Lokale Unternehmen Maxi Hoffmann brennt in Unterbilk für Keramik

Düsseldorf · Die 33-Jährige hat vor fünf Jahren ihr eigenes Unternehmen gegründet und sich auf handgefertigte und alltagstaugliche Designobjekte konzentriert.

 Keramikerin Maxi Hoffmann sitzt mit einer ihrer Vasen in der Werkstatt in Unterbilk. 
  RP-Foto: Anne Orthen

Keramikerin Maxi Hoffmann sitzt mit einer ihrer Vasen in der Werkstatt in Unterbilk. RP-Foto: Anne Orthen

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Es hat gedauert, bis der Markenname Hap Ceramics gefunden war. „Hap ist ein altes englisches Wort für Zufall“, erklärt Maxi Hoffmann. Und das passt, weil die selbst entwickelten Glasuren beim Brennen im 1220 Grad heißen Produktions-Ofen chemische Prozesse freisetzen und unkontrollierbar reagieren. Was am Ende aus der Hitze an Farbgebungen und Oberflächenstrukturen entsteht, bleibt immer mit dem Zufall verwandt.

Hap – so wie es als Signatur unter jeder Keramik steht – könnte ebenso die Abkürzung für haptisch sein. „Das trifft es auch“, sagt die Keramikerin. Denn ihre deformierten Vasen – jede einzelne ein originelles Unikat – sind eigentlich zufällig entstanden. „Beim Drehen auf der Töpferscheibe war irgendwann die Stabilität des Tons nicht mehr gegeben und die Vase ist eingefallen. Das kann schon mal bei extremen Formen passieren. Ich habe sie dann mit meinen eigenen Händen weitergeformt.“ Inzwischen sind die „deformierten“, minimalistischen Objekte zu Hoffmanns Markenzeichen geworden. Genauso wie die eigenwilligen Glasuren, die geradezu zum Anfassen der Keramiken verführen.

2017 hat die 33-Jährige, die nach dem Studium in Amsterdam und Graz, Aufenthalten in Neuseeland und London als Marketing-Managerin bei einem Telekommunikationsanbieter angestellt war, ein Unternehmen gegründet und sich auf die handgefertigten Designobjekte konzentriert. „Es lief auf die Töpferei hinaus“, sagt die gebürtige Chemnitzerin. Von klein auf sind ihr das Handwerk mit Drehscheibe, Ton, Glasuren und Ofen vertraut: „Meine Mutter war vor der Wende im Osten eine erfolgreiche Keramikerin.“

Vor fünf Jahren wollte es Hoffmann, die der Liebe wegen nach Düsseldorf gezogen ist, wissen und hat einen Töpfer-Kurs belegt. „Ich habe das Ganze von der ersten Sekunde an geliebt. Keramik ist mein Ding. Geübt habe ich in der Werkstatt. Tipps und Tricks gab es auch von Mama“, erzählt sie. „Dieses Handwerk zwingt mich zur Ruhe, es ist für mich wie Meditation. Denn Töpfern braucht Geduld und einen langen Atem. Man muss den Ton fühlen, ruhig sein, keine schnellen Bewegungen machen“, sagt die von Natur eher Unruhige. Entstehen neue Formen spontan oder mit Plan? „Am Anfang steht meist eine Zeichnung“, sagt die Kreative. So wie sie von der Mutter die Liebe zum Ton geerbt hat, hat sie offenbar von der Großmutter, ihres Zeichens Kunstlehrerin, das Zeichentalent mitbekommen.

Nach dem ersten Entwurf vergehen mindestens vier Wochen oder sieben Produktionsschritte, bis vom Drehen an der Scheibe übers Trocknen, Glasuren innen und außen, das Objekt fertig ist. Der erste große Auftrag kam von den Beyond-Studios an der Stresemannstraße. Früher gab es dort Treibstoff, heute wartet in der Industrie-Atmosphäre der ehemaligen Tankstelle minimalistische Mode auf ihre Liebhaber. Eine ganze Palette sollte her: Becher, Schalen, Vasen. Fünf Monate Arbeit. Ein erster glücklicher Kunde und der Auftakt zu mehr. Inzwischen werden die Keramiken in mehreren Design-Interior-Läden verkauft. Seit Corona gibt es einen Online-Shop und Kunden im Ausland. Hoffmann hat die Bowls fürs Velvet (Café und Bar) gemacht und arbeitet aktuell in der Werkstatt in Unterbilk an einer schwarz-weißen Tellerserie.

Im neuen Jahr will sie größer denken, sich an Tische, Hocker, Lampen aus Metall und Glas in Verbindung mit ihren Entwürfen wagen. Derweil träumt sie weiter von einem eigenen Atelier mit einem kleinen Geschäft, in dem sie selbst direkt ihre Handwerkskunst verkaufen kann.

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