Nodashi in Düsseldorf Ein Pionier der vietnamesischen Küche eröffnet neues Restaurant

Düsseldorf · Khanh Nguyen flüchtete als Vierjähriger aus Vietnam. In Düsseldorf hat er die Küche seiner Heimat salonfähig gemacht. Jetzt hat er das Nodashi an der Oststraße eröffnet.

Khanh Nguyen und seine Mutter Tanh Kim Tran im Restaurant Quintooo, das zu dem kleinen Gastro-Imperium des Vietnamesen zählt.

Khanh Nguyen und seine Mutter Tanh Kim Tran im Restaurant Quintooo, das zu dem kleinen Gastro-Imperium des Vietnamesen zählt.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Manche sammeln Briefmarken, andere Uhren oder Autos. Khanh Nguyen sammelt Restaurants. Momentan sind es sechs in Düsseldorf. Er rechnet kurz nach. Muss er auch. Denn der 39-Jährige eröffnet Neues und schließt oder verkauft seine Lokale. Seine jüngste Errungenschaft ist das Nodashi an der Oststraße. Sein erstes Restaurant war das Khanh’s Lilly an der Friedrichstraße. Inzwischen längst wieder verkauft.

Alle Restaurants, die Nguyen gegründet hat, haben eines gemeinsam: moderne Innenarchitektur, außergewöhnliche Lampen – und das Wichtigste: vietnamesische Küche, in unterschiedlichen Richtungen.

Dabei sah es am Anfang gar nicht so aus, dass Khanh Nguyen ein erfolgreicher Unternehmer in seiner heutigen Heimatstadt werden sollte. Gemeinsam mit seiner Familie flüchtete er 1984 als Vierjähriger aus Vietnam. Er war einer der sogenannten Boatpeople, und dass er mal ein erfolgreicher Geschäftsmann im Gastro-Bereich werden würde, daran hatte er nie gedacht. „Das hat sich so ergeben“, sagt er heute und lächelt.

Zunächst ging der Junge zur Schule, machte an der Theodor-Litt-Schule seinen Abschluss, studierte an der Fachhochschule Neuss Ökonomie und Management und arbeitete nach Abschluss des Studiums bei Toyota in Solingen und in Frechen.

„Angestellt in Betrieben, das war nicht so meins“, sagt er heute, während er im Restaurant Nummer sechs, dem Nodashi, sitzt und den Kopf schüttelt. Aber gegessen, gegessen habe er schon immer gern. Essen, das sei es gewesen, meint er.

Außerdem – mit Ausnahme des Restaurants Phoenix an der Herzogstraße – gab es in Düsseldorf Ende der 90er Jahre zwar Japaner, Koreaner und Chinesen, aber keine Vietnamesen. „Wenn wir vietnamesisch essen gehen wollten, dann sind wir nach Krefeld gefahren.“

Khanh Nguyen hat die vietnamesische Küche in Düsseldorf salonfähig gemacht. Sie ähnelt der thailändischen, ist aber viel eleganter, feiner gewürzt und nicht so scharf. Also dachte er: Mache ein Restaurant auf, wo man kocht wie in der Heimat, wie zu Hause bei Mama. Seine Mutter war es auch, die schon beim ersten Restaurant am Herd stand, und sie macht es noch heute. „Alle Rezepte stammen von meiner Mutter, sie ist regelmäßig in den Läden, kontrolliert alles und entwickelt mit den Küchenleuten neue Ideen“, sagt Nguyen.

So habe sich das Ganze ergeben, meint er bescheiden. „Erstmals habe ich 2008 mit dem Khanh’s Lilly ein Restaurant eröffnet.“ Der Laden an der Friedrichstraße sei damals gerade frei gewesen, und er sei ziemlich blauäugig an die Sache herangegangen, meint der Gastronom rückblickend, mehrere Restaurants später. 27 war er, als er den Mietvertrag unterschrieb. „Wir haben ein halbes Jahr renoviert und größtenteils alles selber gemacht. Sogar Strom- und Wasserleitung verlegt.“ Wenn er von seinen ersten Gehversuchen erzählt, kann er es irgendwie nicht verstehen, wie naiv er einst war.

Jedenfalls: Er scheiterte. „Ehrlich gesagt: Ich war überfordert.“ Zwar sei die Karte klein gewesen, aber Entenzungen und Krebse in Tamarindensauce seien nichts fürs Düsseldorfer Publikum gewesen. Auch wenn das traditionelle Gerichte seien. Mehr als ein Jahr habe es gedauert, bis der Laden lief.

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Aber Nguyen verkaufte Restaurant Nummer eins (wurde ein Chinese) und arbeitete im Immobilen-Management. Nach der zweijährigen Pause von der Gastronomie startete er 2011 einen zweiten Versuch. Mit dem Mini-Restaurant Cho an der Rossstraße. Zwei Jahre später folgte das Suzie Q, das vor allem durch seine überdimensionalen roten Lampen ins Auge fiel. Heute hat es einen anderen Besitzer, während das Scaramanga an der Oberbilker Allee immer noch Khanh Nguyen gehört. Ebenso wie das Quintooo an der Kaiserswerther Straße, in dem hauptsächlich seine Mutter Tanh Kim Tran, inzwischen Ende 60, in der Küche wirbelt. Gerade erst hat er das Restaurant renovieren lassen und die Lampen, die mit Spitze beziehungsweise Damenstrümpfen überzogen waren, ausgewechselt. „Quintooo“, erzählt er, „ist ein Fantasiename, erinnert aber an die Zahl fünf, weil es mein fünftes Restaurant war“, fügt er grinsend hinzu.

Kamikaze Sushi und Banh Boyo an der Grafenberger Allee gründete er 2016 mit Freunden, hat sie aber wieder abgegeben. Xoxo Bowls an der Nordstraße sowie an der Königsallee im Sevens und an der Uerdinger Straße sind erfolgreich. Da hat Nguyen mal wieder den richtigen Instinkt bewiesen. Und jetzt kommt er mit seinem Nodashi sogar ins Japaner-Viertel. Bei allen seinen Lokalen, die die vietnamesische Küche widerspiegeln ist er seinem Prinzip treu geblieben: originelles Design und traditionelle Küche, die frisch zubereitet wird – ohne Glutamat, wie er betont. Und wie in Asien werden viele Kleinigkeiten bestellt, von denen alle probieren können. Dazu hat er eigens ein Konzept für die Speisekarte erfunden: wie bei einem Kartenspiel mit Fotos des Gerichts und auf der anderen Seite eine exakte Beschreibung dessen, was den Gast erwartet.

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Foto: shutterstock.com / Timolina

Und so reist Nguyen regelmäßig von einem Restaurant zum anderen, hilft aus, wo Not am Mann ist. „Aber nicht in der Küche“, sagt er. Da denkt er zwar vietnamesisch, wenn er mit seinen Köchen spricht, aber kaum im Gastraum denkt er typisch deutsch, gesteht er. Da muss für ihn alles seine Ordnung haben. 80 Angestellte hat der Unternehmer inzwischen, und das nächste Restaurant ist vielleicht schon in Planung. Aber ohne seine Geschwister. „Die kommen zwar gerne zu mir und meiner Mutter zum Essen, aber mit Kochen haben sie ebenso wenig am Hut wie mein Vater.“

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