Angermund Unruhe am Angermunder Baggersee

Angermund · Schon seit Jahren beklagen sich die Anwohner über die Wildparkerei, den Lärm und die Verschmutzung der Strände am Angermunder Baggersee. Durch die heißen Sommertage nehmen die Probleme wieder zu.

Zerbrochene Flaschen, alte Verpackungen, Zigarettenstummel und etliche Brandlöcher an den Stränden — die letzten Überbleibsel ausgelassener Strandpartys sind unübersehbar. Jedes Jahr im Sommer wird die Idylle des Angermunder Baggersees durch Müllberge und Lärmbelästigung gestört. Das verärgert die Anwohner.

Eigentlich herrscht an den Stränden absolutes Badeverbot, gekennzeichnet durch mehrere Schilder der Stadt. Die Tatsache, dass diese Hinweise jedoch aus dem Boden gerissen oder einfach umgedreht werden, zeugt von dem Protest vieler Jugendlicher gegen das Verbot. "Das interessiert hier niemanden", sagt Jan von der Laan. Er selbst wohnt seit 29 Jahren im Ort und nutzt die freie Natur regelmäßig für seine Radtouren. Egal ob in der Woche oder an den Wochenenden — immer wenn der 88-Jährige um den See herumfährt, beobachtet er, wie die unerwünschten Besucher Lagerfeuer unter den Bäumen machen, die Musikanlage laut aufdrehen oder ihren Müll einfach am Strand zurücklassen. Auch am Zugang des Geländes, dem schmalen Pfad zwischen dem Bauernhof und den Reitställen, ist dann meistens kein Durchkommen mehr möglich. Dort parken Autos und Motorräder entweder mitten auf Weg oder sogar direkt unter den Bäumen. "Sollte mal etwas passieren, kommt hier kein Krankenwagen durch", meint von der Laan. "Ich kann diese Rücksichtslosigkeit nicht nachvollziehen."

Diese Probleme kennen die Angermunder nur zu gut. "Das ist schon seit 30 Jahren ein Thema", sagt Bezirksvorsteher Ulrich Decker. "Die Anwohner beschweren sich immer wieder beim Ordnungsamt und verlangen schärfere Kontrollen. Mittlerweile haben sie jedoch den Mut verloren. Wir wissen natürlich, dass es in Düsseldorf viele Probleme gibt, um die sich die Beamten kümmern müssen, aber das Ärgernis bleibt trotzdem." Eine Aussicht auf Besserung sieht Decker nicht, im Gegenteil: "Durch die gute Bahnanbindung kommen sogar viele Jugendliche aus dem Ruhrgebiet an den See. Der See ist angesagt."

Für die Beschwerden hat das Ordnungsamt zwar Verständnis, allerdings seien die Beamten bereits regelmäßig am Baggersee im Einsatz: "Wir führen dort permanent Kontrollen durch", sagt Leiter Michael Zimmermann. "Die Wildparkerei konnte auf ein erträgliches Maß reduziert werden. Jede Ruhestörung wird von den Kollegen sofort unterbunden. Mehr können wir personell nicht leisten." Darüber hinaus informieren Feuerwehr und Rettungsdienst die Bürger regelmäßig über das Badeverbot und die Gefahren von offenem Feuer.

Eigentlich hätten die Anwohner gar nichts gegen einen geregelten Badebetrieb, solange er kontrolliert wird und klaren Vorschriften untergeordnet ist. Die Verwaltung erklärte jedoch bereits im letzten Jahr, dass kein neues Konzept für die Gewässer vorgesehen ist. Einen Badebetrieb, wie etwa am Unterbacher See, werde es also nicht geben. Die einzige Ausnahme ist der Surfclub, deren Mitglieder den nordwestlichen Teil der Anlage nutzen. Ulrich Decker erinnert sich an die Begründung des Verbotes: das Vogelschlag-Gutachten. "Dieser Beschluss ist schon mehr als zwanzig Jahre alt und seither das Hauptargument der Stadt", so der Bezirksvorsteher. Demzufolge würden die heimischen Vögel durch die Badegäste aufgescheucht und Richtung Süden ausweichen. Dort könnten sie zur Gefahr für den Flugbetrieb werden. "Davon bin ich nicht überzeugt" so Decker. Der See sei groß genug, so dass die Vögel viele Rückzugsmöglichkeiten haben.

Das Ordnungsamt wird weiterhin Kontrollen am Baggersee durchführen. Ein Brennpunkt sei der See jedoch nach wie vor nicht — die Angermunder sehen das anders.

(mro)
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