Serie Kunst Am Bau Reichsadler thronen am Polizeipräsidium

Düsseldorf · Die Fassaden vieler Häuser sind mit Kunstwerken geschmückt. Aber sie werden im Vorbeigehen oft übersehen. Oft fallen sie erst auf den zweiten Blick auf. Die Rheinische Post stellt in einer Serie besonders gestaltete Fassaden vor. An dem Gebäude in Unterbilk sind zwei Reichsadler aus der nationalsozialistischen Zeit zu sehen.

Serie Kunst Am Bau: Reichsadler thronen am Polizeipräsidium
Foto: andreas bretz

Das Gebäude des Polizeipräsidiums Düsseldorf am Jürgensplatz wurde um 1930 gebaut. Es enthält moderne und neoklassizistische Züge und ist mit seiner kasernenartigen Anordnung sehr sachlich und zweckorientiert. Diese Architektur ist an vielen Verwaltungsbauten der Weimarer Republik anzutreffen und wird oft mit der Architektur im Nationalsozialismus gleichgestellt.

Im Jahr 1939 gab der damalige Oberfinanzpräsident Blümich den Auftrag, das Gebäude von Düsseldorfer Künstlern mit bauplastischen Arbeiten gestalten zu lassen. Bildhauer Edwin Scharff schuf einen mit einem Hakenkreuz versehenden stilisierten Adler über dem Eingang an der Neusser Straße. Das Hakenkreuz, das ein Symbol der NSDAP und ihrer antisemitischen Programmatik war, ist nach Kriegsende im Zuge der Entnazifizierung herausgeschlagen, der Adler ist bis heute erhalten geblieben. Auch an Gebäudeecke zum Jürgensplatz ist noch ein Reichsadler zu sehen. Dem Muschelkalk-Gebilde aber ist ein großes Dreieck vorgestellt. Auf diesem Schild steht "Vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich" geschrieben, ein Satz, der auf die Rechtspflicht des Staates zur Einhaltung des Gleichheitssatzes hinweist. Indem das Dreieck mit dem Gleichheitssatz den Reichsadler überdeckt, soll betont werden, dass die Menschenrechte über die menschenverachtende Propaganda der Nazi-Zeit siegen.

Auf dem Gelände des Polizeipräsidiums befindet sich auch ein Haus mit Dienstwohnungen für die Beamten. Über dem Eingang ist ebenfalls ein Muschelkalk-Relief zu sehen. Es stellt Eltern mit vier Kindern dar, wodurch der Privatbereich des Hauses gegen den offiziellen Bau abgegrenzt werden soll.

Nicht mehr vorhanden ist ein Werk des Bildhauers Ferdinand Heseding. Er hatte zwei große Säulen entworfen und herstellen lassen. Sie standen vor dem Gebäude und trugen Reichsadler mit einem Hakenkreuz. Bereits 1945 wurden diese Stelen entfernt.

(RP)
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