Ungewöhnliches Geburtstagsgeschenk Enkel schenken Opa einen Müllsammel-Tag am Rhein

Stockum · Mika und seine älteren Brüder ärgern sich wie ihr Opa Edgar über den Müll am Rhein. Dann kam ihnen eine besondere Geschenkidee.

Opa Edgars Müllsammel-Geburtstag
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Opa Edgars Müllsammel-Geburtstag

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Foto: Mika und Dagmar Hüserich

Mika ist leidenschaftlicher Fotograf. Eigentlich knipst er alles, was ihm vor die Linse kommt. Sieben Jahre ist Mika erst alt, aber er hat schon eine eigene Kamera, "die ist in Tarnfarbe", erzählt er ein bisschen schüchtern. Mika steht nicht gern im Rampenlicht. Sein Hund Erni dafür umso mehr. Am liebsten macht der Schüler Bilder von ihm, am Rhein, wenn er mit Mama Dagmar Hüserich dort spazieren geht. Er dokumentiert die Natur und das Wetter, Erni natürlich, und den Wasserstand.

In letzter Zeit aber findet Mika immer mehr Müll am Rhein, in den Buchten am Wasserwerk, dort, wo die Familie gerne unterwegs ist. Plastiktüten und Eierkartons, ausrangierte Gartenmöbel und vor allem Glas. Mika kann nicht verstehen, warum Menschen so viel Dreck hinterlassen. Und er hat Angst, dass sich Erni oder andere Tiere an den Scherben verletzen könnten. Manchmal schnappt der Siebenjährige sich eine Mülltüte und räumt auf am Rhein. "Das hat er wohl von seinem Opa geerbt", sagt Dagmar Hüserich.

Als Opa Edgar jetzt am Wochenende seinen 80. Geburtstag feierte, haben Mika und seine beiden älteren Brüder Joshua (12) und Jannis (12) ihm einen Müllsammel-Tag am Rhein geschenkt. Fast die ganze Familie ist gekommen, die Cousins Florin (10) und Linus (15), ihr Vater Rüdiger Haubrich, Mikas Papa Jens und die Großeltern Karin und Edgar natürlich. "Der Opa war ganz begeistert", sagt Dagmar Hüserich. Auch weil so alle seine Lieben sich mal wieder getroffen haben.

Ungewöhnlich ist so ein Müllsammel-Tag für einen 80. Geburtstag schon ein bisschen. Aber für Edgar Haubrich hätte es kein besseres Geschenk geben können. "Mein Vater ist heute noch fast jeden Tag an seiner alten Firma und hebt vor der Tür Papierchen, Flaschen und Glas auf", erzählt Dagmar Hüserich. "Egal, wo er ist, er sammelt ständig Müll vom Boden ein." Und einen Dreck-weg-Tag ohne den 80-Jährigen hat es noch nicht gegeben.

An Edgar Haubrichs Geburtstag hat die Familie ganze Säcke gefüllt, und das in weniger als zwei Stunden. Sogar Grillutensilien hat sie gefunden - im Winter. Wer weiß, wie lange die schon dort liegen. "Wer Grillen will am Rhein, der kann auch mal eine Tüte mitnehmen", findet Hüserich. Und sich im Sommer um die heißen Kohlen kümmern. Die sind nämlich gefährlich, nicht nur für die Tiere.

Mika plant schon den nächsten Müllsammel-Tag. Seitdem er auf der "boot"-Messe die Umweltschutzorganisation "Sea Shepherd" kennengelernt hat, ist er noch aktiver als vorher. Sogar ein T-Shirt hat er von den "Sea Shepherds", "das ist richtig cool", sagt er, schwarz mit einem weißen Totenkopf und einem Dreizack drauf. Und die "Sea Shepherds" sammeln nicht Müll am Rhein, bei ihnen heißt das "Beach Cleaning". "Das klingt besser", sagt Dagmar Hüserich. Ein paar Mitglieder hat ihr Mann, der Lehrer an einer Realschule ist, in seine Klasse eingeladen, um die Schüler für das Thema zu sensibilisieren. "Wir sind alle angefixt", sagt sie.

Am Muttertag könnte dann die nächste Aktion sein. Dann ist auch Dagmar Hüserichs Geburtstag. So würden Mika, Joshua und Jannis zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und ihrer Mutter eine riesige Freude machen. "Das Müllsammel-Gen habe ich auch geerbt", sagt sie.

Demnächst will Hüserich eine große Kiste am Rhein abstellen mit einem Foto von Ernie drauf und der Bitte, Spaziergänger mögen doch gefundene Glasflaschen dort reinwerfen. "Die kann ich dann entsorgen", sagt Hüserich. Um die Mülltüten vom Wochenende aber wird sich die Awista kümmern müssen. Die staunte wohl nicht schlecht, als sie einen Anruf der Stockumer bekam. "Ich glaube aber, dass außer uns keiner sowas macht", sagt der zwölf Jahre alte Joschua, der sich über ein Fundstück besonders freute. Aus der verbotenen Stadt ist ein Plastikbecher angespült worden, ein Bützje-Becher, um genau zu sein, mit dem Kölner Karnevalsruf Alaaf. Den will Familie Hüserich jetzt zurückschicken, gefüllt mit Luftschlangen, Süßigkeiten und Konfetti. Adressiert wird das Paket an Oberbürgermeisterin Henriette Reker. "Wir sind echt gespannt, ob wir eine Antwort bekommen", sagt Dagmar Hüserich.

(RP)
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