Unterbilk Es rumpelt und rattert in Unterbilk

Unterbilk · An der Bilker Allee beklagen sich mehrere Hauseigentümer über die Bahnen der Linie 707. In ihren Häusern vibriert es und die Gläser klirren in den Schränken. Ein Tempolimit wäre die Lösung, doch Rheinbahn und Stadt wollen das nicht.

Hauseigentümer wehren sich gegen Straßenbahn (v.l.): Monika Hirsch, Rainer Hirsch, Angelika Geurts und Friedrich Hanke an der Bilker Allee

Hauseigentümer wehren sich gegen Straßenbahn (v.l.): Monika Hirsch, Rainer Hirsch, Angelika Geurts und Friedrich Hanke an der Bilker Allee

Foto: thissen

Das mit den Bahnen und Rainer Hirsch, das geht schon ziemlich lange, aber so schlecht wie heute war ihr Verhältnis noch nie. Was nicht an Rainer Hirsch liegt. Tatsächlich sind die Bahnen lauter geworden und schwerer und schneller. Und das hat Auswirkungen. Es ist nicht einmal der Lärm. Gegen den hat Hirsch dreifach verglaste Fenster in sein Haus an der Bilker Allee einbauen lassen, der juckt ihn nicht mehr sonderlich. Allerdings machen ihm die Vibrationen in seinem Wohnzimmer zu schaffen.

Hirsch hat einen schönen, alten Vitrinenschrank, in dem er seine blank geputzten Weingläser in einer Reihe aufgestellt aufbewahrt. "Die klirren", sagt er, jedes Mal, wenn eine der Bahnen vorbeifährt. Zumindest wenn sie schnell vorbeifahren, dann vibriert der Boden, das ganze Haus, und der Fernsehempfang setzt zeitweise aus, wenn er in HD schaut. Wenn die Bahnen allerdings langsam fahren, dann ist das alles nicht so dramatisch, wie er letztlich bei einem Ortstermin mit einem Mitarbeiter der Rheinbahn feststellen konnte. Da fuhren die Bahnen sehr langsam, die Fahrer grüßten nett und die Vibrationen waren kaum merklich.

Hirsch ist kein Mensch, der an Zufälle glaubt, aber natürlich kann er nicht beweisen, dass die Fahrer schlicht auf den Ortstermin und das bekannte Gesicht Rücksicht genommen haben. Allerdings hat sich nach dem Ortstermin nichts geändert, und auch deshalb hat Hirsch mit anderen Hausbesitzern an der Bilker Allee gesprochen, ob es unter ihnen einen gibt, der ähnlich unter dem Lärm und der Belastung leidet. Und siehe: Es fanden sich tatsächlich mehr als 30 Hauseigentümer, die insgesamt 39 Häuser und mehr als 300 Wohnungen an der Straße besitzen. Sie alle haben einen Appell unterschrieben, der sich gegen die Vibrationen und den Lärm wendet und von der Rheinbahn Lösungen fordert.

Einer von ihnen ist Friedrich Hanke. An seinen Häusern haben sich im Keller Risse gebildet, seit die neuen Bahnen fahren. Die Keller sind aus der Vorkriegszeit, um Setzrisse kann es sich da nicht mehr handeln, sagt Hanke. Lustig findet er das nicht mehr, zumal sich auch schon Risse in den Riemchen an seiner Fassade gebildet haben. Außerdem: Es heißt, die Gegend hier sei die kinderreichste Düsseldorfs, zudem sind drei Schulen direkt an der Bilker Allee. "Wenn man ernst nähme, wenn die Politik wieder von Kindeswohl und Familienfreundlichkeit redet, dann müsste man doch davon ausgehen, dass Tempo 30 auf der Bilker Allee sich schnell umsetzten ließe", sagt Hanke. Hirsch hat den Oberbürgermeister angeschrieben, dessen Büro ihm empfahl, sich an den Beschwerdeausschuss zu wenden. Er hat außerdem die Fraktionsvorsitzenden der Parteien im Stadtrat angeschrieben. Das war an Karneval, was er noch genau weiß, weil er die Lesebestätigung der Mail an FDP-Chefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann an Karnevalssonntag gegen 23 Uhr erhielt, und sich noch darüber gewundert hat. Eine Antwort hat er allerdings von keinem der Politiker erhalten.

In der Sitzung des Anregungs- und Beschwerdeausschusses ist die Bilker Allee Thema. Da nimmt auch das Amt für Verkehrsmanagement Stellung. "Die Funktion der Bilker Allee als Hauptverkehrsstraße sowie das Bestreben der Stadt, den ÖPNV im Stadtgebiet zu beschleunigen, stehen in Widerspruch zu einer Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h", schreibt das Amt. Grundsätzlich seien die Lärmschutzwerte aber überschritten, und grundsätzlich sei auch eine Reduzierung der zulässigen Geschwindigkeit möglich.

Die Rheinbahn sieht in ihrer Stellungnahme keinen Handlungsbedarf. "Anzeichen für außergewöhnliche Belästigungen im Zusammenhang mit dem Straßenbahnbetrieb konnten nicht festgestellt werden", hieß es nur.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort