Bilk/Stadtmitte Kulturetten-Ensemble feiert 20-Jähriges

Bilk/Stadtmitte · Eine bunte Mischung aus Comedy, Schlagern, Kabarett und Travestie ist der "Culture Club", den die "Kulturetten" einmal im Monat auf die Bühne bringen. Am Sonntag feiert die Gruppe mit Gästen und Zuschauern schrille zwei Jahrzehnte.

Die Idee war so banal und einfach, dass eigentlich nichts hätte schiefgehen können. Im Jahr 1993 organisierten einige Freunde im damaligen Café Rosa, einem Kulturzentrum für Schwule und Lesben, erstmals eine eigene Show. Sie dachten sich für ihren Auftritt ein paar Witze aus, zogen sich Kleider an, setzten Perücken auf und studierten Schlager-Playbacks ein. Aber Perfektion war anders, erinnert sich Bernd Plöger, der damals schon als Moderator durch das Programm führte. "Da rutschte so manche Frisur, das Licht ging einmal aus, und auch die Kulisse wackelte", sagt er.

Aber die Zuschauer amüsierten sich eben genau deswegen. "Perfektion haben wir damals gar nicht angestrebt", sagt Plöger. Nach der Premiere gab die Gruppe sich den Namen "Kulturetten" und nennt seine seitdem monatlich stattfindende Show "Culture Club".

Das Show-Konzept blieb unverändert. "Das Besondere am Culture Club ist die Mischung aus Unterhaltung, Information und Trash", sagt Plöger, der als einzige "Kulturette" im Ensemble mit seinem bürgerlichen Namen auftritt. Seine Bühnen-Kollegen haben sich Künstlernamen zugelegt. Als Christel Christmas, Jean Tatü, Priscilla con Leché, Sir Micha, Erda Wahnfried und Maren Glitter planen sie ihre Auftritte, mit denen sie nicht nur ihre Zuschauer, sondern auch die anderen Kulturetten überraschen. "Auf der Bühne kann sich jeder austoben und brillieren", sagt Plöger. Jedes Ensemble-Mitglied habe seinen eigenen Stil. "Wir bekommen viel Jubel von den Zuschauern, aber auch mal Schimpf und Schande."

Priscilla con Leché etwa persifliert mit rosa Perücke und schwindelerregend hohen Schuhen internationale Pop-Klassiker, während Sir Micha selbst geschriebene Texte über die Höhen und Tiefen eines lesbischen Lebens singt. Und Christel Christmas schreibt zu alten Schlagern neue Fassungen, vergisst die Zeilen aber fast immer, sobald das Playback abfährt. Zynische Gedichte sind die Spezialität von Erda Wahnfried, und Mark Seebürger schuf für den Culture Club seine Kunstfigur Eugene Hotkiss, einen lasterhaften Pädagogen.

"Jeder, der das Unperfekte mag, Humor hat und sich gern auf Unbekanntes einlässt, sollte sich die Shows ansehen", sagt Katharina "Sir" Micha. "Und jeder, der auch mal leise Zwischentöne zulässt", fügt sie hinzu.

Es ginge ihr um ein funktionierendes Miteinander der Schwulen, Lesben und allen anderen Menschen — im Kulturetten-Ensemble ebenso wie im Publikum. "Der Culture Club ist wichtig, weil Prominente wie Hella von Sinnen und Klaus Wowereit als lesbische oder schwule Vorbilder in der öffentlichen Wahrnehmung einfach nicht ausreichen." Und Kimi Porucki, die mit Scheinwerfern und Mischpult für Licht und Ton auf der Bühne sorgt, sagt: "Der Culture Club ist wichtig, weil es in Düsseldorf nicht mehr viele schwul-lesbische Freizeitangebote gibt."

Die Kulturetten bestreiten nicht allein den fast dreistündige Culture Club. Den schrägen Kulturetten-Trash mögen auch viele Bühnen-Profis. Gestandene Kabarettisten, Sänger sowie bekannte und angehende Travestie-Stars treten gern als Gast auf, testen ihre neuen Programme und zeigen im Culture Club, was sie sich in so genannten "seriösen" Theatern nicht trauen. So ist es auch bei der Geburtstagsshow am Sonntag. Als Gratulanten haben sich Kabarettistin Sia Korthaus, Sängerin "Frl. Cäsar" und der Düsseldorfer Comedian Lars Hohlfeld angekündigt. Wer dabei sein möchte, sollte Karten reservieren.

(RP)
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