Düsseldorf In diesem Café machen Mangas den Preis

Stadtmitte · Wer die Vielfalt der japanischen Comics mag, ist im "Manga-Hof" richtig, dem ersten Manga-Café Deutschlands. Dort zahlen Gäste für die Zeit, in der sie in den Heften schmökern. Die Getränke sind Nebensache.

 Tatsuhiro Mizutani steht täglich zwölf Stunden im Manga-Hof. Aus mehr als 10 000 japanischen Comics kann der Gast wählen.

Tatsuhiro Mizutani steht täglich zwölf Stunden im Manga-Hof. Aus mehr als 10 000 japanischen Comics kann der Gast wählen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

An der Oststraße 137 ist Tokio ganz nah. Mit dem ersten Manga-Café in Deutschland hat der japanische Comic-Kult einen Platz gefunden. Tatsuhiro Mizutani eröffnete das Lokal, in dem alles anders ist als in den üblichen deutschen Lokalen.

Zwar gibt es im "Manga-Hof", so der korrekte Name des Cafés, auch eine Theke mit Kaffee-Maschine, Getränken und Geschirr. Aber statt einem Nachbarschaftsplausch oder Musikgedudel herrscht im Manga-Café größtenteils Stille wie in einer Bibliothek. Denn Mizutani realisierte ein ungewöhnliches Konzept. Die bis zur Zimmerdecke reichenden Regale füllte er mit mehr als 10 000 Manga-Comics - größtenteils im japanischen Original, denn: "Die Bücher habe ich aus Japan bestellt", sagt der 39-Jährige.

Für seine Gäste heißt das: Zugreifen erwünscht. Dazu gibt es Tee, Kaffee und kühle Getränke, die man sich in Selbstbedienung nehmen kann. Statt pro Tasse oder Glas aber wird im Manga-Café die Zeit berechnet: Minimum ist eine Stunde, die fünf Euro kostet.

Das Maximum ist ein Zwölf-Stunden-Aufenthalt, für den der Gast 25 Euro hinlegt, sofern ihm ein Platz im Café am Tisch reicht. Möchte er eine Kabine oder einen Privatraum mit Internetanschluss, wird's etwas teuer - stets sind in diesen Preisen schon die Getränke enthalten. Abgerechnet wird mit Notizen: Der Kunde meldet sich am Tresen, bekommt einen Zettel mit der Uhrzeit und kann es sich zum Lesen gemütlich machen. Später muss Tatsuhiro Mizutani nur noch die Stunden zählen und berechnen.

Manga-Fans beim Japan-Tag 2015
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Foto: dpa, hka ink

Die Besucher würden die Zeit gut ausnutzen, sagt er. Ein bis zwei Stunden würden sie bleiben, aber er habe auch schon mal einem Gast sechs Stunden berechnet, sagt er. Die zwölf Stunden sind theoretisch möglich, weil das "Manga-Hof" täglich von 12 bis 24 Uhr geöffnet hat.

Diese Zeit übernimmt Mizutani bislang ohne Mitarbeiter. Lange Schichten ist er gewohnt: Er stand im Hotel Nikko an der Bar. Vor acht Jahren kam er aus seiner Heimatstadt Yokkaichi nach Heidelberg und arbeitete als Koch. Ende Juli eröffnete er nun sein außergewöhnliches Café, in dem es noch nicht viel Kulinarisches gibt: Gegen den Hunger bietet der Inhaber japanische Suppen für fünf Euro an.

Das Konzept ist in Düsseldorf trotz der großen japanischen Gemeinde rund um die Immermann- und Oststraße neu, in Japan aber gibt es viele solcher Cafés. Denn der Manga-Kult ist dort riesig. Jedes Kind wächst mit den gezeichneten Geschichten auf. Wovon handeln Mangas? Tatsuhiro Mizutani strahlt vor Freude bei der Frage. "Komik, Abenteuer, Fantasy und ernste Dramen", sagt er. "Diesen Teil der japanischen Kultur möchte ich gern den Düsseldorfern vorstellen."

Charakteristisch für die Mangas sind ihre unendlichen Abenteuer, die von Buch zu Buch über Jahrzehnte hinweg geschrieben werden. Für die Figuren sind die großen Augen und die niedlichen Gesichter typisch. Aber es gibt viel mehr Varianten, so dass auch erwachsene Japaner immer wieder zum Manga greifen.

Im Manga-Hof hofft Besitzer Tatsuhiro Mizutani auf eine ähnliche Manga-Euphorie wie in Japan und hat inzwischen etwa 500 Bücher mit deutschen Texten im Angebot. Die Düsseldorfer reagieren noch verhalten auf sein Café, aber das Interesse wächst. "Fast 40 Prozent meiner Gäste sind Deutsche", sagt Jung-Geschäftsmann Mizutani. Wenn der Bedarf steigt, möchte er sein Angebot vergrößern und pro Monat mehr als 50 weitere Manga-Bücher anschaffen - größtenteils gebraucht und im guten Zustand.

(RP)
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