Fahrradleichen in Unterbilk Fährt das noch oder kann das weg?

Unterbilk · Anwohner in Unterbilk ärgern sich über Fahrradleichen. Doch die Stadt muss beim Einsammeln von Schrotträdern genau abwägen.

 Ein fehlender Sattel macht noch kein Schrottrad. Ob dieses Exemplar eingesammelt wird, müssen die Mitarbeiter der Stadt vor Ort entscheiden. Entscheidend ist vor allem, ob das Rad repariert werden kann.

Ein fehlender Sattel macht noch kein Schrottrad. Ob dieses Exemplar eingesammelt wird, müssen die Mitarbeiter der Stadt vor Ort entscheiden. Entscheidend ist vor allem, ob das Rad repariert werden kann.

Foto: RP/Dominik Schneider

Rund um den Siegplatz stehen, an Radständern, Laternenmasten und Hauswänden festgekettet, zahlreiche Fahrräder. Manche davon sehen aus wie neu, anderen fehlen Räder oder Sattel, manche sind verstaubt und verrostet mit Körbchen voller Müll. Vor allem über solche Fahrradleichen ärgern sich die Anwohner, fordern von der Stadt, sie zu beseitigen. Diese hat ein Team für solche Einsätze – muss jedoch einige Rahmenbedingungen beachten.

Jutta Heine ärgert sich täglich über „schrottreife Fahrräder“ vor ihrer Haustür. Die Unterbilkerin beobachtet, dass manche Räder über Jahre nicht bewegt wurden. „Die Besitzer sind wahrscheinlich weggezogen oder nutzen die Räder aus anderen Gründen nicht mehr“, vermutet Heine. Sie hat bereits vor über einem Jahr einen Antrag an die Stadt gestellt, die Siegstraße und den angrenzenden Platz von den Fahrradleichen und Schrotträdern zu befreien – ohne Erfolg. „Dabei verschandeln sie nur das Straßenbild und blockieren Abstellflächen für andere Radfahrer“, so die Unterbilkerin.

Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärt die Stadt, dass Straßenverkehrs- und Ordnungsamt von der Situation rund um den Siegplatz wissen. Die Entscheidung, wann ein abgestelltes Fahrrad als Schrott zu behandeln ist, sei aber nicht trivial. „Die Entfernung und Verschrottung eines solchen Rades setzt voraus, dass das abgestellte Fahrrad trotz eines in der Regel vorhandenen Schlosses als Abfall anzusehen ist“, so Stadtsprecher Volker Paulat. Grundsätzlich gebe es keine Regelung, wie lange ein Fahrrad im öffentlichen Raum abgestellt werden darf.

Daher müssen die Mitarbeiter von Straßenverkehrs- und Ordnungsamt beurteilen, ob der in der Regel unbekannte Besitzer tatsächlich das „Eigentumsrecht aufgegeben“ hat, wie es im Amtsdeutsch heißt. Dass ein Fahrrad lange nicht benutzt wurde, reicht dabei nicht als Indiz. „Auch Rost, ein platter Reifen oder ein fehlender Sattel machen ein Fahrrad nicht zu Schrott“, erklärt Paulat.

Die Faustregel: Fahrräder werden als Abfall eingestuft und entfernt, wenn sie aufgrund erheblicher Mängel nicht mehr funktionsfähig sind und nicht mehr mit geringem Aufwand instandgesetzt werden können. Eine recht weite Definition, die Mitarbeiter der Stadt müssen daher vor Ort entscheiden. Wenn dann ein Fahrrad tatsächlich als Schrottrad eingestuft wird, wird es sofort entfernt, Schlösser werden im Zweifelsfall mit dem Bolzenschneider aufgebrochen.

Das Team der Stadt arbeitet mit Hinweisen aus der Bevölkerung. Es werden logistisch sinnvolle Routen zusammengestellt, einzelne Bezirke abgefahren. Das hat zur Folge, dass der einzelne Antrag etwas warten muss – aber auch, dass das ganze Stadtgebiet mehr oder weniger gleichmäßig von Schrotträdern befreit wird.

Wird ein Fahrrad eingesammelt, wird es verschrottet. Es gab bereits Ideen, die alten Räder zu restaurieren und sie für einen guten Zweck zu spenden. Dies hat sich aber, so Stadtsprecher Paulat, als nicht effizient erwiesen. „Die Räder, die unsere Mitarbeiter einsammeln, sind nicht nur im juristischen Sinne, sondern tatsächlich Abfall“, so Paulat.

Die strengen Kriterien, mit denen die Stadt prüft, ob ein Fahrrad tatsächlich entsorgt werden darf, sind auch der Grund, warum Jutta Heinen weiterhin täglich an rostigen Fahrrädern vorbeigehen muss. Sie will die Radleichen rund um den Siegplatz erneut melden – in der Hoffnung, dass das Team der Stadt deren Zustand genauso beurteilt wie die Frau aus Unterbilk.

Anwohner können Fahrradleichen auf der Homepage der Stadt Düsseldorf melden: www.service.duesseldorf.de

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