Benrath Signalkrebse: Gefahr für heimische Tiere

Benrath · Kurzzeitig glaubte Hans-Jürgen Klein, einen Hummer an der Itter gefangen zu haben. Wie sich herausstellte, handelt es sich um eine amerikanische Krebsart, die den einheimischen Krebs verdrängt.

 Hans-Jürgen Klein hat den Signalkrebs von der Itter mit nach Hause genommen. Er will das Tier aber wieder an der Fundstelle aussetzen.

Hans-Jürgen Klein hat den Signalkrebs von der Itter mit nach Hause genommen. Er will das Tier aber wieder an der Fundstelle aussetzen.

Foto: günter von ameln

Lange Fühler, zwei wild schnappende Scheren und ein fester, grau-brauner Panzer – Hans-Jürgen Klein war sich ganz sicher, dass das kein normaler, einheimischer Flusskrebs sein kann. Auf der Suche nach Angel-Ködern stieß der Hobby-Angler bei einem Spaziergang am Sonntag entlang der Itter auf eine Ansammlung dieser Tiere. Sind das etwa Hummer?, fragte sich der Benrather. Nein, das kann nicht sein, weil diese im Salzwasser leben, wie Günther Steinert vom Düsseldorfer Ortsverband des Naturschutzbundes (Nabu) aufklärt. "Das würde schon an ein Wunder grenzen", sagt er. Aber es könne sich durchaus um eine amerikanische Krebsart handeln, die besonders große Exemplare hervorbringe. Und genau das bestätigt der Biologe Harald Groß: "In der Itter gibt es den amerikanischen Signalkrebs", sagt er.

Groß betreut das Projekt Edelkrebs NRW, das zum Schutz und zur Stützung der heimischen Flusskrebsbestände beiträgt, indem es die Krebsbestände in den hiesigen Gewässern aufnimmt. Denn die einheimischen Krebse wie der Edelkrebs oder der Steinkrebs sind vor allem durch die Krebspest besonders gefährdet und stehen aus diesem Grund bereits unter Naturschutz. Weil der amerikanische Signalkrebs diese Pilzinfektion überträgt, selbst aber nicht daran erkranken kann, ist der Gast natürlich im Vorteil. Und dabei ist der Signalkrebs aus Sicht des Biologen ohnehin schon deutlich überlegen: "Die Tiere wachsen schneller, sind aggressiver und vermehren sich viel rasanter als die heimischen Exemplare", sagt Groß.

Wurde der Signalkrebs also einmal in einem Gewässer ausgesetzt, wird man ihn so schnell nicht mehr los. "Sie fressen das Gewässer kahl und bringen das gesamte Ökosystem ins Wanken." Wasserpflanzen und Kleintiere gehen zurück, und es gebe klare Hinweise, dass sich vor allem die Zahl der Jungfische verringere. "Wahrscheinlich, weil die Krebse sie aus Verstecken verdrängen und weniger Nahrung für sie da ist", sagt Harald Groß. Das könne auch Arten wie die Bachforelle und den Lachs bedrohen.

Grundsätzlich gilt: Wer keinen Angelschein besitzt, darf gar keine Krebse mitnehmen. "Und an anderen Gewässern aussetzen darf man die Tiere sowieso nicht. Das ist verboten", sagt der Experte.

Eingeführt wurde der Signalkrebs in der 70er Jahren als Speisekrebs. Heißt: Der Amerikaner ist prinzipiell zum Verzehr geeignet. "Sind andere Fische aus dem Gewässer essbar, gilt das auch für den Signalkrebs", sagt Groß. Weil aber entlang der Itter viele Menschen leben, gibt es in dem Einzugsgebiet drei Kläranlagen, die das gereinigte Abwasser in die Itter leiten. "Baden ist verboten, und auch der Hund sollte das Wasser nicht trinken. Denn die Itter ist hygienisch nicht in Ordnung", sagt Peter Schu, Geschäftsbereichsleiter des Bergisch-Rheinischen Wasserverbands. Beim Reinigungsprozess bleibe immer ein Restbestand an Bakterien zurück, die unter anderem Durchfall-Erkrankungen auslösen können.

Auch wenn es kein Hummer ist – Hans-Jürgen Klein ist trotzdem mächtig beeindruckt von seinem Findling, den er liebvoll "Itti" getauft hat. In den nächsten Tagen will Klein den Krebs aber wieder an die Itter zurück zu seinen Artgenossen bringen.

(RP)
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