Unterbilk Kinderschutzambulanz setzt auf Prävention

Unterbilk · Die Einrichtung am Evangelischen Krankenhaus betreut jährlich mehr als 250 Kinder.

 Leiten die Ambulanz: Gabriele Komesker (l.) und Jessika Kuehn-Velten Leiten die Ambulanz: Gabriele Komesker (l.) und Jessika Kuehn-Velten

Leiten die Ambulanz: Gabriele Komesker (l.) und Jessika Kuehn-Velten Leiten die Ambulanz: Gabriele Komesker (l.) und Jessika Kuehn-Velten

Foto: nic

Selten wurde soviel geredet über Kindeswohl und Erziehung wie heute. Aber geht es Kindern dadurch besser? "Es gibt eine höhere Sensibilität in der Gesellschaft; an vielen Stellen wird genauer hingeschaut", sagt die Leiterin der Kinderschutzambulanz am Evangelischen Krankenhaus, Gabriele Komesker. Jedoch würden Kinder anderen Formen von Gewalt ausgesetzt, die es früher nicht gab - wie das Leid von Kindern, deren Eltern getrennt und zerstritten sind: "Wenn Kinder zwischen den Stühlen sitzen, weil Eltern gar nicht mehr miteinander reden können." Auch das Thema Vernachlässigung komme öfter vor, fügt die stellvertretende Leiterin Jessika Kuehn-Velten hinzu.

Am Dienstag, 28. März, ist die Arbeit der Kinderschutzambulanz Thema beim Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag, bei dem sich im Congress Center Hunderte Akteure der Kinder- und Jugendarbeit aus ganz Deutschland treffen. In einem Forschungsprojekt der Universität Koblenz-Landau sind 5000 Fälle aus 30 Jahren Kinderschutz in Düsseldorf untersucht worden - zentrale Ergebnisse werden in einem Fachforum präsentiert, um Folgerungen für die Arbeit mit Familien in der Zukunft abzuleiten.

Das zehnköpfige Team der Kinderschutzambulanz betreut jährlich mehr als 250 Kinder, die körperliche, seelische oder sexuelle Gewalt erlitten haben. "Früher ging es um Diagnostik", sagt Gabriele Komesker über die Weiterentwicklung der Arbeit: "Inzwischen versuchen wir, möglichst früh anzusetzen, bevor bei Eltern die Überforderung überhaupt raumgreift." In der Kleinkindsprechstunde der Ambulanz werden daher Eltern unterstützt, deren Kind einfach nicht durchschläft, viele Stunden am Tag schreit oder nicht regelmäßig isst. Oft reichten wenige Besuche der Sprechstunde, um die Schwierigkeiten zu verringern und die Eltern-Kind-Beziehung zu verbessern. Darüber hinaus gehört es zu den Aufgaben der Ambulanz, Kinder, Jugendliche und ihre Familien in akuten Krisen oder bei länger anhaltenden Problemen zu begleiten. Oft werden sie von Kitas oder Schulen geschickt, manche kämen auch aus eigenem Antrieb, hätten die Probleme erkannt. "Das ist der optimale Fall, dann können wir unsere Arbeit am besten machen", sagt Komesker. Manche Eltern sind auch zwiespältig, lassen sich nur zaghaft auf die Angebote der Kinderschutzambulanz ein, sagt Kuehn-Velten. Denen vermittle man, dass man nicht urteilen wolle: "Wir wollen Sorge teilen."

Kinderschutzambulanz, Kronenstraße 38. Telefon: 0211-919 3700. Telefonisch einen Termin vereinbaren kann man Montag bis Donnerstag 8.30 bis 12.30 Uhr und 14.30 bis 17 Uhr, Freitag 8.30 bis 13 Uhr.

(RP)
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