Niederkassel Schafe weiden auf Gartenflächen

Niederkassel · Die Stadt Düsseldorf hat nicht verpachtete Gärten zwischen Oberkasseler- und Theodor-Heuss-Brücke stillgelegt. 40 Pächter bekamen neue Verträge. Sieben Pächter akzeptierten die geänderten Vertragsbedingungen nicht.

Die Landeshauptstadt verfolgt derzeit verstärkt das Ziel, am Rhein zwischen Oberkasseler- und Theodor-Heuss-Brücke eine offene Landschaft zu schaffen. Begründet wird das damit, dem Rhein "unverbaute" Ausdehnungsmöglichkeiten zu bieten und die Gefahr durch schwimmende Lauben, Holz und Baumaterial bei Hochwasser zu minimieren (die RP berichtete). So wurden nicht mehr verpachtete Gärten stillgelegt, die Bäume abgeholzt, was zu erheblichen Protesten der Bevölkerung führte.

Jetzt meldet sich eine Pächtergemeinschaft zu Wort, die seit 30 Jahren einen Garten samt Laube zwischen Pappelwäldchen und Theodor-Heuss-Brücke besaß. Auslöser war die Aussage der Stadt, dass 24 Gärten im Zeitraum 2009 bis 2011 beseitigt wurden. Mit 33 Pächtern habe man neue Verträge abgeschlossen, in sieben Fällen sei die Vertragsbeendigung am 31. Dezember 2012 erfolgt.

"Nicht freiwillig", wie Willi Thome, einer von den Sieben, betont. "Wir haben unseren Garten seit 30 Jahren gemeinsam mit einer befreundeten Familie gepflegt und gehegt und hätten ihn gern, besonders auch unseren Enkelkindern, erhalten." Doch sei der neue Vertrag, den die Stadt ihnen abverlangt habe, nicht zu akzeptieren, weil er eine gravierende Einschränkung der Nutzungsart bedeute. Das heißt, künftig darf es auf der im Altvertrag als "Grabeland" ausgewiesenen Fläche nur noch Ziergewächse (einschließlich Rasen) geben. Der Anbau von Obst und Gemüse zur Deckung des eigenen oder geringfügigen Fremdbedarfs sowie die erwerbsgartenbauliche Nutzung sind untersagt.

Willi Thome: "Damit ist uns die bisherige Nutzungsart, die Anpflanzung von Gemüse, Beeren, Ost, Kartoffeln etc., auch im Interesse unserer Kinder verwehrt." Das in 15 Paragrafen gekleidete Vertragswerk habe auf den ersten Blick eine fast schockierende Wirkung und solle wohl dem Zwecke dienen, die Pächter zur Aufgabe zu bewegen. Einer angemessenen Pachtanhebung hätte die Familie nicht widersprochen, "trotz der Anhebung von 50 auf 70 Cent pro Quadratmeter, also um satte 40 Prozent". Stattdessen werde der bestehende Vertrag nach 30 Jahren einseitig von der Stadt gekündigt und durch ein "neues dubioses und unakzeptables Vertragswerk ersetzt". Der Hobbygärtner erklärt zudem, dass es geradezu unverfroren sei, bei den aufgelisteten Verpflichtungen und der eingeschränkten Nutzungsart eine Kündigungsfrist von nur drei Monaten einzuräumen. "Dann kann man nicht mehr ernten, was man im Frühjahr gepflanzt hat."

Den Garten der Familie gibt es nicht mehr, nur das hölzerne Gartenhäuschen steht noch. "Es ist im besten Zustand und hat dank solider Bauweise alle Hochwasser unbeschadet überstanden", sagt Thome und fügt hinzu: "Zuletzt habe ich 2007 mit nachweislich etwa 80 Stunden Einsatz eine Rundumsanierung ausgeführt." Jetzt werde das Häuschen von der Stadt entsorgt, nachdem die Familie in den kalten Herbst- und Adventswochen ihr Hab und Gut termingerecht ausgeräumt habe.

Das einstige Gartengrundstück wurde der angrenzenden Brachfläche zugeschlagen und als Weide für eine Schafherde freigegeben. Das Areal drum herum macht derzeit einen trostlosen Eindruck, weil einige Gärten verwildert, Zäune heruntergetreten und die Lauben teils in schlechtem Zustand sind. Einige von Privatleuten verpachtete Gärten sind dagegen noch ein Lichtblick.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort