Gut gemacht Mitarbeiter der Stadt rettet Schlüssel aus Gully
Düsseldorf · Die Seniorin Ute Debus hatte ihren Schlüsselbund schon abgeschrieben, aber sie hatte nicht mit dem Engagement eines Angestellten gerechnet.
Kurz nicht aufgepasst, schon war das Unglück passiert: Als die Haushaltshilfe der Seniorin Ute Debus den Abfall wegbrachte, fiel ihr der ganze Schlüsselbund auf die Straße und dann in einen Straßenablauf, Gully genannt. „Als ich das erfuhr, war ich ganz erschrocken“, sagt Ute Debus. Sie wohnt an der Boltensternstraße. Zum Glück hielt sich Ute Debus in ihrer Wohnung auf, als der Zweitschlüssel im Gully verschwand, ausgesperrt war die ältere Dame also nicht. Dennoch ist so ein Verlust mehr als ärgerlich, „die Schlüssel alle nachmachen zu lassen ist ja auch ein erheblicher Kostenfaktor“, sagt Rentnerin Debus.
Die alleinstehende Dame ist nicht mehr gut zu Fuß und daher auf einen Rollstuhl angewiesen. Ihre Wohnung liegt in der zweiten Etage, einen Aufzug gibt es nicht, so dass die Seniorin nicht mehr selbstständig das Haus verlassen kann. Hilfe bekommt sie unter anderem von Rainer Brötz. Er arbeitet ehrenamtlich bei „Hallo Nachbar“. Die Organisation unterstützt ältere Bürger unter anderem bei Arzt- und Behördenbesuchen, „wir besuchen die Nachbarn aber auch für Spaziergänge oder einfach, um uns nett zu unterhalten“, sagt Rainer Brötz. Als er von Ute Debus erfuhr, dass schon einige Tage lang der Schlüsselbund tief im Gully liegt, kam ihm eine Idee. „Ich schaute im Internet nach, wer zuständig ist für die Gullys“, sagt er und stieß auf den Stadtentwässerungsbetrieb. Brötz rief dort an und erzählte, was Ute Debus passiert ist.
Zu seiner Überraschung war die Hilfsbereitschaft groß. „Kurze Zeit später schon rief mich ein Mitarbeiter des Stadtentwässerungsbetriebes zurück und sagte, er wäre in 15 Minuten da“, erzählt Brötz. Ruckzuck machte er sich auch auf den Weg, traf wie verabredet den Stadtangestellten, der schon schwer beschäftigt war. Fachgerecht hob er den schweren Eisengullydeckel an und ließ einen Magneten in die Tiefe herab. „Erst holte er alte Schrauben und anderes metallisches Zeug hervor“, erinnert sich Brötz. Dann aber machte es Klick in der Tiefe und der Mann fischte mit dem Magneten den ganzen Schlüsselbund nach oben.
Die Erleichterung war groß bei Brötz. Aber bevor ihm der Schlüsselretter das wichtige Fundstück zurückgab, säuberte er den Bund noch ordentlich. Rainer Brötz könnte dann das wichtige Stück an Ute Debus überreichen. Sie fragte nach, wie viel Geld diese Rettungsaktion kostet – aber davon wollte der Mann nichts wissen. „Das ist doch selbstverständlich und gehört zum Service an unseren Bürgern“, soll er gesagt haben. Nicht einmal ein Trinkgeld nahm er an und verabschiedete sich so schnell, dass sich Ute Debus und Rainer Brötz kaum richtig bedanken konnten.
„Ein Schlüsselverlust kann zu einer ärgerlichen und kostspieligen Angelegenheit werden“, sagt Stadtkämmerin Dorothée Schneider. „Um dem vorzubeugen, stehen die Mitarbeitenden unseres Stadtentwässerungsbetriebes zur Verfügung und bergen verlorene Schlüsselbunde und andere wichtige Gegenstände aus Gullys.“ Diese Serviceleistung erbringt der Stadtentwässerungsbetrieb in dringenden Fällen sogar außerhalb der üblichen Arbeitszeiten über seine Rufbereitschaft.
Rainer Brötz ist über eine so schnelle und freundliche Leistung der Stadt überrascht und erfreut. „Ich finde, das ist der Höhepunkt menschlicher Freundlichkeit“, sagt er.