witt hat sie einmal eine "streitbare Dame" genannt, was Frau Witt mit einem Schmunzeln ganz gerne erzählt. Ja, streitbar sei sie wohl schon, sagt die 75-Jährige. "Ich tanze gerne ein bisschen aus der Reihe, aber eine blaubestrumpfte Emanze bin ich nicht."

Sie hat eben nie geheiratet, Kinder sind nicht da und dementsprechend auch keine Erben für ein durchaus ansehnliches Vermögen. Wobei man das nicht missverstehen muss, wir sprechen hier nicht von Reichtümern. Karin Witt hat immer gearbeitet, ein bisschen was geerbt, und sie kann ganz gut mit Geld umgehen. Daher kommt wohl auch die Überzeugung, dass sie mit ihrem Geld besseres anzufangen weiß, als der Staat. Karin Witt hat eine Stiftung gegründet, zunächst 100.000 Euro als Kapital eingebracht, in ihrem Testament ist zudem geregelt, dass im Falle ihres Todes auch das verbliebene Vermögen in die Stiftung einfließt. Frau Witt unterstützt mit ihrer Stiftung Mütter. Und das wiederum liegt an einer früheren Patientin von ihr, sagt sie.

Sie ist viel rumgekommen in ihrem Beruf als Nervenärztin, hat in Krankenhäusern gearbeitet, in Landeskliniken, zuletzt hatte sie eine eigene Praxis. Und da war diese Frau, um die 20 Jahre, mit einem kleinen Sohn, der ein bisschen gehandicapt war. Die Frau hatte riesige Probleme, doch nach ihrer Hilfe, die zwei Jahre in Anspruch nahm, hatte die junge Mutter ihren Schulabschluss nachgemacht, eine Lehre beendet und einen neuen Partner gefunden sowie ihr Kind umsorgt. "Mir blieb m Gedächtnis, wie schwierig doch die Situation für Mütter sein kann und dass es wirklich hilft, gerade sie zu unterstützen", sagt Frau Witt. Außerdem tue der Staat eher zu wenig für Familien, fügt sie hinzu. So startete sie die Stiftung, die ihren Namen trägt. "Zugegeben, da ist auch ein wenig Eitelkeit im Spiel."

Das erste Projekt, das sie finanzierte, nannte sich HOT, ein Haushalts-Organisations-Training für junge Mütter, die der Alltag mit einem kleinen Kind oft überfordert. Hier kam jemand in die Familie, half, den Alltag mit Kind zu organisieren, und schaffte Freiräume, damit die Frauen etwa auch ihre Berufsausbildung abschließen oder sich fortbilden konnten. "Es war aber schwer, Betreuer zu finden, die nicht nur Ratschläge geben, sondern auch mitanpacken wollten", sagt Frau Witt. Deshalb ist das neue Projekt ihrer Stiftung ein Familiencafé für Mütter und Schwangere. Die Stiftung finanziert hier Hebammen, die den Frauen zur Seite stehen, etwa mit Tipps zum Stillen oder zur Ernährung der Kinder. Die Beratung soll ungezwungen, offen sein und startet am 12. Januar im Rather Familienzentrum, Rather Kreuzweg 43.

Frau Witt wird sich da wohl nicht oft sehen lassen. Zu eng ist ihr Terminplan. So spielt sie im Orchester, besucht Vorträge, und sie reist gerne. Vielleicht fährt sie in diesem Jahr mit dem Zug durch Namibia, sagt sie. Sie weiß es noch nicht. Eigentlich will sie erst ihre Nachfolge regeln, denn man stelle sich nur vor, ihr passiert auf einer solchen Reise etwas. Wer kümmert sich dann um die Stiftung, die jedes Jahr aufs Neue nachweist, dass sie gemeinnützig ist. Die Nachfolge, die treibt sie gerade um. Und das ist ja auch ein Dilemma, wenn man keine Kinder hat. "Es hat sich nicht ergeben", sagt Frau Witt. Erst hat das Studium, dann der Job sie in Anspruch genommen. Schließlich musste sie sich noch um ihre Eltern kümmern, der Vater krank, die Mutter pflegebedürftig, "so bin ich übrig geblieben", sagt sie heiter. Sie sagt, sie habe keinen Grund zu klagen, immerhin schafft sie fast noch alles allein. Nur für den Garten holt sie sich manchmal Hilfe, irgendwann aber muss sie das Haus verkaufen, weiß sie, ihr Elternhaus immerhin. "Bis dahin aber muss alles geregelt sein. Damit es mit der Stiftung weiter geht. Man will ja auch was hinterlassen.

(RP)
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