Sammlung in Düsseldorf Radio-Sammler wollen in die Alte Kämmerei

Unterbilk/Altstadt · Klaus Gordziel und Claudia Rüdinger haben mehr als 500 Exemplare, die sie gerne in einem Museum zeigen würden. Alte Volksempfänger sind dabei oder besondere Stücke, wie die kleine Tischorgel.

 Klaus Gordziel und Claudia Rüdinger würden gerne in der Alten Kämmerei ein Museum für die vielen Radios einrichten.

Klaus Gordziel und Claudia Rüdinger würden gerne in der Alten Kämmerei ein Museum für die vielen Radios einrichten.

Foto: Nicole Kampe

Seine Augen fangen an zu leuchten, wenn er von der neusten Errungenschaft erzählt. Fast wie bei einem Kind, das ein großes Stück Schokolade vor dem Abendessen vernaschen darf. Lange hält es ihn dann auch nicht auf dem Hocker, er muss die Box holen, sie vorführen, erklären. Von einer Bekannten hat er sie bekommen, die kleine Tischorgel, die so groß ist wie ein Schuhkarton, die irgendwann zwischen 1850 und 1856 gebaut worden sein muss. Dazu eine Handvoll Notenringe. Vorsichtig stellt er die Kiste auf der Vitrine ab, klappt sie auf, dreht an der kleinen Kurbel, ein bisschen holprig sind die ersten Töne. Aber die Orgel funktioniert, „diese alten Dinge müssen benutzt werden“, sagt Gordziel, „sonst gehen sie kaputt.“

Die Orgel ist schon besonders für den Sammler, und gleichzeitig reiht sie sich ein in eine Sammlung vieler besonderer Stücke. Denn Klaus Gordziel gehören inzwischen mehr als 500 alte Radios – ausschließlich Röhrenmodelle, einige davon zeigt er seit 2017 im Radio Room an der Neusser Straße, der kein Museum ist, sondern ein Ort, an dem die Menschen sich treffen, gucken, quatschen können. Das französische Tischradio Excelsior 55 aus den 1950ern gehört zur Ausstellung genauso wie Gordziels Lieblingsradio: der Loewe „Schlittschuh“ – ein viereckiger Kasten, auf dem Lautsprecher und Knöpfe wie ein Schlittschuh angeordnet sind.

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Die übrigen Modelle lagern irgendwo, „und weil wir beide keine Kinder haben, will ich nicht irgendwann mit 500 Radios allein dastehen“, sagt Claudia Rüdinger, Klaus Gordziels Lebensgefährtin. Das Paar hat auch schon Ideen, was mit den Radios passieren könnte: „Wir hätten gerne einen Raum in der Alten Kämmerei“, sagt Rüdinger, für eine dauerhafte Ausstellung, ein kleines Museum vielleicht, 80 bis 120 Quadratmeter, „und jemanden, der sich kümmert“. Bei der Eröffnung des Radio Rooms im November 2017 habe es mal das Angebot gegeben, für ein paar Wochen im Rathaus auszustellen, „aber das ist viel Aufwand für eine begrenzte Zeit“, sagt Rüdinger, die gelesen hatte, dass in der Alten Kämmerei auch Ateliers entstehen sollen.

Der Kölner Entwickler Art-Invest hatte sich Mitte Juni in einem Wettbewerb gegen die in Monheim ansässige Projektentwicklung Teamrheinruhr durchgesetzt, will in dem leerstehenden Rathausnebengebäude eine Eventfläche und Einzelhandel realisieren, in den oberen Etagen Büros und Ateliers. Mit Art-Invest wollen Klaus Gordziel und Claudia Rüdinger nun Kontakt aufnehmen, suchen parallel auch nach einem Investor, jemandem, der Lust auf das Projekt hat. Gordziel hat auch schon Vorstellungen, wie das Museum aussehen könnte: Er sieht zum Beispiel ein Wohnzimmer aus den 1930ern/1940ern, mit einem großen Ohrensessel, auf dem kleinen Beistelltisch steht ein Volksempfänger, so wie damals, im Zweiten Weltkrieg, als die Menschen die Ansprachen und Nachrichten gebannt im Radio verfolgten. Ganz aufgeben würde Klaus Gordziel seine Schätze natürlich nicht, dafür hängt sein Herz viel zu sehr an den alten Radios, die fast alle noch funktionstüchtig sind. Bis auf die kleine Einschränkung, dass inzwischen viele Sender abgeschaltet sind. Gordziel würde sein Wissen zur Verfügung stellen, im Hintergrund mitarbeiten, Führungen durch das Museum machen, „die Radios sind alle meine Kinder“, sagt der Sammler. Ihm ist es wichtig, dass die Geschichte und die Geschichten der Radios erhalten bleiben, sie weitergegeben werden an die jungen Menschen. „Viele wissen gar nicht, dass wir heute keine Handys hätten ohne Röhrenradios“, sagt Klaus Gordziel.

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