Oberbilk Stadt gegen Hampelmänner in Bäumen
Oberbilk · Nach 208 Gitarren in 2012 will Ökkes Yildirim nun 208 Holzmännchen in Bäumen aufhängen. Die Verwaltung lehnt ab.
Vor gut zwei Jahren hing der Himmel für ihn voller Gitarren, jetzt möchte Ökkes Yildirim gerne Hampelmänner aufhängen. Aber da zieht die Stadt nicht mit.
Zur Erinnerung: Im Vorfeld des Eurovision Song Contests 2012 hatte der Künstler und Büdchenbesitzer Yildirim (35) eine spektakuläre Idee: Er hängte 208 Gitarren in die Bäume rund um sein kleines Café an der Ecke Flügel-/Linienstraße. Damit wollte er ein Zeichen für Völkerverständigung setzen: Einerseits mit der Hängung am kurdischen Frühlingsfest (Newroz) und andererseits mit 13 Instrumenten in jedem Baum jeweils als Symbol für Jesus und seine Jünger.
Die Gitarren hatte Yildirim damals größtenteils aus zweiter Hand gekauft und auch die Hängung selbst bezahlt. Dennoch schlug ihm seitens der Stadt Skepsis entgegen: Es dauert einige Zeit bis zur Genehmigung, und die erfolgte auch nur unter einigen Auflagen wie etwa dem Abschluss einer Versicherung, falls jemandem eine Gitarre auf den Kopf gefallen wäre — was nicht passierte. Länger als erwartet hingen die Gitarren schließlich in Oberbilks Bäumen und die Resonanz war rundweg positiv. Sogar die Vögel waren begeistert: Einige nisteten in Gitarren ohne Saiten.
Doch eben das scheint sich für Yildirims neue Aktion nun negativ auszuwirken: Hampelmänner möchte er als Nächstes aufhängen, wieder 208 Stück in den Bäumen an seinem Büdchen. Und wieder mit derselben völker- und kulturverbindenden Absicht wie damals. "Hampelmänner deswegen, weil die langsam verschwinden", erläutert Yildirim. "Sie werden in den Kinderzimmern doch immer mehr von Robotern und anderen selbstbeweglichen Kunstfiguren verdrängt. Dabei sind Hampelmänner so wichtig für Kinder und ihr Verständnis für die Motorik des Körpers."
Mit Kita-Kindern hat er bereits etliche Hampelmänner bemalt — die sind übrigens rund 1,30 Meter lang, aus Sperrholz und wiegen nur rund 900 Gramm pro Stück. Dennoch mag die Stadt, die schon bei der Abnahme der Gitarren Yildirim ermahnte, auf die Vögel zu achten, diesmal nicht zustimmen.
Die Hampelmänner seien ein "Eingriff in die Baumkronen", sie störten das Wachstum der ohnehin schon kranken Pflanzen. "Dabei wollte ich die leichteren Hampelmänner genau so aufhängen, wie die Stadt es mir bei den Gitarren vorgeschrieben hat, nämlich mit Kabelbinder." Das hat Yildirim der Verwaltung auch mitgeteilt, aber seitdem keine Antwort mehr erhalten.
Dafür haben sich bereits 1500 Menschen in eine Unterschriftenliste eingetragen, die Yildirims Aktion unterstützen. "Ich glaube, die Stadt traut mir schon deswegen nicht, weil ich türkischer Abstammung bin", sagt er und grinst dabei vielsagend. "Die denken bestimmt, dass das doch gar nicht gutgehen kann. Und das ausgerechnet in der Stadt von Joseph Beuys, der doch gesagt hat, dass jeder ein Künstler ist."
Andernorts scheint man Yildirims Aktionen mehr zu schätzen: So wurde er dieses Jahr mitsamt seinen Gitarren von der Stadt Gelsenkirchen eingeladen, um diese dort zentral auf dem Neumarkt im Rahmen eines Festivals aufzuhängen. Yildirim betont, dass er "keinen Ärger mit der Stadt Düsseldorf möchte." So würde er die Hampelmänner auch an einer anderen Stelle aufhängen. "Natürlich sind die Bäume hier krank, bei den vielen Autos, die hier durchfahren", sagt er. "Aber umso mehr Aufmerksamkeit muss man ihnen schenken."