Stadtmitte/Bilk Künstler gestaltet Bilder mit Licht

Stadtmitte/Bilk · Georg Weishaupt benutzt LED-Leuchten und Plastikfolie für seine Arbeit. Die Motive verändern mit jeder Sekunde ihre Farben. Weishaupt experimentierte eine Weile, bis er dieses Konzept realisieren konnte.

 In seinem Atelier an der Brunnenstraße arbeitet Georg Weishaupt gleichzeitig an Acryl-Bildern und LED-Objekten.

In seinem Atelier an der Brunnenstraße arbeitet Georg Weishaupt gleichzeitig an Acryl-Bildern und LED-Objekten.

Foto: Christoph Göttert

Auf der einen Seite hängt eine mit Acrylfarbe bemalte große Leinwand. Neben ihr befestigt an der Wand ist ein Objekt, das auf einer gleich großen Fläche seine Farbe selbst zu wechseln scheint. Die beiden Werke sind völlig unterschiedlich: Das eine klassisch bemalt, das andere eine Installation aus Kabeln und LED-Leuchten. Trotz dieser Ungleichheiten haben die Arbeiten etwas Gemeinsames. Denn erschaffen hat beide Bilder der Künstler Georg Weishaupt.

Er befasst sich seit etwa zehn Jahren mit klassischer Malerei. Aber Stillleben und Landschaften in Aquarell- und Acrylfarben mit Pinsel auf Papier und Leinwand zu bringen habe ihm bald nicht mehr gereicht. Er vermisste eine künstlerische Entwicklung und die Überraschung. Seine Motive wurden immer abstrakter, erzählt er. Starre Landschaften oder detailgetreue Architektur – das sei nichts für ihn gewesen. "Ich bin nicht der große Planer mit geometrischen Formen. Mir liegt das Impulsive näher." Er legte den Pinsel beiseite und malte mit seinen Fingern – ganz direkt, energiegeladen und abstrakt. "Ich wollte in meinem Bildern immer etwas Neues und Fremdes entdecken und zeigen. Kunst soll nie langweilig werden." Weishaupt stieß beim Malen bald wieder an eine Grenze. Denn, so erzählt er, sobald er als Künstler sein Bild fertig habe, bleibe es für immer starr. "Wenn die Farbe getrocknet und fixiert ist, ist die Arbeit beendet. Es bleibt mir nur, mit der Arbeit am nächsten Bild zu beginnen." Auf Dauer sei das unbefriedigend, gibt er zu.

Er suchte nach einem neuen Weg in seiner Kunst. Zuerst tauschte er die klassische Leinwand gegen Kunststoff-Folie aus. Auf einen Keilrahmen gespannt, besprühte er die weiße Fläche mit Farbe aus der Dose. Dazu experimentierte Weishaupt erstmals mit Elektrik und installierte hinter die Folie einige weiße Neonlichter. Als völlig zufriedenstellend empfand er das Ergebnis aber noch nicht. "Die Sprühfarbe von vorn und das weiße Neonlicht von hinten ergänzten sich nicht, wie ich gehofft hatte. Ich sah keine Einheit, keine sich verstärkenden Effekte." Der Künstler gibt zu, es habe eine Weile gedauert, bis er die Farbe aus Dose oder Tube endgültig weglassen konnte. Er sei verhaftet mit den künstlerischen Traditionen gewesen, sagt er.

Schließlich aber hatte er die Idee, mit der er nun arbeitet. Er griff zu modernen LEDs, die nicht ausschließlich weißes Licht abstrahlen, sondern nahezu alle Farben. Hinter den mit weißer Folie bespannten Rahmen baute er weitere Konstrukte aus Holzleisten, an deren Innenflächen er die kleinen, mit Energie versorgten LEDs klebte. Dann schrieb er am Laptop ein PC-Programm, das den LEDs vermittelt, zu welchem Zeitpunkt sie in welcher Farbe leuchten. Eine Herausforderung sei diese Arbeit, denn: "Das Licht von hinten muss alles leisten, was sonst die Acrylfarbe von vorn erschafft." Das Ergebnis ist interessant. Die großen Keilrahmen sind wegen der hinter ihnen verborgenen Technik tiefer als elf Zentimeter, und die inneren Holzkonstrukte sind nur noch als schimmerndes Rot, Blau, Gelb und Grün zu erahnen. Weishaupt ist mit diesen Arbeiten zufrieden. "Aus einer weißen Fläche habe ich ein lebendig erscheinendes Bild gemacht, das den Betrachter nie langweilt und gleichzeitig die Nerven beruhigt."

Eines Tages aber war er über sein Werk selbst erstaunt. Denn eigentlich, so erzählt er, mache er mit der Konstruktion aus Holz, Kunststoff und Elektrik genau das, was er früher vermeiden wollte: nämlich das Planen geometrischer Formen auf den Millimeter genau. "Aber egal", sagt er. "Ich programmiere Motive und Farben, die ich auch als gemalte Bilder spannend finde." Denn schließlich, so betont er, male er ja auch weiter – ganz klassisch mit Acrylfarbe auf Leinwand.

(lod)
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