Serie Düsseldorfer Stadtteilkinos Wo es nur Filme in englischer Sprache gab

Stockum · Das „Globe“ war 40 Jahre in der Hand der Briten. Deutschen war der Zutritt verboten. Wer dennoch hinein wollte, musste sich als Engländer ausgeben.

 Das Kino der Britischen Rheinarmee „The Globe“ in Stockum um 2000 nach seiner Schließung.

Das Kino der Britischen Rheinarmee „The Globe“ in Stockum um 2000 nach seiner Schließung.

Foto: Stadtarchiv Düsseldorf

Stockum besaß rund 40 Jahre ein eigenes Kino. Filme hat dort aber kaum ein Stockumer gesehen, denn „The Globe“ gehörte der Britischen Rheinarmee und für Deutsche war der Zutritt verboten. Wollten diese sich dennoch hineinschummeln, mussten sie schon sehr gut Englisch sprechen, um beim Ordern der Eintrittskarten nicht aufzufliegen. Außerdem musste man sich dem Ritus der Engländer anpassen und sich beim Erscheinen der Queen auf der Leinwand vom Stuhl erheben. „So mischten sich wohl nur die absoluten Filmfans mit Faible für Originalfassungen unter die Besucher“, schreibt Sabine Lenk in ihrem Buch zur Kinogeschichte Düsseldorfs.

Errichtet wurde „The Globe“ 1957 an der Kaiserswerther Straße. An diesem Standort hatten sich bereits vorher verschiedene Filmstätten befunden. 1937 wurden dort für die Große Reichsausstellung Schaffendes Volk Gebäude für die modellhafte Wilhelm-Gustloff-Siedlung errichtet. Dazu gehörte auch ein Ortsgruppengebäude, das im Erdgeschoss einen Versammlungssaal besaß. Wie Lenk recherchiert hat, bat die Gaufilmstelle der NSDAP die Behörden darum, dem Ortsverband Lohausen dort gelegentlich Filmvorstellungen zu erlauben.

Das Gelände des Nordparks wurde 1946 durch die britische Militärregierung beschlagnahmt. Auf der Engländer-Wiese wurden Rugby und Kricket gespielt und die Briten richteten in einem Gebäude an der Kaiserswerther Straße 390 ein neues Kino ein.

Ab 1953 darf dort auch Paul Zimmermann in freien Zeiten Filme vorführen. Zimmermann ist es dann auch, der 1957 innerhalb von sechs Monaten dort ein neues Kino mit rund 300 Sitzen, „The Globe“ errichtet. Als das neue Kino fertig ist, wird das alte Gebäude abgerissen. Bis in die 1990er Jahre hinein ist das Kino in der Hand der Briten, werden dort ausschließlich englischsprachige Filme gezeigt, welche für die in Deutschland stationierten Soldaten eine Ablenkung vom Dienstalltag bringen sollen.

Nach der Wende und der Auflösung vieler Kasernen in NRW kehren die meisten der Soldaten in ihre Heimat zurück. Das Publikum bleibt somit aus, „The Globe“ wird Mitte der 1990er Jahre geschlossen und geht in den Besitz der Stadt Düsseldorf über. Zu diesem Zeitpunkt ist das Gebäude bereits vollständig marode. Schätzungen gingen davon aus, dass eine Herrichtung als Versammlungsstätte einen zweistelligen Millionenbetrag in D-Mark kosten würde. Und so erfolgte der Abbruch des „Globe“ am 24. Oktober 2000.

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