Stadtmitte Das Lampen-Wunderland

Stadtmitte · Richard Luijer hat mit seinem Geschäft so einiges überlebt, selbst die Langzeit-Großbaustelle für die Wehrhahn-Linie vor der Tür.

 Im Keller stellt Richard Luijer Lampenschirme her, im Erdgeschoss ist das Verkaufsgeschäft. Nur eine Lampe ist nicht käuflich.

Im Keller stellt Richard Luijer Lampenschirme her, im Erdgeschoss ist das Verkaufsgeschäft. Nur eine Lampe ist nicht käuflich.

Foto: HAns-Jürgen Bauer

"Schön, dass es Sie noch gibt." Diesen Satz hört Richard Luijer in seinem Geschäft am Wehrhahn immer wieder. Und tatsächlich muss man sich ungläubig die Augen reiben, wenn man vor seinem Schaufenster steht und sich die vielen Lampen und Leuchten mit eckigen oder runden, Stoff- oder Leder-Lampenschirmen ansieht, die inzwischen wohl nicht mehr dem Massengeschmack und vor allem dem von jungen Menschen entsprechen. Selbst im Tiffany-Stil gibt es einige. "Es gibt schon mal Leute, die hereinkommen und fragen, ob das hier ein Museum ist", sagt Richard Luijer und lacht. "Und ich sage dann: Ich betreibe kein Museum, sondern ein Geschäft. Alles, was es hier gibt, kann man auch kaufen!"

Der gebürtige Niederländer hat am Wehrhahn nicht nur ein Lampen-Wunderland, in dem man sich vorsichtig bewegen muss, um an keine Lampe oder Leuchte zu stoßen. Der 65-Jährige stellt die Abdeckungen auch selbst her. Das hat in seiner Familie Tradition: Schon seine Eltern betrieben ein Geschäft und eine Werkstatt, erst in Holland, wegen der großen Nachfrage aus Deutschland dann auch in Städten wie Essen.

Unter seinem Geschäft hat Richard Luijer eine Werkstatt mit unzähligen Schablonen und dazugehörigen Stanzmessern. Dort arbeitet er die Wünsche und Bestellungen von Privatleuten und vor allem von Großkunden wie Hotels (u. a. Interconti Düsseldorf und Marriott-Hotels bundesweit) oder dem Unternehmen "B & M Leuchten" aus. Manchmal stellt er mehrere hundert identische Schirme her, um zum Beispiel ein Hotel auszustatten. Vor allem einfarbige, schlichte und abwaschbare liegen im Trend.

Über die Jahrzehnte hat der 65-Jährige, der sein Geschäft zu einer Zeit eröffnete, als Einrichtungsgegenstände aus Eiche angesagt waren, einiges überlebt. Reparieren statt neu kaufen: Das ist gerade bei den jungen Leuten nicht so gefragt, weiß er. Doch immer wieder kommen eben auch Menschen mit einem Lampenfuß in sein Geschäft und suchen sich einen passenden Schirm aus. "Wir sind über die Jahre zwar kein modernes Geschäft geworden", sagt Luijer, "doch wir machen moderne Lampenschirme." Ideen dafür bekomme er manchmal auch von seinen Kindern. "Wir machen fast alle Modelle, fast alle Größen, fast alle Materialien und fast alle Farben", sagt der 65-Jährige, der im Gegensatz zu anderen Geschäftsleuten am Wehrhahn sogar die Langzeit-Großbaustelle für die neue U-Bahn überlebt hat.

Manchmal kommen ehemalige Schüler des benachbarten Humboldt-Gymnasiums und reiben sich vor dem Schaufenster ungläubig die Augen. "Sie erinnern sich noch daran, wie sie als Kind oder Jugendlicher an meinem Geschäft vorbeigingen", sagt Richard Luijer und lacht. Und viele würden dann sagen: "Schön, dass es Sie noch gibt" und sich staunend ihren Weg durch das Lampen-Wunderland bahnen. Doch eine Lampe, die an der Decke hängt, ist nicht käuflich: "Die hing schon bei meinem Vater im Geschäft".

(semi)
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