Unterbilk/Eller Eine Familien-Dynastie in der Waagschale

Unterbilk/Eller · Einst war die Waagenbau-Firma der Schmitts ein Branchen-Schwergericht. Irgendwie ist sie es noch immer, auch wenn nicht mehr gebaut wird.

 Felix Schmitt in seiner Werkstatt an der Herzogstraße: Dort stehen aus Nostalgie-Gründen noch viele alte mechanische Waagen und Gewichte.

Felix Schmitt in seiner Werkstatt an der Herzogstraße: Dort stehen aus Nostalgie-Gründen noch viele alte mechanische Waagen und Gewichte.

Foto: A. Orthen

Wenn man die guten und die schlechten Jahre der Düsseldorfer Waagen- und Maschinenfabrik in eine dieser mechanischen Waagen aus Holz und Metall legen würde, die der Familienbetrieb einst herstellte, dann würde die Schale mit dem Gewicht der schlechten Jahre vielleicht in die Höhe schnellen. Denn an die Größe und Bedeutung der 1866 eröffneten Fabrik in Eller, in der in Hochzeiten bis zu 70 Mitarbeiter arbeiteten, erinnert heute kaum mehr als der Name Waagenstraße. An der Herzogstraße 60, wo der Familienbetrieb inzwischen in fünfter Generation geführt wird, wurden die beiden Ladenlokale an der Hauptstraße schon vor vielen Jahren aufgegeben. Gearbeitet wird dort heute nur noch im Hinterhof: Felix Schmitt beschäftigt drei Mitarbeiter, die sich um das Warten, Justieren, Kalibrieren und den Vertrieb elektronischer Messgeräte kümmern. Denn Waagen werden schon seit langem nicht mehr gebaut.

Doch nicht alles lässt sich eben wiegen und in Gewichtseinheiten zerlegen. Und so ist der Ur-Ur-Enkel des Mannes, der sich um 1860 als Schlosser selbstständig machte und dann die Waagenbaufirma gründete, nicht traurig, wenn er sich die vielen alten Familienfotos und mechanischen Waagen in der Werkstatt und den Büros ansieht. "Früher belieferten wir eben vor allem die Düsseldorfer Industrie mit unseren mechanischen Waagen, bauten zum Beispiel welche, die bei der Legierung von Stahl eingesetzt wurden, oder Bodenwaagen, mit denen das Gewicht von Güterwaggons gemessen wurde", sagt Felix Schmitt. Die Weltwirtschaftskrise 1929 brachte dann allerdings auch den Familienbetrieb in Schwierigkeiten: Die Fabrik und die Waagen-Herstellung wurden aufgegeben, der Betrieb an die Herzogstraße in Unterbilk verlegt. Und ohnehin lösten elektronische Waagen immer mehr die mechanischen ab.

Dennoch ist der Name Schmitt in Düsseldorf und durchaus auch in der Region noch immer so eine Art Schwergewicht in der Branche. Denn Schmitt und sein Team gelten als Spezialisten, wenn es um die Wartung und den Vertrieb von Messgeräten geht. Ob in den Laboratorien der Heinrich-Heine-Universität oder von Henkel, in Apotheken, Krankenhäusern oder auf dem Großmarkt an der Ulmenstraße 275: Viele der Waagen werden von ihnen betreut.

Beim Anblick der teilweise opulent verzierten mechanischen Waagen in seiner Werkstatt kommt Schmitt aber manchmal dann doch ins Schwärmen: "Ein ganz besonderer Glanz umgibt diese Waagen. Früher war der Waagenbau ja auch ein eigenständiges Handwerk. Heute sind die Messgeräte eben vor allem ein Nutzgegenstand."

(semi)
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