Unterbach So tanzt ein Weltmeister

Unterbach · Der TV Unterbach hat bei der WM im Jazz- und Modern Dance Gold und Silber geholt. Besonders erfolgreich: die Formation "InTakt". Die Freundinnen wohnen längst weit verstreut, kommen zum Training aber stets nach Unterbach.

 "InTakt" kehrte von der WM im Jazz- und Modern Dance mit Gold und Silber zurück.

"InTakt" kehrte von der WM im Jazz- und Modern Dance mit Gold und Silber zurück.

Foto: O. Staschik

Der harte Kern kennt sich seit mehr als zehn Jahren. Über Köln und Hilden fanden die Tänzerinnen 2010 den Weg zum TV Unterbach. Der Verein, der vor allem für seine herausragenden Trampolinturner bekannt ist, bot den Spezialistinnen für Jazz- und Modern Dance eine optimale sportliche Heimat. Sie wohnen in Wuppertal, Essen, Mönchengladbach oder Dortmund. Doch zum Training fahren sie trotz Vollzeitjob oder Kinder mindestens zweimal die Woche nach Unterbach.

Auch im Tanzen gibt es einen Ligabetrieb, die Unterbacherinnen pendeln zwischen Regional- und 2. Bundesliga. Aber auf dieser Ebene dürfte für die Frauen der Zug bald abgefahren sein. "Der Sport hat sich verändert. Wir sind teilweise bereits älter als 30, in den Teams unserer Konkurrenten tanzen Mädchen, die sind 16 Jahre alt. Bei bestimmten technischen Elementen wie Sprüngen können wir da einfach nicht mehr mithalten", sagt Dagmar Ihlo.

Sie muss es wissen, im Fußball würde man sagen, Ihlo ist Spielertrainerin der Formation "InTakt", wie sich die Unterbacherinnen nennen. Ihr sind die anderen stets gefolgt, wenn ein Vereins- oder Ortswechsel anstand. Und sie hat auch schon mal so lustige Ideen. Wie die mit der Teilnahme an der Weltmeisterschaft, die in diesem Jahr in Wetzlar stattfand. In der Kategorie Ü31, für Tänzerinnen jenseits der 30. "Unsere Saison war ziemlich früh zu Ende, und wir dachten uns, das kann es doch noch nicht für den Rest des Jahres gewesen sein", blickt Ihlo zurück. Also stampften die Tänzerinnen ein Bewerbungsvideo für den Deutschen Tanzsportverband aus dem Boden und wurden prompt zur Qualifikation nach Saarlouis eingeladen. "Im Jazz hieß es nach zwei Tänzen, Herzlichen Glückwunsch, ihr seid dabei - wir waren die einzigen Bewerber. Das war uns zu läppisch, da haben wir auch noch im Modern schnell was zusammengeschustert", erzählt der Coach. Da war die Konkurrenz härter - und kam zudem aus dem eigenen Hause: Auch die Formation Siyanda gehört dem TV Unterbach an. Das Ende vom Lied: Beide durften nach Wetzlar fahren.

Die Freundinnen von "InTakt" mieteten sich für das lange Wochenende ein Haus, alle fuhren mit, auch wenn sie noch jünger waren und nicht teilnehmen durften. Die Modern-Choreographie kam dann an bei der Jury. "Wir konnten gar nicht sehen, wie die Konkurrenz getanzt hat, aber ich hatte sofort ein Super-Gefühl", berichtet Dagmar Ihlo, "alles war sehr synchron". Am Ende gab es von den Wertungsrichtern jede Menge Einsen, die Platz eins in der Endabrechnung bedeuteten. Damit nicht genug: Hinter "InTakt" landete "Siyanda" auf Rang zwei - Gold und Silber für Deutschland, besser gesagt für Unterbach. Finnland oder Polen, Länder, in den Modern Dance viel höher im Kurs steht, landeten auf den hinteren Plätzen. Die Siegehrung sei dann ein wenig schnell durchgezogen worden, "aber das war schon ein sehr erhabenes Gefühl, plötzlich ganz oben auf dem Treppchen zu stehen und die Nationalhymne zu hören", berichtet Ihlo.

Einen Tag später war Jazz an der Reihe. "Als wir gesehen haben, was für tolle Outfits die anderen Nationen hatten, sind wir noch mal los, uns was zum Anziehen zu kaufen", erzählt die Trainerin. "Wir sahen sensationell aus, alles hat gefunkelt, wir haben uns sogar Lametta ins Haar getan und dann die totale Party gefeiert." Auch bei den Wertungsrichtern funkelte es: Silber, ganz knapp hinter Finnland. Nur einen Wunsch hat Ihlo jetzt noch: "Die Fotos von unserem Auftritt dürfen nie an die Öffentlichkeit kommen."

(RP)
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